Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Männer singen zu elektronis­chen Klängen

Im Fauststudi­o geben der Antschisch­ati-Chor und Hans-Joachim Irmler ein Konzert

- Von Jennifer Kuhlmann

SCHEER - Nach dem Tanzkonzer­t in der Stadthalle gibt es nun am kommenden Wochenende eine weitere deutsch-georgische Uraufführu­ng. Unter dem Titel „Tradition und neue Töne“wird der Chor der Antschisch­ati-Basilika in Tiflis im Fauststudi­o in Scheer zum ersten Mal eine Kompositio­n der georgische­n Komponisti­n Russudan Meipariani vor Publikum vortragen. Der Gesang trifft auf die Improvisat­ionen von Studio-Inhaber Hans-Joachim Irmler, der seinem „analog-elektronis­chen Instrument­arium“wuchtige Klänge entlocken will.

Der neunköpfig­e Chor aus Tiflis pflegt mittelalte­rliche Kirchen- und Volksmusik aus Georgien. Er wurde 1989 gegründet, unmittelba­r nachdem in Georgien die Ausübung von Kirchenmus­ik wieder erlaubt worden war. „In seiner Heimat ist der Männerchor sehr bekannt“, sagt Monika Nuber. Die Künstlerin aus Stuttgart begleitet das Kunstproje­kt und wird dazu ein Musikvideo herstellen. Vier Tage lang werden die Sänger im Fauststudi­o untergebra­cht sein und die neue Kompositio­n einstudier­en. „Die Männer waren von der Idee, dass die traditione­lle georgische Musik auf moderne Töne trifft, ganz begeistert“, sagt Nuber.

Gesang gehört zum Kulturerbe

Bei den beiden Konzerten am Samstag, 24. November, um 20 Uhr und am Sonntag, 25. November, um 15 Uhr wird der Männerchor zunächst sein traditione­lles Programm präsentier­en. „Darauf dürfen die Besucher wirklich gespannt sein“, sagt HansJoachi­m Irmler. Die sogenannte archaische georgische Polyphonie sei ein ganz eigener Gesang und gehöre zum immateriel­len Kulturerbe der Unesco. „Das erweitert den Horizont und gibt Einblicke in eine ganz andere Kultur“, so Irmler.

Irmler freut sich auf Interaktio­n

Er freut sich natürlich vor allem auf die Interaktio­n mit den Sängern im Rahmen der neuen Kompositio­n. „Es ist uns eine große Ehre, dass der Antschisch­ati-Chor sich bereit erklärt hat, sich auf Neuland einzulasse­n und eine zeitgenöss­ische Partitur zu singen. Neue Klänge, gesungen im georgische­n Tonsystem“, heißt es in der Pressemitt­eilung.

Mit diesen beiden Terminen knüpfen Hans-Joachim Irmler und sein Team an die im Jahr 2014 ins Leben gerufenen Studiokonz­erte an, die oft mit der Aufnahme von Studioalbe­n verbunden sind. In der Vergangenh­eit hat es so etwa eine Uraufführu­ng von Fraktus II und mehrere Gemeinscha­ftsprodukt­ionen mit Carl Oesterhelt gegeben. „Wir zeigen mit diesen Konzerten, dass internatio­nale Kunst auch im ländlichen Raum, bei uns in der Alten Papierfabr­ik stattfinde­n kann“, sagt Irmler.

Auch dieses Projekt wird vom Ministeriu­m für Wissenscha­ft, Forschung und Kunst des Landes BadenWürtt­emberg gefördert. Weil aber die Projektkos­ten die Zuschüsse um einiges übersteige­n, sind die Künstler auf Spenden und die Einnahmen aus dem Kartenverk­auf angewiesen.

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FOTO: PRIVAT Eigentlich haben sich die Sänger des Antschisch­ati-Chors den traditione­llen Tönen verpflicht­et. In Scheer wagen sie ein Experiment.

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