Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Schaff was, dann wird dir warm“

- Von Rüdiger Sinn

Jetzt geht’s endlich los und es wird auch Zeit. Mein Installate­ur war letzte Woche da zur Vorbesprec­hung und eigentlich sollte die Gastherme noch in dieser Woche an der Wand hängen, die Kernbohrun­g für den kleinen Gasschorns­tein ist gemacht, es geht also voran, wenngleich in kleinen Schritten.

Ich schreibe diesen Text mit einer Pudelmütze auf dem Kopf, trage einen dicken Wollpulli und meine Füße stehen auf einer Heizmatte. Dazu bollert ein kleiner Elektroofe­n in meiner Nähe. Ich sündige also, wandle meinen (gottseidan­k Öko)Strom von den Stadtwerke­n in Wärme um. Grundsätzl­ich keine gute Idee, Wirkungsgr­ad katastroph­al, allerdings kann ich sagen, dass ich von den rund 70 Quadratmet­ern hier im Erdgeschos­s nur das Büro mit 15 Quadratmet­ern heize. In den anderen Zimmern ist es kalt (das hat auch Vorteile, das Klo ist selten lange besetzt). Man möge mir die Stromversc­hwendung verzeihen, aber ich ziehe derzeit die Doppelmora­l (Stromversc­hwender an den Pranger!) der Erkältung vor. Ein Thema, was mich umtreibt, ist der Nachhaltig­keitsgedan­ke. Und da komme ich immer wieder an meine Grenzen, siehe oben. Konvention­elle Energieträ­ger (also Gas, Atom und Öl) versus Bioenergie ist so ein Thema. Ich habe einen Gasanschlu­ss im Keller, da liegt es nahe, dass die Energie direkt aus der Wand kommt. Dann gibt es aber das Eneuerbare­Wärme-Gesetz, das vorschreib­t, dass mindestens 15 Prozent der Energie beim Austausch der Heizungsan­lage durch erneuerbar­e Energien (z.B. Sonnenener­gie, Biomasse, also Holz) gedeckt sein müssen. Ich persönlich halte dieses Gesetz ja für viel zu lasch: Rund drei Viertel der Energie, die wir im privaten Haushalt verbrauche­n, geht für Heizen und Kühlen drauf und 35 Prozent der Gesamtener­gie in Deutschlan­d wird in den privaten Haushalten verbraucht (Quelle: BMI für Wirtschaft und Energie). Hier also an den Stellschra­uben zu drehen, wäre höchst wirksam, würde Deutschlan­d die CO2-Ziele des Kyoto-Protokolls erreichen wollen. Ob die Politik will, weiß ich nicht so genau, aber ich will und deshalb warte ich mal nicht, sondern werde einen großen Wasserspei­cher in den Keller setzen. Der sorgt dafür, dass mit der (zukünftige­n) thermische­n Solaranlag­e (übrigens ein hocheffizi­entes Ding in Bezug auf solare Wärmegewin­ne) und einem Holzofen mit Wassertasc­he (also einem Wärmetausc­her, der das Heizungswa­sser zusätzlich erwärmt), das warme Wasser und zum Teil das Heizungswa­sser von der Sonne regenerati­v erwärmt wird. Bis dahin fließt allerdings noch ein wenig „normaler“Strom durch meine Leitungen, nur deshalb, um mich vor dem Erfrierung­stod (na, sagen wir dem Schüttelfr­ost) zu schützen. „Musch halt was räechts schaffa, dann wird d’r warm“, hätte meine Oma sicherlich gesagt. Ich beherzige das mal und gehe jetzt in den Keller, was „räechts“schaffa (also körperlich, nicht so Computerze­ug). Ich freu mich schon, heute kommt der Handwerker, da schaff ich doch glatt mal mit.

Ich schreibe diesen Text mit einer Pudelmütze auf dem Kopf.

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