Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Damm soll die Gemeinde Krauchenwies vor Hochwasser schützen
Gutachten bringen interessante Erkenntnisse – Spieß: Baubeginn ist 2019 möglich
KRAUCHENWIES - Betrachtet man die Hochwassergefahrenkarten für Krauchenwies, dann ist der Ort durch Starkregenereignisse, insbesondere in seinem wirtschaftsstarken Südteil, gefährdet. Sowohl mit harten Faktoren wie Produktionsanlagen als auch mit weichen, wie einer Vielzahl von Arbeitsplätzen, könnte der Ort massiv betroffen sein. Bürgermeister Jochen Spieß hat in seinen 19 Amtsjahren zwar innerörtliche Überschwemmungen erlebt. Doch diese Gefahr schien mit fünf Regenrückhaltebecken in abschüssigen Geländeabschnitten und der großangelegten Ertüchtigung von Kanalrohren und Wasserbauwerken gebannt. Dass alleine diese Maßnahmen ihre Berechtigung haben, ANZEIGE zeigte ein Starkregenereignis Anfang Juni, bei dem das zuletzt gebaute Rückhaltebecken „Steinert“randvoll wurde.
Wie ein Weckruf muss die Herausgabe von Hochwassergefahrenkarten vor fünf Jahren gewirkt haben. Für Spieß und viele seiner Amtskollegen ein Schock, lagen doch große Teile der Gemeinden im Überflutungsgebiet für die Klassifizierung eines 50- und 100jährigen Hochwassers. Auch nach Überarbeitung der Karten seitens des Landes war die Gefahr nicht gebannt. Überlegungen, wie ein mögliches Hochwasser im Andelsbachtal verhindert werden kann, führten dazu, die Lösung in einem dem Gewerbegebiet vorgelagerten Damm zu suchen.
Entsprechend den Kalkulationen der Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg ist bei einem 100-jährigen Hochwasser mit 22 000 Litern pro Sekunde zu rechnen, der Andelsbach selbst kann aber ohne Damm nur 11 800 Liter bewältigen. Der Rest würde über die Ufer treten.
Das Andelsbachtal wird durchleuchtet
Die Entscheidung, einen Damm zu planen, ist an ein Planfeststellungsverfahren geknüpft, das seinerseits umfangreiche Voruntersuchungen notwendig macht. Um Fördermittel zu erhalten, verlangen die Geldgeber ein „positives Kosten- Nutzungsverhältnis“, so Spieß. Das heißt, die Projektkosten müssen niedriger sein als der zu erwartende Schaden eines Hochwassers.
Über Gutachten waren unter anderem Niederschläge, Hydrogeologie und die Dammstatik abzuarbeiten. Alle Gutachten werden öffentlich ausgelegt. Mit dem Aufstauen von Wassermengen kommt ein weiteres Problem hinzu. Der Begriff dazu heißt „Schmutzfracht“. Bis zum Illmensee waren oberstromig Gefahrenquellen für eine Kontamination des aufgestauten Wassers zu untersuchen. Das Ergebnis sei unkritisch, so Spieß. Aufschlussreich seien auch geoelektrische Messungen zur Wasserdurchlässigkeit gewesen. Mit dem Aufstauen verbunden war die Frage, inwieweit die Trinkwasserversorgung unbehelligt bleibt. Interessant ist dabei eine „Laune der Natur“: Aus dem Hügel Buchholz hätte sich über Jahrhunderte Geröll fächerartig im Untersuchungsraum abgesetzt. Dies wirke nun als Schwemmkegel wie eine schützende Schicht. Spieß geht vorbehaltlich der Endergebnisse davon aus, dass die Wasserfassung Oberried für Trinkwasser aus diesem Gebiet sicher ist.
Die umfangreichen Erkenntnisse fließen in die Dammstatik ein. Der soll auf einer Länge von etwa 850 Metern und mit einer Höhe von circa 3,20 Metern in gebogener Form von der Verbindungsstraße der B 311 zur Nordmoräne abzweigen, den Andelsbach queren und an der L 456 in deren Höhe auslaufen.
Der Damm wird befahrbar ausgelegt. „Wir müssen ja zur Dammpflege den Damm befahren können“, sagt Spieß. Eine Abkürzung für den öffentlichen Verkehr wird es nicht geben. Als Baubeginn des Dammes kann sich Spieß, wenn alles gut läuft, 2019 vorstellen.