Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Mit dem Rollator durch den Mc Drive
Sigmaringer Pflegefachtag steht unter dem Motto „Humor in der Pflege“
LAIZ - Die Akademie für Gesundheit und Soziales hat mit ihrer zweitägigen Tagung 80 Fachleute angezogen. Es ist die vierte Fachtagung und sie wurde zum ersten Mal auf zwei Tage verteilt. Vor den eigentlichen Vorträgen konnte Kabarettistin Ramona Schukraft alias Sybille Bullatschek mit ihrer Pflegecomedy praktisch das demonstrieren, was am zweiten Tag theoretisch behandelt wurde.
Thomas Gentner, Geschäftsführer und Leiter der Akademie für Gesundheit und Soziales, begrüßte die Tagungsteilnehmer im Leopoldsaal des Hofgartens: „Wir haben das Format der Veranstaltung verändert, außerdem passt zum Humor auch, dass man sich ein bisschen Zeit nimmt.“Vor der versprochenen Comedy ließ er sich von den Teilnehmern bestätigen, dass Pflege und Humor, und sei es hin und wieder nur Galgenhumor, sehr gut zusammenpassen und den Pflegealltag erleichtern. Man könne auch, so Gentner, von den zu Pflegenden sehr viel in Punkto Lebensfreude lernen. Pfleger und Dozent Aurelio Vacca ergänzte: „Für mich ist es das Wichtigste, mit den Menschen zu lachen, nicht über sie.“Und er erfreute die meist weiblichen Kollegen mit einer erlebten Geschichte: „Ich stand mit acht älteren Damen und drei Rollatoren im Aufzug, mittendrin, auf einmal spürte ich überall Hände. Danach fragte ich, was das zu bedeuten hat und eine 88-Jährige antwortete: Diese Chance kriegen wir nie mehr!“Für ihn gehöre Musik, Motivation, Lachen und Bewegung zur gelungenen Pflege dazu.
Wie Humor auf Augenhöhe, manchmal auch unter dem Motto „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“, funktionieren kann, bewies nach dieser Einführung Ramona Schukraft als sympathische Altenpflegerin Sybille Bullatschek aus dem Pflegeheim Sonnenuntergang. Die schwäbische Powerpflegerin aus dem (imaginären) Pfleidesheim wusste allerhand zu berichten und durch den Kakao zu ziehen. Es blieb kein Auge trocken, wenn sie anschaulich erzählte, wie viel „Spaß in Toffifee“steckt. Vor allem dann, wenn nach dem Genuss der Bonbons, 30 Gebisse gereinigt und danach wieder verteilt werden müssten.
Zum 100. Geburtstag kommen alle, sonst kommt niemand
Oder wenn ein besonderer Geburtstag ansteht: „Mit Hundert ist es nicht so leicht, Leute einzuladen. Das ganze Jahr lässt sich keiner blicken, aber zum Hundertsten sind sie alle da.“Und weil die Leute im Alter „a bissle sturer“werden, spielt es auch schon mal eine Rolle, wer mit dem Bürgermeister aufs Pressefoto kommt. Weil „Herr Kämmerer“mal zu McDonalds wollte, dort jedoch kein Sitzplatz frei war, stellte sie sich mit ihm bei McDrive an. Doch auch das brachte keinen Erfolg und schnell flüchtete sie mit dem Senior, nicht ohne vorher dem drängelnden Audifahrer hinter dem Rollator eins auszuwischen.
Sybille, die „Jennifer Lopez der Pflege“, sang und spielte wunderbar mit Klischees und Vorurteilen. Mit ihrem „Pfläge-Song“peppte sie das Image für die Berufswahl auf: „Pfläge – denn wir brauchen dich hier, wir können es schaffen mit Dir!“Mit Pantomime und „Gschichtle“stellte sie die Schwierigkeiten eines immer wichtiger werdenden Berufsfelds in den Hintergrund und ließ sie trotzdem nicht vergessen. Ihr Fazit: „Geht raus und tragt die frohe Botschaft der Pflege in die Welt!“
Nach der Comedy konnten sich die Teilnehmer noch mit ihr unterhalten und ein Foto machen. Am nächsten Tag wurde der erlebte Humor theoretisch betrachtet: Edith Kellnhauser referierte über „Empathie in der Pflege“, der Schweizer „Humorarbeiter“Beat Hänni alias Till Heiter wusste, „Die leisen Töne des Humors tönen auch im Alter“und schließlich sprach Torsten Fuchs über „Pflege mit Humor“.