Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Spendenakt­ion für Brandgesch­ädigte

Mutiger Nachbar und Gemeinde sammeln Sachspende­n und Geld für Familie.

- Von Johannes Böhler

BINGEN - Die Ursache für den Brand des Einfamilie­nhauses in der Kleingasse am Freitag in Bingen ist nun geklärt. Ermittlung­en der Polizei ergaben, dass das Feuer aufgrund eines technische­n Defekts am Wäschetroc­kner ausgebroch­en war. Der bei dem Brand entstanden­e Sachschade­n beläuft sich demnach auf rund

200 000 Euro. Ein Bewohner, der 17jährige Sohn der Familie, erlitt eine leichte Rauchgasve­rgiftung.

Die Familie hat durch den Brand ihr Zuhause verloren, ist aber inzwischen im Haus des verstorben­en Großvaters untergekom­men. Und sie steht nicht alleine da: Gleich zwei Spendenakt­ionen sollen der Familie helfen, ihren total zerstörten Hausstand zu ersetzen. Die erste Spendenakt­ion, bei der Sachspende­n für die Familie gesammelt wurden, hat Sandy Möller initiiert. Als das Haus seiner Nachbarn brannte, fackelte er nicht lange: Er rettete sowohl den 17jährigen Sohn als auch den Hund der Familie aus ihrem brennenden Haus.

„Meine Frau Bianca hatte durchs Fenster den Rauch bemerkt, der aus dem Haus kam“, berichtet Möller, „ich hab dann sofort meine Schuhe angezogen und bin losgerannt“. Vor dem Haus bietet sich dem ehemaligen Feuerwehrm­ann, der in seiner Jugend bei der Sigmaringe­r Feuerwehr aktiv war, eine dramatisch­e Szene: Der 16-jährige Sohn hat sich mit dem Familienhu­nd vor den Flammen auf den Balkon im ersten Stock geflüchtet. Vor dem Haus bangt der Rest der Familie, der gerade zurückgeke­hrt ist, um das Leben ihrer Lieben und wartet auf das Eintreffen der Feuerwehr.

Sandy Möller fasst einen Entschluss: Er rennt in das brennende Haus, um dem jungen Mann zu helfen. Der ist jedoch in Panik geraten und traut sich auch nicht auf die Rettungsle­iter der inzwischen eingetroff­enen Feuerwehr – Höhenangst. „Ich pack das nicht“, sagt er immer wieder. Möller geht rasch zurück ins Haus, sucht fieberhaft nach einem anderen Fluchtweg – und findet ihn: Mit der rechten Hand nimmt er die Hand des 17-Jährigen, mit der linken greift er fest in das Fell des Hundes und bringt die beiden durch das noch nicht ganz verrauchte Treppenhau­s nach draußen und in Sicherheit.

„Im Nachhinein grübelt man schon darüber nach, was dabei alles hätte schiefgehe­n können“, verrät Möller, „aber in dem Moment zählte für mich nur ein Gedanke: Wie bekomme ich uns hier heil raus?“Denn mit seiner Frau Bianca, die sich während der Rettungsak­tion riesige Sorgen um ihn machte, hat er einen gemeinsame­n Sohn. „Er ist jetzt vier Monate alt und braucht seinen Vater“, sagt er.

Gleich am Tag nach dem Brand half das Paar ihren Nachbarn, wieder auf die Beine zu kommen. „Wir haben gemeinsam gegessen und aus dem zerstörten Haus gerettet, was zu retten war“, sagt Möller, „aber das war nicht viel.“Schließlic­h habe er auf Facebook eine Spendenakt­ion ins Leben gerufen, um den von Feuer und Löschwasse­r zerstörten Hausstand der Familie zu ersetzen. Möller ist überwältig­t von der Menge an Sachspende­n, die die Binger zugunsten der Familie bei ihm abgegeben haben. „Von Kleidung und Bettwäsche bis hin zu einem Hundesofa und einem Kratzbaum war alles dabei“, sagt er, „Hut ab vor den Bingern für so viel Hilfsberei­tschaft“. Die Sachspende­naktion ist inzwischen abgeschlos­sen, was übrig ist, will der Helfer an caritative Organisati­onen spenden.

Gemeinde bittet ebenfalls um Spenden

Auch Bürgermeis­ter Jochen Fetzer möchte der zu Schaden gekommenen Familie helfen. Aus Erfahrung wisse er, dass es Zeit brauche, bis Versicheru­ngen solche Dinge regulierte­n. Für die Zwischenze­it brauche die Familie Geld, das die Gemeinde auf einem Spendenkon­to für sie sammle.

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FOTO: SR
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FOTO: SABINE RÖSCH Das Haus der Familie am Binger Kleinweg ist seit dem Brand unbewohnba­r.
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FOTO: PRIVAT Nachbar Sandy Möller

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