Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Die Inzigkofer Kastanien sind gerettet
Die 47 Bäume im Klostergarten können laut Gutachter noch einige Jahrzehnte stehen bleiben
INZIGKOFEN - Aufatmen in Inzigkofen: Die Kastanienallee beim Kloster kann erhalten werden. Wie Gutachter Andreas Lenz bei einem Vor-OrtTermin am Freitagnachmittag mitteilte, könne die Allee noch mehrere Jahrzehnte so bleiben wie sie ist. Bis dato waren die Inzigkofer davon ausgegangen, dass zumindest etliche Bäume gefällt werden müssen. Der Revierleiter Johannes Lang hatte vor einem Jahr nach einer Untersuchung der Bäume Alarm geschlagen.
Nein, Applaus gibt es nicht, als die Inzigkofer von Bürgermeister Bernd Gombold die gute Nachricht hören, doch ihre Erleichterung ist zu spüren. „Das ist ein gutes Ergebnis“, sagt der Bürgermeister, „alle 47 Kastanien können stehen bleiben“.
Andreas Lenz von der Gammertinger Firma Baumart ist zu diesem Ergebnis gekommen und hat es in seinem Gutachten niedergeschrieben, das vom Denkmalamt gefordert wurde. Rückblende: Die Gemeinde hatte in Stuttgart bereits einen Antrag auf Fällung gestellt. Die Denkmalschützer wollten die Genehmigung nur erteilen, wenn ein Gutachten die Notwendigkeit bestätigte.
Zu Beginn der Untersuchungen erstellte der Baumpflegebetrieb ein Kataster. Das kommt einer Inventur gleich. Jeder Baum wurde nummeriert, vermessen, Alter und Zustand bestimmt. Das Zwischenergebnis: Neun Bäume mussten näher untersucht werden.
Schallwellen liefern Erkenntnisse aus dem Bauminneren
Der Baumpfleger nahm über einen Resistographen Widerstandsbohrungen vor, somit bestimmte er die Festigkeit des Holzes. Eine Schalltomografie lieferte weitere Erkenntnisse über den Zustand im Inneren der scheinbar geschädigten Bäume. Die Vorgehensweise wurde den Gemeinderäten und Interessierten demonstriert. An einem Baum befestigte der Gutachter einen Ring mit zwölf Nägeln. An jedem Kopf waren magnetische Sensoren angebracht. Mit jedem Hammerschlag wurde die Stärke der Schallwellen erfasst und per Computer ausgewertet. So entstand ein Bild vom Baumkern: Anhand eines eingefärbten Querschnitts ist der Zustand des Baumes zu erkennen. Grün steht für gesund, rot für krankes Holz. Der Befall durch den Brandkrustenpilz ist weniger dramatisch: Die Bäume können trotz des Befalls weiterleben.
Nach der rund 6000 Euro teuren Untersuchung stand fest: Alle neun Bäume der aus dem 19. Jahrhundert stammenden Allee sind standfest und verkehrssicher. „Auch ich war von den positiven Ergebnissen überrascht“, sagt Gutachter Lenz. Dass der Revierleiter vor einem Jahr Alarm geschlagen habe, sei seine Pflicht. Wenn er die Bäume nicht näher untersucht hätte, wäre er zum gleichen Ergebnis gekommen, so der Gutacher.
Die Gemeinde hat es nun also schwarz auf weiß und das war Bernd Gombold wichtig: „Wenn was passiert, sind wir auf der sicheren Seite.“Die Untersuchungen müssen künftig alle drei Jahre wiederholt werden. Allerdings genügt eine einfache Inaugenscheinnahme. Wird der Kataster regelmäßig gepflegt, kommt die Gemeinde ihrer Verkehrssicherungspflicht nach.