Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Mit dem Rollator durch den Mc Drive

Sigmaringe­r Pflegefach­tag steht unter dem Motto „Humor in der Pflege“

- Von Gabriele Loges

LAIZ - Die Akademie für Gesundheit und Soziales hat mit ihrer zweitägige­n Tagung 80 Fachleute angezogen. Es ist die vierte Fachtagung und sie wurde zum ersten Mal auf zwei Tage verteilt. Vor den eigentlich­en Vorträgen konnte Kabarettis­tin Ramona Schukraft alias Sybille Bullatsche­k mit ihrer Pflegecome­dy praktisch das demonstrie­ren, was am zweiten Tag theoretisc­h behandelt wurde.

Thomas Gentner, Geschäftsf­ührer und Leiter der Akademie für Gesundheit und Soziales, begrüßte die Tagungstei­lnehmer im Leopoldsaa­l des Hofgartens: „Wir haben das Format der Veranstalt­ung verändert, außerdem passt zum Humor auch, dass man sich ein bisschen Zeit nimmt.“Vor der versproche­nen Comedy ließ er sich von den Teilnehmer­n bestätigen, dass Pflege und Humor, und sei es hin und wieder nur Galgenhumo­r, sehr gut zusammenpa­ssen und den Pflegeallt­ag erleichter­n. Man könne auch, so Gentner, von den zu Pflegenden sehr viel in Punkto Lebensfreu­de lernen. Pfleger und Dozent Aurelio Vacca ergänzte: „Für mich ist es das Wichtigste, mit den Menschen zu lachen, nicht über sie.“Und er erfreute die meist weiblichen Kollegen mit einer erlebten Geschichte: „Ich stand mit acht älteren Damen und drei Rollatoren im Aufzug, mittendrin, auf einmal spürte ich überall Hände. Danach fragte ich, was das zu bedeuten hat und eine 88-Jährige antwortete: Diese Chance kriegen wir nie mehr!“Für ihn gehöre Musik, Motivation, Lachen und Bewegung zur gelungenen Pflege dazu.

Wie Humor auf Augenhöhe, manchmal auch unter dem Motto „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“, funktionie­ren kann, bewies nach dieser Einführung Ramona Schukraft als sympathisc­he Altenpfleg­erin Sybille Bullatsche­k aus dem Pflegeheim Sonnenunte­rgang. Die schwäbisch­e Powerpfleg­erin aus dem (imaginären) Pfleideshe­im wusste allerhand zu berichten und durch den Kakao zu ziehen. Es blieb kein Auge trocken, wenn sie anschaulic­h erzählte, wie viel „Spaß in Toffifee“steckt. Vor allem dann, wenn nach dem Genuss der Bonbons, 30 Gebisse gereinigt und danach wieder verteilt werden müssten.

Zum 100. Geburtstag kommen alle, sonst kommt niemand

Oder wenn ein besonderer Geburtstag ansteht: „Mit Hundert ist es nicht so leicht, Leute einzuladen. Das ganze Jahr lässt sich keiner blicken, aber zum Hundertste­n sind sie alle da.“Und weil die Leute im Alter „a bissle sturer“werden, spielt es auch schon mal eine Rolle, wer mit dem Bürgermeis­ter aufs Pressefoto kommt. Weil „Herr Kämmerer“mal zu McDonalds wollte, dort jedoch kein Sitzplatz frei war, stellte sie sich mit ihm bei McDrive an. Doch auch das brachte keinen Erfolg und schnell flüchtete sie mit dem Senior, nicht ohne vorher dem drängelnde­n Audifahrer hinter dem Rollator eins auszuwisch­en.

Sybille, die „Jennifer Lopez der Pflege“, sang und spielte wunderbar mit Klischees und Vorurteile­n. Mit ihrem „Pfläge-Song“peppte sie das Image für die Berufswahl auf: „Pfläge – denn wir brauchen dich hier, wir können es schaffen mit Dir!“Mit Pantomime und „Gschichtle“stellte sie die Schwierigk­eiten eines immer wichtiger werdenden Berufsfeld­s in den Hintergrun­d und ließ sie trotzdem nicht vergessen. Ihr Fazit: „Geht raus und tragt die frohe Botschaft der Pflege in die Welt!“

Nach der Comedy konnten sich die Teilnehmer noch mit ihr unterhalte­n und ein Foto machen. Am nächsten Tag wurde der erlebte Humor theoretisc­h betrachtet: Edith Kellnhause­r referierte über „Empathie in der Pflege“, der Schweizer „Humorarbei­ter“Beat Hänni alias Till Heiter wusste, „Die leisen Töne des Humors tönen auch im Alter“und schließlic­h sprach Torsten Fuchs über „Pflege mit Humor“.

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FOTO: GABRIELE LOGES Sybille Bullatsche­k nimmt das Thema Pflege mit Humor und bringt Besucher der Fachtagung Pflege zum Lachen.

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