Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Die Schüler probieren Zylinder und Pralinen
Stadtführung mit der Flüchtlingsklasse der Ludwig-Erhard-Schule
SIGMARINGEN - 14 Schüler einer sogenannten Vabo-Klasse der LudwigErhard-Schule sind in den Genuss einer außergewöhnlichen Stadtführung gekommen. Hinter dem Kürzel „Vabo“verbirgt sich die sperrige Umschreibung dieser besonderen Klasse, die ein „Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf für Jugendliche ohne Deutschkenntnisse“anbietet. Seit rund sechs Monaten werden die Schüler aus Gambia, Guinea, Kamerun und der Türkei im Alter von 18 bis 21 Jahren vornehmlich in Deutsch, aber auch in Mathematik, Englisch, Gemeinschaftskunde, Berufsorientierung und Sport unterrichtet.
Außer dem jungen Mann aus der Türkei kamen die Jugendlichen ohne Familien über die Landeserstaufnahmestelle Mannheim nach Sigmaringen, wo sie im Fürstenhof und in Gammertingen untergebracht wurden. Die Klassenlehrerin Anna Schmid organisierte zusammen mit ihrem ehemaligen Kollegen Albin Bleicher diesen Stadtrundgang, der den Schülern neben sprachlichen Aufgaben auch Informationen über die Stadt Sigmaringen vermitteln sollte.
Markttag mit Besuch beim Bürgermeister
Ein Markttag sollte es sein, so Albin Bleicher, denn „mit einem Markt oder Bazar können alle Teilnehmer etwas anfangen“. Am Obststand Rainer Gärtners durften sich die Schüler, nachdem sie ihren Wunsch in eine korrekte Frage gepackt hatten, zwei verschiedene Obstsorten mitnehmen.
Im Rathaus empfing sie Bürgermeister Marcus Ehm in seinem Amtszimmer und erklärte ihnen seine vielfältigen Aufgaben. Unter fachkundiger Führung der Integrationsbeauftragten Claudia Lamprecht und ihrer Mitarbeiterin Ida Schröder folgte ein Rundgang durch das Rathaus.
Im großen Sitzungssaal, dem Tagungsort des Stadtrates, erläuterte Lamprecht anschaulich und kompetent die vielfältigen Aufgaben der Stadtverwaltung und betonte dabei die Wichtigkeit der Demokratie für Stadt, Staat und Gesellschaft.
Weiter führte der Weg über den Leopoldplatz entlang des Staatsarchivs bis in den Prinzengarten. Der Rückweg erfolgte über die Karlstraße, früher von Einheimischen auch Zylinderstraße genannt. In herrschaftlichen Zeiten waren in dieser Straße häufig zylindertragende Männer zu ihren Amtsstuben unterwegs. Die mitgebrachten Zylinder aus heimischem Fundus machten es Albin Bleicher einfacher, diese aus der Zeit gefallene Kopfbedeckung anschaulich zu machen. Alle Schüler hatten großen Spaß am Aufklappen und Aufsetzen der Hüte und posierten zur Freude manch vorbeigehender Passanten vor den Handykameras. Auch der Stadtbibliothek wurde ein Besuch abgestattet und dabei die Vorgehensweise beim Ausleihen eines Buchs erklärt.
Mit einem Besuch der Hofkonditorei Café Seelos beendete die Gruppe ihren Stadtrundgang. Hier gab es, auch im Hinblick auf eine in Kürze stattfindende Schlossbesichtigung, Informationen zur Konditorei als Lieferanten für das Schloss und die Stadt. Mit einer leckeren Praline, einem ausgewählten Stück „fürstlichen Genusses“, so Albin Bleicher, konnten sich die Schüler für den Rückweg zur Schule stärken.