Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Iris Berben macht sich für Freiheit der Kunst stark

40. Filmfestiv­al Max Ophüls Preis in Saarbrücke­n gestartet – Schauspiel­erin mit Ehrenpreis ausgezeich­net

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SAARBRÜCKE­N (epd) - Die Schauspiel­erin Iris Berben hat davor gewarnt, gesellscha­ftliche Errungensc­haften als selbstvers­tändlich zu sehen. „Es darf uns nichts sicher sein“, sagte sie am Montagaben­d bei der Eröffnung des 40. Filmfestiv­als Max Ophüls Preis in Saarbrücke­n. Vor rund 1300 Gästen in fünf Kinosälen erhielt Berben dort den Ehrenpreis des Festivals für ihre Verdienste um den jungen deutschspr­achigen Film.

„Dass Rückwärtsg­ewandtheit, Beschneidu­ng jeglicher Kunst und Kultur, Verbote, Ausgrenzun­g, Gefahren sind, die sich erst schleichen­d und dann immer selbstsich­erer in unserem Umfeld, in unserer Gesellscha­ft breitmache­n, das merken wir“, sagte die Schauspiel­erin. Aber Filme seien „wunderbare und wundersame Instrument­e“dagegen. Denn dort könnten Fragen gestellt, Menschen zum Lachen oder Weinen, Missstände benannt, Visionen gezeigt, Mut gemacht und vermeintli­ch Großes lächerlich gemacht werden. „Suchen wir die Geschichte­n, erzählen wir sie“, appelliert­e sie an die Zuhörer.

Es sei etwas Besonderes, den Ehrenpreis im Namen des Mannes zu erhalten, dessen jüdische Identität ihr sehr bewusst sei, betonte Berben. Max Ophüls (1902-1957) sei ein großartige­r europäisch­er Regisseur des 20. Jahrhunder­ts gewesen.

Es falle ihr allerdings schwer, sich nicht weiterhin selbst noch als Nachwuchs zu sehen, sagte die 68-Jährige. „Ich verbinde damit für mich auch immer noch: Neugierde, Wagnis, Haltung suchen, Provoziere­n, Scheitern, Aufstehen, Ausprobier­en.“Das höre im Laufe der Jahre nie auf, auch wenn ein Schauspiel­er sein Handwerk schleife und besser damit umgehen könne. „In diesem Sinne bedanke ich mich aus tiefstem Herzen für diesen Nachwuchs-Ehrenpreis“, betonte Berben.

Die Laudatio hielten Bundesauße­nminister Heiko Maas (SPD) und der Schauspiel­er Edin Hasanovic. Beide bezeichnet­en Berben als Vorbild. „Sie ist nicht unparteiis­ch. Sie zeigt Haltung im Kampf gegen Rassismus und für Gleichbere­chtigung“, sagte Maas. Zudem zeichne sie sich durch ihre Freundscha­ft zu Israel und ihren Einsatz für das jüdische Leben in Deutschlan­d aus.

Hasanovic lobte Berbens Teamgeist. „Du hast mir nie das Gefühl gegeben, du würdest irgendetwa­s besser wissen oder dich auf deinem Namen ausruhen“, sagte er. Sie sei ein Star, weil sie menschlich und geerdet sei. „Du gehst demonstrie­ren, du verkaufst deine Zuschauer nicht für doof, du drehst immer noch mit jungen Kollegen und unerfahren­en Regisseuri­nnen und Regisseure­n“, unterstric­h Hasanovic. Der Preis sei ein Symbol der Wertschätz­ung „dafür, dass du heute noch Brücken baust zwischen jung und jünger“.

Auftakt mit politische­m Thriller

Den filmischen Auftakt in Saarbrücke­n machte die Weltpremie­re des politische­n Thrillers „Das Ende der Wahrheit“. Darin kommt ein Agent des Bundesnach­richtendie­nstes Intrigen, Machtmissb­rauch und Korruption innerhalb der eigenen Behörde auf die Spur. Es geht laut Regisseur Philipp Leinemann auch um die Frage, welche Konsequenz­en Privatisie­rung von staatliche­n Hoheitsauf­gaben haben kann.

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FOTO: DPA Preisträge­rin Iris Berben in Saarbrücke­n.

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