Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Gemeinderat lehnt Beteiligung der Stadt Scheer an Kunstprojekt ab
Im kommenden Jahr wird keine Skulptur des Künstlers Robert Schad vor der Loretto-Kapelle aufgestellt werden
SCHEER - Wenn im kommenden Jahr unter dem Titel „Von Ort zu Ort“die Skulpturen des Künstlers Robert Schad in 30 Kommunen in Oberschwaben aufgestellt werden, wird der Platz an der Loretto-Kapelle in Scheer leer bleiben. Der Gemeinderat hat die Teilnahme an dem Kunstprojekt einstimmig abgelehnt. Die 2000 Euro, die die Stadt dafür hätte zahlen sollen, waren den Räten zu viel. Außerdem wollten sie keinen externen Künstler bevorzugen. Immerhin sei die Stadt noch nicht in Besitz eines Kunstwerks der in Scheer aufgewachsenen Künstlerin Editha Pröbstle.
Bürgermeister Lothar Fischer hatte das Projekt in der Sitzung am Montag vorgestellt. 2019 werde es mit der Unterstützung der Landkreise Alb-Donau, Biberach, Friedrichshafen, Ravensburg und Sigmaringen sowie der Gesellschaft Oberschwaben und der Stiftung Baden-Württemberg durchgeführt. Kreisarchivar Edwin Weber ist im Vorfeld der Sitzung mit dem Künstler Robert Schad nach Scheer gekommen und hat verschiedene Stellen angeschaut, die sich für die Aufstellung einer Skulptur eignen könnten. Es wurde die Grünfläche an der Loretto-Kapelle ausgewählt mit der Begründung, dass auch in der Gemeinde Waldburg zwei Skulpturen in Sichtweite zur Burg ausgestellt werden und so ein Bezug zum Stifter der Scheerer Loretto Kapelle Graf Wilhelm Heinrich von Waldburg entstehe.
Ausgewählte sakrale Bauwerke
Der Künstler hat diese Art Ausstellung bereits in Frankreich in der Bretagne und in der Region Metz-Saarlouis sowie in Portugal gemacht. Nun werden im kommenden Jahr 50 Skulpturen in 30 Gemeinden in Oberschwaben, darunter Schloss Achberg, Kloster Ochsenhausen, Biberach, Bussen, Friedrichshafen, Heuneburg, Ravensburg, Schloss Waldburg und Wolfegg gezeigt. Die Kunstwerke sollen nicht irgendwo stehen, sondern immer Bezug zur Kulturregion Oberschwaben nehmen. Die Loretto-Kapelle wurde als Standort ausgewählt, weil im 17. Jahrhundert in Süddeutschland nur sieben solcher sakralen Bauwerke errichtet worden sind. So sei dieser Standort ein besonders gutes Beispiel, wie zeitgenössische Kunst einen historisch bedeutenden Ort im „neuen Licht“zeigen könne.
Der Kurator der Ausstellung betont in seinem Schreiben an die Gemeinde, dass die Stadt Scheer von dem Marketing und der Öffentlichkeitsarbeit rund um das Kunstprojekt profitieren werde. Dazu werde ein Katalog mit allen Kunstwerken sowie kunsthistorischen Aufsätzen publiziert, um das Kunstdenken von Robert Schad zu erläutern. Auch werden die Besonderheiten der gewählten Orte im Dialog mit den Skulpturen ausführlich beschrieben.
Das Kunstprojekt werde die Skulptur anliefern und die Öffentlichkeitsarbeit übernehmen. Der Gemeinderat wurde gebeten, eine Kostenbeteiligung von 2000 Euro zu geben, sowie drei Stunden Leistungen vom Bauhof bereitzustellen, um den Platz für die Skulptur vorzubereiten.
Der Gemeinderat beriet sich. Sehr schnell kristallisierte sich heraus, dass die Teilnahme abgelehnt werde. Das Kunstprojekt sei zwar gut für die Außenwirkung, aber nicht die 2000 Euro wert. In der Klausur habe man die Freiwilligkeitsleistungen der Gemeinde überdacht, man tue sich schwer, jetzt eine weitere zu leisten. Ein Rat gab zu bedenken, dass die Gemeinde noch kein Werk der Scheerer Künstlerin Editha Pröbstle erworben habe, und nun einem fremden Künstler so viel Geld geben wolle. „2000 Euro sind ja nur eine Unterstützung für das Projekt und die Bauhofleistung ist vertretbar“, gab Bürgermeister Fischer zu bedenken. Ein Rat konterte: „2000 Euro für ein halbes Jahr, das ist zu viel. Ist es Kunst oder Schrott? Ich brauche das Kunstprojekt nicht.“
Fischer bot einen Kompromiss an: Kein Geld zu bezahlen, nur die Bauhofleistungen zur Verfügung zu stellen. „Mir fehlt der Bezug zu Scheer. Das Geld würde ich lieber für ein Kunstwerk von Editha Pröbstle ausgeben“, sagte ein Rat. Die Entscheidung fiel einstimmig gegen die Teilnahme am Kunstprojekt.