Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Spendenaktion für Brandgeschädigte
Mutiger Nachbar und Gemeinde sammeln Sachspenden und Geld für Familie.
BINGEN - Die Ursache für den Brand des Einfamilienhauses in der Kleingasse am Freitag in Bingen ist nun geklärt. Ermittlungen der Polizei ergaben, dass das Feuer aufgrund eines technischen Defekts am Wäschetrockner ausgebrochen war. Der bei dem Brand entstandene Sachschaden beläuft sich demnach auf rund
200 000 Euro. Ein Bewohner, der 17jährige Sohn der Familie, erlitt eine leichte Rauchgasvergiftung.
Die Familie hat durch den Brand ihr Zuhause verloren, ist aber inzwischen im Haus des verstorbenen Großvaters untergekommen. Und sie steht nicht alleine da: Gleich zwei Spendenaktionen sollen der Familie helfen, ihren total zerstörten Hausstand zu ersetzen. Die erste Spendenaktion, bei der Sachspenden für die Familie gesammelt wurden, hat Sandy Möller initiiert. Als das Haus seiner Nachbarn brannte, fackelte er nicht lange: Er rettete sowohl den 17jährigen Sohn als auch den Hund der Familie aus ihrem brennenden Haus.
„Meine Frau Bianca hatte durchs Fenster den Rauch bemerkt, der aus dem Haus kam“, berichtet Möller, „ich hab dann sofort meine Schuhe angezogen und bin losgerannt“. Vor dem Haus bietet sich dem ehemaligen Feuerwehrmann, der in seiner Jugend bei der Sigmaringer Feuerwehr aktiv war, eine dramatische Szene: Der 16-jährige Sohn hat sich mit dem Familienhund vor den Flammen auf den Balkon im ersten Stock geflüchtet. Vor dem Haus bangt der Rest der Familie, der gerade zurückgekehrt ist, um das Leben ihrer Lieben und wartet auf das Eintreffen der Feuerwehr.
Sandy Möller fasst einen Entschluss: Er rennt in das brennende Haus, um dem jungen Mann zu helfen. Der ist jedoch in Panik geraten und traut sich auch nicht auf die Rettungsleiter der inzwischen eingetroffenen Feuerwehr – Höhenangst. „Ich pack das nicht“, sagt er immer wieder. Möller geht rasch zurück ins Haus, sucht fieberhaft nach einem anderen Fluchtweg – und findet ihn: Mit der rechten Hand nimmt er die Hand des 17-Jährigen, mit der linken greift er fest in das Fell des Hundes und bringt die beiden durch das noch nicht ganz verrauchte Treppenhaus nach draußen und in Sicherheit.
„Im Nachhinein grübelt man schon darüber nach, was dabei alles hätte schiefgehen können“, verrät Möller, „aber in dem Moment zählte für mich nur ein Gedanke: Wie bekomme ich uns hier heil raus?“Denn mit seiner Frau Bianca, die sich während der Rettungsaktion riesige Sorgen um ihn machte, hat er einen gemeinsamen Sohn. „Er ist jetzt vier Monate alt und braucht seinen Vater“, sagt er.
Gleich am Tag nach dem Brand half das Paar ihren Nachbarn, wieder auf die Beine zu kommen. „Wir haben gemeinsam gegessen und aus dem zerstörten Haus gerettet, was zu retten war“, sagt Möller, „aber das war nicht viel.“Schließlich habe er auf Facebook eine Spendenaktion ins Leben gerufen, um den von Feuer und Löschwasser zerstörten Hausstand der Familie zu ersetzen. Möller ist überwältigt von der Menge an Sachspenden, die die Binger zugunsten der Familie bei ihm abgegeben haben. „Von Kleidung und Bettwäsche bis hin zu einem Hundesofa und einem Kratzbaum war alles dabei“, sagt er, „Hut ab vor den Bingern für so viel Hilfsbereitschaft“. Die Sachspendenaktion ist inzwischen abgeschlossen, was übrig ist, will der Helfer an caritative Organisationen spenden.
Gemeinde bittet ebenfalls um Spenden
Auch Bürgermeister Jochen Fetzer möchte der zu Schaden gekommenen Familie helfen. Aus Erfahrung wisse er, dass es Zeit brauche, bis Versicherungen solche Dinge regulierten. Für die Zwischenzeit brauche die Familie Geld, das die Gemeinde auf einem Spendenkonto für sie sammle.