Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Post vom Kraftfahrtbundesamt
Mein VW Touran ist in die Jahre gekommen, aber nach einem Hänger Mitte des Jahres fährt er wieder zuverlässig. Das Modell stammt aus dem Jahr 2006, entspricht also der Abgasnorm Euro 4. Das kann ich sagen, ohne in die Papiere zu schauen, weil unsere Familie wenige Monate später Zuwachs bekam.
Warum ich das alles schreibe? Das Dauer-Thema Diesel-Krise hat mich in dieser Woche mehrfach beschäftigt. Erstens ärgerte ich mich über CSU-Verkehrsminister Scheuer, dessen Lobbyismus der Autoindustrie gegenüber ich als grob-fahrlässig ansehe. Diesen Donnerstag sagte er im Interview des „ZDF-Heute-Journals“, auf die Frage, warum er nun doch für die Hardware-Nachrüstung sei, weil ihm sein Koalitionspartner diese Haltung vorschreibe.
Im Innersten ist Scheuer also immer noch der Überzeugung, dass die Besitzer von weitgehend wertlos gewordenen Diesel-Fahrzeugen auslöffeln müssen, was ihnen die Autohersteller einbrockten. Nämlich, dass ihre Autos zu viel Stickoxid ausstoßen. Wann wacht der CSU-Verkehrsminister endlich auf und schlägt sich auf die Seite der Autofahrer? Der mit der Industrie verhandelte Kompromiss zur Nachrüstung kann nicht mehr als ein Anfang sein, finde ich.
Und dann habe ich diese Woche noch einen Brief vom Kraftfahrtbundesamt bekommen. Kurz zusammengefasst steht darin: Bringen Sie Ihren Touran auf den Schrottplatz und kaufen Sie sich gefälligst ein neues Auto. Unverfroren weist mich das Bundesamt auf die Prämien hin, die die Autoindustrie für mich bereithält. Wenn ich wolle, stehe es mir frei, auch die Angebote anderer Hersteller zu nutzen. Wie großzügig.
Den Brief warf ich voller Wut in den Müll und meinen Touran fahre ich genussvoll weiter.