Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Bayerisches Trio zieht kräftig vom Leder
Hans Well und die Wellbappn begeistern ihr Publikum mit spritzig-bissigem Kabarett im Dialekt
HAUSEN AM ANDELSBACH – Im ausverkauften Hirsch-Saal haben Hans Well und die Wellbappen eine bayerische Kabarett-Show hingelegt, die kaum zu toppen ist. Bissig und scharfzüngig, humorvoll und ernst verkündet das Trio – bestehend aus Vater Hans, Tochter Tabea und Sohn Jonas – die ungeschminkte Wahrheit über Bayern. So wie die drei über Bayern vom Leder ziehen, mag so mancher Landsmann rot anlaufen – aber als Einheimische dürfen die drei den bayerischen „Nationalstolz“ganz ungestraft verletzen.
Zwar ist es längst kein Geheimnis mehr, dass Bayerns Politiker Schwächen haben, aber Well und die Wellbappn halten ihnen besonders schonungslos den Spiegel vor. Sie liefern kritisches Kabarett vom Feinsten und musizieren dazu: Lässig und souverän wechseln sie die Instrumente. Mit einem Reimstück über die heiklen Themen der Gemeinden rund um Hausen überraschte und überzeugte das Trio sein Publikum gleich zu Beginn. In puncto heikle Themen sei die Region sehr ergiebig, stellten die Künstler fest. Sie trugen ihre Beobachtungen in einer atemberaubenden Geschwindigkeit vor und ließen dabei nichts aus: Die Ablacher Feuerwehr sei in einen derart heftigen Konflikt mit dem Bürgermeister geraten, dass die internationale Gemeinschaft dorthin bald Blauhelme schicken werde. Beim Sommerfest in Krauchenwies habe es deswegen schon Spieß-Braten gegeben. In Rulfingen würden demnächst womöglich Windräder aufgestellt, damit sich dort wenigstens etwas bewege. Abgesehen davon, tönte das Trio, könne man sich in ganz Oberschwaben darauf verlassen, dass wer schwarz wählt, auch schwarz baut. Für ihre freche Abhandlung ernteten die Künstler kräftigen Applaus.
Dann stieg das Trio in die bayerische Politik ein und legte noch mal eine Schippe drauf. Ihre Opfer: Die drei CSU-Politiker Horst Seehofer, Markus Söder und Alexander Dobrindt. Seehofer habe alleine nach Berlin ziehen müssen, weil die CSU den Familiennachzug verbiete. Inzwischen wünschten sich die Bayern trotzdem schon eine Abwrackprämie für das Auslaufmodell Seehofer, verkündeten die Kabarettisten. Und bei Söder gehe es nicht blöder, außer wenn Dobrindt rede. Das Gute daran: alles, was Dobrindt von sich gebe, könne direkt in eine Biogasanlage eingespeist werden.
Hans Well outete sich als pathologischer Kinder-Hasser: Zu viele Kinder gingen in Bayern aufs Gymnasium, also tue er als Lehrer alles, um möglichst viele fertig zu machen. Das Ministerium unterstütze dies: Denn dort säßen schließlich lauter ehemalige Lehrer, die es nicht mehr ausgehalten hätten. Besonders bissig kritisierten die Bayern ihr Nachbarbundesland mit ihrem „Sachsenlied“, in dem das Bundesland kurzerhand ins Nachbarland abgeschoben wird. Mit einem kräftigen „Amen“des Publikums als Schlusspunkt zur Predigt gegen die Bigotterie der CSU endete ein großer Kabarett-Abend, der sicher noch lange in allen Herzen und Köpfen der Zuschauer in Erinnerung bleiben wird.