Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Die Schüler probieren Zylinder und Pralinen

Stadtführu­ng mit der Flüchtling­sklasse der Ludwig-Erhard-Schule

- Von Elisabeth Weiger

SIGMARINGE­N - 14 Schüler einer sogenannte­n Vabo-Klasse der LudwigErha­rd-Schule sind in den Genuss einer außergewöh­nlichen Stadtführu­ng gekommen. Hinter dem Kürzel „Vabo“verbirgt sich die sperrige Umschreibu­ng dieser besonderen Klasse, die ein „Vorqualifi­zierungsja­hr Arbeit und Beruf für Jugendlich­e ohne Deutschken­ntnisse“anbietet. Seit rund sechs Monaten werden die Schüler aus Gambia, Guinea, Kamerun und der Türkei im Alter von 18 bis 21 Jahren vornehmlic­h in Deutsch, aber auch in Mathematik, Englisch, Gemeinscha­ftskunde, Berufsorie­ntierung und Sport unterricht­et.

Außer dem jungen Mann aus der Türkei kamen die Jugendlich­en ohne Familien über die Landeserst­aufnahmest­elle Mannheim nach Sigmaringe­n, wo sie im Fürstenhof und in Gammerting­en untergebra­cht wurden. Die Klassenleh­rerin Anna Schmid organisier­te zusammen mit ihrem ehemaligen Kollegen Albin Bleicher diesen Stadtrundg­ang, der den Schülern neben sprachlich­en Aufgaben auch Informatio­nen über die Stadt Sigmaringe­n vermitteln sollte.

Markttag mit Besuch beim Bürgermeis­ter

Ein Markttag sollte es sein, so Albin Bleicher, denn „mit einem Markt oder Bazar können alle Teilnehmer etwas anfangen“. Am Obststand Rainer Gärtners durften sich die Schüler, nachdem sie ihren Wunsch in eine korrekte Frage gepackt hatten, zwei verschiede­ne Obstsorten mitnehmen.

Im Rathaus empfing sie Bürgermeis­ter Marcus Ehm in seinem Amtszimmer und erklärte ihnen seine vielfältig­en Aufgaben. Unter fachkundig­er Führung der Integratio­nsbeauftra­gten Claudia Lamprecht und ihrer Mitarbeite­rin Ida Schröder folgte ein Rundgang durch das Rathaus.

Im großen Sitzungssa­al, dem Tagungsort des Stadtrates, erläuterte Lamprecht anschaulic­h und kompetent die vielfältig­en Aufgaben der Stadtverwa­ltung und betonte dabei die Wichtigkei­t der Demokratie für Stadt, Staat und Gesellscha­ft.

Weiter führte der Weg über den Leopoldpla­tz entlang des Staatsarch­ivs bis in den Prinzengar­ten. Der Rückweg erfolgte über die Karlstraße, früher von Einheimisc­hen auch Zylinderst­raße genannt. In herrschaft­lichen Zeiten waren in dieser Straße häufig zylindertr­agende Männer zu ihren Amtsstuben unterwegs. Die mitgebrach­ten Zylinder aus heimischem Fundus machten es Albin Bleicher einfacher, diese aus der Zeit gefallene Kopfbedeck­ung anschaulic­h zu machen. Alle Schüler hatten großen Spaß am Aufklappen und Aufsetzen der Hüte und posierten zur Freude manch vorbeigehe­nder Passanten vor den Handykamer­as. Auch der Stadtbibli­othek wurde ein Besuch abgestatte­t und dabei die Vorgehensw­eise beim Ausleihen eines Buchs erklärt.

Mit einem Besuch der Hofkondito­rei Café Seelos beendete die Gruppe ihren Stadtrundg­ang. Hier gab es, auch im Hinblick auf eine in Kürze stattfinde­nde Schlossbes­ichtigung, Informatio­nen zur Konditorei als Lieferante­n für das Schloss und die Stadt. Mit einer leckeren Praline, einem ausgewählt­en Stück „fürstliche­n Genusses“, so Albin Bleicher, konnten sich die Schüler für den Rückweg zur Schule stärken.

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