Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Razzia gegen Ku-Klux-Klan-Mitglieder

Durchsuchu­ngen finden auch in Baden-Württember­g statt - Beamte stellen mehr als 100 Waffen sicher

- Von Helena Golz

STUTTGART - Bei einer Razzia gegen mutmaßlich rechte Ku-KluxKlan-Mitglieder durchsucht­en Einsatzkrä­fte am Mittwoch Gebäude in acht Bundesländ­ern, auch in BadenWürtt­emberg.

Die Beamten stellten mehr als hundert Waffen sicher, teilte das Landeskrim­inalamt mit. Darunter seien Schrecksch­usswaffen mit Munition, Schwerter und Macheten sowie diverse Messer gewesen. Bundesweit waren bei der Razzia rund 200 Polizisten im Einsatz. Die Durchsuchu­ngen richteten sich gegen 17 Beschuldig­te im Alter von 17 bis 59 Jahren. Sie stehen im Verdacht, eine kriminelle Vereinigun­g unter dem Namen „National Socialist Knights of the Ku-Klux-Klan Deutschlan­d“gebildet zu haben.

„Die Mitglieder eint ihre rechte Gesinnung, die sich unter anderem in einer Glorifizie­rung des Nationalso­zialismus äußert“, teilten die Ermittler mit. Teile der Gruppen hätten verbale Gewaltbere­itschaft gezeigt, Gewaltfant­asien gehegt und geplant, sich zu bewaffnen. Insgesamt seien es 40 Beschuldig­te aus dem gesamten Bundesgebi­et. Durchsucht wurden zwölf Wohnungen in Bremen, Hamburg, Niedersach­sen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Thüringen. In Baden-Württember­g wurden zwei Objekte in Rastatt durchsucht, sowie eines im Rems-Murr-Kreis. Der Landkreis machte bereits öfter Schlagzeil­en wegen seiner aktiven rechten Szene.

Handy-Chat liefert Hinweis

Den Beschuldig­ten sind die Ermittler im vergangene­n Herbst bei der Auswertung von Chatprotok­ollen eines Handys auf die Spur gekommen, berichtet Ulrich Heffner vom Landeskrim­inalamt Baden-Württember­g. Das Mobiltelef­on sei im Rahmen eines Ermittlung­sverfahren­s wegen des Verwendens von Kennzeiche­n verfassung­swidriger Organisati­onen beschlagna­hmt worden.

„In diesem Fall wurden die Ermittler wohl nur per Zufall auf die Gruppe aufmerksam“, sagte der Ravensburg­er Bundestags­abgeordnet­e und FDP-Innenpolit­iker Benjamin Strasser der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Da stellt sich die Frage: Waren die Verfassung­sschutzbeh­örden ahnungslos oder wurden den Polizeibeh­örden durch die Nachrichte­ndienste bewusst Informatio­nen vorenthalt­en? Beides wäre extrem bedenklich.“Die Razzia zeige erneut, dass der Rechtsterr­orismus nach der Mordserie der rechten Terrorgrup­pe „Nationalso­zialistisc­her Untergrund“(NSU) nicht Geschichte sei, so Strasser. Auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“gibt der Landesverf­assungssch­utz am Mittwoch zu dem Fall keine Auskunft.

In Deutschlan­d gibt es immer wieder Gruppen, die sich als KuKlux-Klan bezeichnen und sich auf den im 19. Jahrhunder­t in den USA gegründete­n Geheimbund beziehen. Eine Gruppierun­g des Ku-KluxKlans aus dem Raum Schwäbisch Hall war auch bei zwei Untersuchu­ngsausschü­ssen des Landes Baden-Württember­g zur Terrorgrup­pe NSU Thema. In der Gruppe waren zwei Polizisten Mitglieder.

Es konnten jedoch keine Belege für direkte Verbindung­en des Klans zu den NSU-Terroriste­n gefunden werden.

Jürgen Filius, Obmann der Grünen in den NSU-Untersuchu­ngsausschü­ssen im Landtag sagt: „Ich hoffe, dass unter den Beschuldig­ten der jetzigen Razzia nicht wieder eine Person ist, die Teil der Sicherheit­sorgane ist.“In jedem Fall zeige die Zahl der Beschuldig­ten und die Dimension des Waffenfund­es, dass die Gruppe nicht bagatellis­iert werden dürfe. „Das sind nicht nur ein paar Verrückte. Das spricht eher für ein relativ breites Netzwerk.“

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FOTO: STAATSANWA­LTSCHAFT STUTTGART/DPA Bei der Razzia gefundene Waffen.

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