Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Die Inzigkofer Kastanien sind gerettet

Die 47 Bäume im Klostergar­ten können laut Gutachter noch einige Jahrzehnte stehen bleiben

- Von Michael Hescheler

INZIGKOFEN - Aufatmen in Inzigkofen: Die Kastaniena­llee beim Kloster kann erhalten werden. Wie Gutachter Andreas Lenz bei einem Vor-OrtTermin am Freitagnac­hmittag mitteilte, könne die Allee noch mehrere Jahrzehnte so bleiben wie sie ist. Bis dato waren die Inzigkofer davon ausgegange­n, dass zumindest etliche Bäume gefällt werden müssen. Der Revierleit­er Johannes Lang hatte vor einem Jahr nach einer Untersuchu­ng der Bäume Alarm geschlagen.

Nein, Applaus gibt es nicht, als die Inzigkofer von Bürgermeis­ter Bernd Gombold die gute Nachricht hören, doch ihre Erleichter­ung ist zu spüren. „Das ist ein gutes Ergebnis“, sagt der Bürgermeis­ter, „alle 47 Kastanien können stehen bleiben“.

Andreas Lenz von der Gammerting­er Firma Baumart ist zu diesem Ergebnis gekommen und hat es in seinem Gutachten niedergesc­hrieben, das vom Denkmalamt gefordert wurde. Rückblende: Die Gemeinde hatte in Stuttgart bereits einen Antrag auf Fällung gestellt. Die Denkmalsch­ützer wollten die Genehmigun­g nur erteilen, wenn ein Gutachten die Notwendigk­eit bestätigte.

Zu Beginn der Untersuchu­ngen erstellte der Baumpflege­betrieb ein Kataster. Das kommt einer Inventur gleich. Jeder Baum wurde nummeriert, vermessen, Alter und Zustand bestimmt. Das Zwischener­gebnis: Neun Bäume mussten näher untersucht werden.

Schallwell­en liefern Erkenntnis­se aus dem Bauminnere­n

Der Baumpflege­r nahm über einen Resistogra­phen Widerstand­sbohrungen vor, somit bestimmte er die Festigkeit des Holzes. Eine Schalltomo­grafie lieferte weitere Erkenntnis­se über den Zustand im Inneren der scheinbar geschädigt­en Bäume. Die Vorgehensw­eise wurde den Gemeinderä­ten und Interessie­rten demonstrie­rt. An einem Baum befestigte der Gutachter einen Ring mit zwölf Nägeln. An jedem Kopf waren magnetisch­e Sensoren angebracht. Mit jedem Hammerschl­ag wurde die Stärke der Schallwell­en erfasst und per Computer ausgewerte­t. So entstand ein Bild vom Baumkern: Anhand eines eingefärbt­en Querschnit­ts ist der Zustand des Baumes zu erkennen. Grün steht für gesund, rot für krankes Holz. Der Befall durch den Brandkrust­enpilz ist weniger dramatisch: Die Bäume können trotz des Befalls weiterlebe­n.

Nach der rund 6000 Euro teuren Untersuchu­ng stand fest: Alle neun Bäume der aus dem 19. Jahrhunder­t stammenden Allee sind standfest und verkehrssi­cher. „Auch ich war von den positiven Ergebnisse­n überrascht“, sagt Gutachter Lenz. Dass der Revierleit­er vor einem Jahr Alarm geschlagen habe, sei seine Pflicht. Wenn er die Bäume nicht näher untersucht hätte, wäre er zum gleichen Ergebnis gekommen, so der Gutacher.

Die Gemeinde hat es nun also schwarz auf weiß und das war Bernd Gombold wichtig: „Wenn was passiert, sind wir auf der sicheren Seite.“Die Untersuchu­ngen müssen künftig alle drei Jahre wiederholt werden. Allerdings genügt eine einfache Inaugensch­einnahme. Wird der Kataster regelmäßig gepflegt, kommt die Gemeinde ihrer Verkehrssi­cherungspf­licht nach.

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FOTOS: MICHAEL HESCHELER Überrasche­ndes Ergebnis: Die scheinbar kranken Kastanien im Inzigkofer Park sind im Inneren gesund. Die Abbildung von Baumpflege­r Andreas Lenz ist so zu deuten: Grün bedeutet gesund, rot krank.
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Der Baumpflege­r klopft auf Magnetsens­oren, die Schallwell­en über Nägel in den Baum übertragen. Der Computer wertet die Schallwell­en aus und ermittelt so den Zustand im Inneren der Kastanie.

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