Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Renault-Nissan-Chef Ghosn festgenommen
PARIS/YOKOHAMA (dpa) Renault-Nissan-Chef Carlos Ghosn steht wegen mutmaßlichen Verstoßes gegen japanische Finanzgesetze vor dem Aus beim japanischen Autobauer Nissan. Japanische Ermittler hätten den Top-Manager festgenommen, berichteten mehrere japanische Medien am Montag.
Monatelang gingen NissanMitarbeiter vertraulichen Hinweisen nach, dass der 64-jährige Ghosn unter anderem sein Einkommen bei der Tokioter Börse zu niedrig angegeben haben soll. Wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo meldete, soll er über fünf Jahre insgesamt fünf Milliarden Yen (rund 40 Millionen Euro) zu wenig angegeben haben.
Ghosn ist bei den Japanern Verwaltungsratschef und bei Renault gleichzeitig Vorstandschef. Außerdem führt er die gemeinsame Allianz der beiden Autobauer. RenaultAktien stürzten am Montag in Paris um zwölf Prozent auf den tiefsten Stand seit mehr als drei Jahren. Wie Nissan mitteilte, wurde das Unternehmen durch Hinweise eines Whistleblowers auf die mutmaßlichen Verstöße aufmerksam.
Ghosn gehört zu den schillerndsten Managern in der Autoindustrie. Mit der Allianz aus Renault und Nissan sowie dem japanischen Hersteller Mitsubishi hat der 1954 geborene Manager ein Konglomerat geschaffen, das mit insgesamt 10,6 Millionen Fahrzeugen pro Jahr mehr Personenwagen und leichte Nutzfahrzeuge im Jahr verkauft als der Volkswagen-Konzern. Renault-Nissan arbeitet auch mit dem deutschen Daimler-Konzern in einer Allianz zusammen, in der die Unternehmen Entwicklungskosten bei bestimmten Fahrzeugtypen teilen und im mexikanischen Aguascalientes ein gemeinsames Werk betreiben.