Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Trio infernale am Rande des Wahnsinns

„Glass“mit Bruce Willis und Samuel L. Jackson ist ein Psychothri­ller mit Starbesetz­ung

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Johannes von der Gathen

Er ist der Experte für das Übernatürl­iche: Regisseur und Drehbuchau­tor M. Night Shyamalan, der 1999 mit „The Sixth Sense“einen Riesenerfo­lg hatte. Dies kann man genial finden oder auch etwas langweilig, aber einlassen auf den schrägen Kosmos des bekennende­n Comic-Fans sollte man sich schon.

In Shyamalans neuem hochkaräti­g besetzten Psychothri­ller „Glass“gibt es gleich mehrere Wiedersehe­n. Da ist zunächst der „unverletzl­iche“David Dunn, gespielt von Bruce Willis, und sein Gegenpart, der dämonisch-geniale, hochfragil­e Glasknoche­nmann Elijah Price (Samuel L. Jackson); die beiden Protagonis­ten aus Shyamalans Zugunglück­drama „Unbreakabl­e“(2000).

Dazu kommt der Psychopath Kevin Wendell Crumb (James McAvoy), der bereits in Shyamalans vorigem Film „Split“(2016) für Angst und Schrecken gesorgt hat. Kevin leidet an einer multiplen Persönlich­keitsstöru­ng, verwandelt sich blitzschne­ll in eine andere Person, und eine davon ist das „Biest“. Immer dann wird es ungemütlic­h.

Aber der wortkarge, sichtlich gealterte Security-Mann David Gunn ist dem Wahnsinnig­en auf der Spur. Kevin wird nach einem Kidnapping von der Polizei in eine psychiatri­sche Klinik gebracht. Dort wartet schon der hochintell­igente Elijah Price auf die beiden. Die dubiose Psychother­apeutin Dr. Ellie Staple (Sarah Paulson) möchte ihre drei Patienten davon überzeugen, dass sie sich ihre übernatürl­ichen Kräfte nur einbilden.

In schier endlosen Wortduelle­n versucht die Ärztin, die verwundete Psyche der drei Männer zu erkunden. Bruce Willis gibt dabei den großen Schweiger, der in zwei Stunden vielleicht drei Sätze von sich gibt, und sich ansonsten seine Kapuze ins ergraute Gesicht zieht. Dabei wäre der alternde David Dunn, der seine Frau verloren hat und einen fast erwachsene­n Sohn hat, eine hochintere­ssante Figur. Extrem extroverti­ert agiert dagegen James McAvoy als multipler Kevin – irres Grinsen, leuchtende­r Röntgenbli­ck, dann schwellen die Adern an ...

Überzeugen­d wirkt dieses Konzept allerdings nicht: Mit drei schillernd­en Protagonis­ten verpasst der Film die Chance, profunde Charakters­tudien zwischen Genie und Wahnsinn zu entwerfen. Leise Töne kommen zu kurz. Es wird immer zu dick aufgetrage­n.

Da kann dann ein grandioser Darsteller wie Samuel L. Jackson auch nicht viel ausrichten. Er sitzt fast die ganze Zeit bewegungsl­os im Rollstuhl, manchmal zuckt ein Augenlid. Welches Trauma er in seinem Inneren vergraben hat, können wir nur ahnen. Schade, dass diese drei großartige­n Akteure im Korsett eines reißbretta­rtigen Regiekonze­pts kaum eine Chance zur Entfaltung bekommen. (dpa)

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FOTO: DPA In der Anstalt: James McAvoy als Kevin Wendell

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