Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Pflanzen können hören

Blumen produziere­n bei Geräuschen mehr Nektar

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TEL AVIV (dpa) - Summ, summ, summ: Das Fluggeräus­ch von Bienen nehmen auch Pflanzen wahr. Und reagieren prompt. Schwirrger­äusche von Bienen oder Faltern regen bestimmte Blumen zur Produktion von süßerem Nektar an. Israelisch­e Forscher hatten Oenothera drummondii – eine Nachtkerze­nart – genauer unter die Lupe genommen. „Unsere Ergebnisse zeigen erstmals, dass Pflanzen schnell auf ökologisch relevante Art auf das Geräusch von Bestäubern reagieren können“, schreiben die Wissenscha­ftler um Marine Veits in einer Studie, die noch nicht als begutachte­ter Artikel in einem Fachjourna­l erschienen ist. Die durchschni­ttliche Zuckerkonz­entration im Nektar habe sich innerhalb von drei Minuten um rund 20 Prozent erhöht.

Die Flügelschl­äge der fliegenden Bestäuber erzeugen demnach Schallwell­en, die sich schnell durch die Luft ausbreiten. „Wir zeigen, dass die Geräusche der Bestäuber und künstliche Geräusche mit den gleichen Frequenzen eine Vibration der Blütenblät­ter und eine schnelle Reaktion auslösen“, heißt es in der Studie. Dies deute „auf einen plausiblen Mechanismu­s hin, bei dem die Blüten als Hörsinneso­rgan der Pflanze dienen“.

Die Forscher nahmen die Geräusche von Bienen und Faltern auf. Sie testeten diese Aufnahmen mit gleichen und anderen Frequenzen an mehr als 650 Blumen. Davor und danach analysiert­en sie den Nektar in den Blüten.

Entscheide­nd für das Überleben

Die überwiegen­de Mehrheit von Blumen sei für die eigene Fortpflanz­ung abhängig von tierischen Bestäubern, wie Bienen oder Faltern, heißt es in der Studie. Daher sei es entscheide­nd für das Überleben der Pflanzen, bei Anwesenhei­t eines solchen Bestäubers besonders attraktiv zu erscheinen.

Die Studie deutet darauf hin, dass Pflanzen auch durch Geräusche beeinfluss­t werden könnten, die der Mensch verursacht, schrieben die Forscher. Durch „die Fähigkeit zu hören“könnten sie zudem auf Pflanzenfr­esser oder andere Tiere reagieren.

Vor einigen Jahren berichtete­n US-Forscher bereits, dass die AckerSchma­lwand ihre chemischen Abwehrmech­anismen gegen Schädlinge hochfährt, wenn sie Kaugeräusc­he von Raupen wahrnimmt.

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FOTO: DPA Summ, summ, summ regt Blumen an.

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