Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„So etwas müsste es viel öfter geben“
Anwärter und Schüler der Zollschule lassen sich typisieren und sammeln 2700 Euro
SIGMARINGEN - Dank der Zollschule Sigmaringen ist die Datenbank der DKMS seit gestern um einige Hundert Registrierungen reicher. Knapp 200 Anwärter, Lehrgangsteilnehmer, Stammbedienstete und Lehrende ließen sich in die Datenbank zur Knochenmarkspende eintragen, in der Hoffnung, irgendwem irgendwann helfen zu können. Und so ganz nebenbei kamen noch stolze 2686 Euro an Spenden zusammen.
„Es war ein voller Erfolg“, sagte Ricarda Busch am Ende der Typisierungsaktion erfreut. Gemeinsam mit einigen Kolleginnen hatte sie die Veranstaltung initiiert. „Als wir von der Erkrankung unseres Kollegen hörten, kam uns die Idee, eine Typisierung hier in unserer Zollschule vornehmen zu lassen. Wir haben bei der DKMS in Tübingen angerufen und dann ging alles sehr schnell.“ Drei Wochen Vorlauf brauchte die Aktion, die ersten Gespräche waren im Dezember, gestern nun konnte Mario Scherb, Aktionsbetreuer bei der DKMS, an der Zollschule auf 24 Helfer und jede Menge potentielle Spender zurückgreifen. „Wir freuen uns natürlich und nehmen die Leute, die so etwas organisieren wollen, gern an die Hand, um bei der Vorbereitung zu helfen. In den Schulen gibt es noch die Besonderheit, dass im Vorfeld ein Film gezeigt wird, um die jungen Erwachsenen zum Thema Blutkrebs und Knochenmarkspende noch intensiver aufzuklären“, so Scherb. Die DKMS, die sich 1991 gründete, kann mittlerweile auf 8,5 Millionen registrierte Spender zurückgreifen.
Lehrender Bernd Walter bezeichnete in seinen einführenden Worten die Veranstaltung als „eine Aktion aller, die von Herzen kommt und die mit Sicherheit auch sehr emotional ist“. Er überbrachte die Grüße des an Leukämie erkrankten Kollegen, für den die Aktion ursprünglich geplant war. Inzwischen konnte ein fast hundertprozentig kompatibler Stammzellspender gefunden werden. „Wir alle drücken fest die Daumen.“
Eine Herzenssache für die jungen Leute
Für die 21-jährige Jessica Frania war es selbstverständlich, bei der Typisierungsaktion mitzuhelfen. Sie ließ sich im letzten Jahr registrieren und würde sich sehr freuen, wenn sie irgendwann einem Erkrankten helfen könnte. Gestern nahm die junge Zollsekretäranwärterin an einem der zehn Helfer-Tische Platz, um die Spender zu registrieren. „Es ist das erste Mal, dass ich als Helfer eingesetzt bin, ich freue mich darauf.“Am Tisch neben ihr, ebenfalls auf der Helferseite eingeteilt, saßen Robert Franz und Kevin Sähring. Für sie war der Einsatz eine ganz besondere Herzenssache, ist doch der erkrankte Lehrer ihr Klassenlehrer. „Wir respektieren ihn voll, er ist total cool, ein herzensguter Mann und erste Anlaufstelle, wenn man irgendwas braucht“, so der 39-jährige Robert, der bereits seit gefühlt 20 Jahren als Spender registriert ist, und Kevin (28) schob hinterher: „Unser Klassenlehrer ist einfach der beste, den man haben kann.“
Mit Sicherheit sind gestern viele der vor allem jungen Menschen mit einem sehr guten Gewissen aus der Mensa der Zollschule gegangen. „Ich habe das schon lange vor mich hergeschoben“, bekennt die 24-jährige Nadja Polewski. Mund auf, Stäbchen rein, Spender sein – diesen Slogan der DKMS hatte sie öfter gelesen, nur die eigene Bequemlichkeit stand ihr im Weg. „Ich bin froh, dass ich hier jetzt animiert wurde, mich aufzuraffen. Sowas sollte es viel öfter geben.“