Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„Die Freiheit hat man satt am End“
In der Alten Kirche präsentiert das Theater Mélange Texte und Lieder von Heinrich Heine
RULFINGEN (wol) - Einen ganzen Abend hat das Theater Mélange aus Pfullendorf am Samstag dem deutschen Dichter Heinrich Heine gewidmet. Die Aufführung gehörte zum Kulturschwerpunkt „Demokratie und Freiheit“des Landkreises.
Mit dem von Mendelssohn-Bartholdy vertonten Lied „Leise zieht durch mein Gemüt“eröffnete Roswitha Roth den Abend. Die Darsteller der Mélange-Gruppe zeigten eine große Fähigkeit, Gedichte auch durch eine ausdrucksvolle Körpersprache darzubieten. Auf Heines teils sarkastische Liebeslieder folgten politische Gedichte. In dem berühmten „Denk ich an Deutschland in der Nacht“– vorgetragen von Birgit Jäger – drückt Heine in erster Linie die Sehnsucht nach seiner Mutter aus. Weil er wegen seiner politischen Ansichten angefeindet wurde, war Heine nach Frankreich geflohen. Seine Bücher wurden derweil im Frankfurter Bundestag 1835 verboten, der preußische König erließ Grenzhaftbefehl gegen ihn. Der Titel des Abends „Die Freiheit hat man satt am End“ist der Beginn des Gedichts „Die Wahl-Esel“, die „begehren, dass ein einziger Regent sie absolut regiere“. Der dritte Teil „Gespielte Gedichte“gab den Schauspielern viel Gelegenheit, sich szenisch zu präsentieren. Ein Genuss war etwa der „Männerchor“, der die „Loreley“sang – allerdings nur gestisch zur CD-Musik, mit großen Zylindern.
Im letzten Teil des Abends trug jeder Spieler ein Gedicht aus der „Matratzengruft“vor und legte ihm zu Gedenken eine Rose auf den Boden: In den Gedichten sehnt sich Heine nochmals nach Liebe und verdammt seine Widersacher in seinem „Vermächtnis“. Auch mit diesen bedrückenden Gedichten imponierte die Theatergruppe durch große Ausdruckskraft und erhielt am Ende lang anhaltenden Beifall.