Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
In den Hohen Tannen fallen die Bäume
Sicherheit wegen Eschentriebsterben und neue Bauplätze sind Grund für die Rodungen
SIGMARINGEN - Im Laufe dieser Woche ist die Städtische Forstabteilung in dem Waldbestand vom Waldspielplatz Hohe Tannen bis zur Höhe Birkenweg mit Baumfällungen tätig. Das rasch voranschreitende Eschentriebsterben und zunehmende Baumhöhen - die bei möglichem Sturmwurf bis an die Bebauung reichen würden -, zwingen zu einer umfänglichen Verkehrssicherung. Während der Aufarbeitung ist das Waldgebiet und der darin verlaufende Wanderweg gesperrt. Darauf weist die Stadt Sigmaringen in einer Pressemitteilung hin.
Der Leiter der städtischen Forstverwaltung, Jürgen Kohler, erläutert auf Anfrage der Schwäbischen Zeitung die Situation wie folgt: Das Eschentriebsterben betrifft im Prinzip alle Waldbesitzer. Der Verursacher, das „Falsche Weiße Stengelbecherchen“(Hymenoscyphus pseudoalbidus) ist ein Pilz, der normalerweise mit den Blättern des Baumes abgeworfen wird. „Man hat angenommen, dass durch die längere Vegetationsperiode, bedingt durch die Klimaerwärmung, der Pilz inzwischen ins Holz, in die Äste und die Wurzeln gelange“sagt Kohler. Die Folge sei, dass die Wurzeln absterben und der Baum keinen Halt mehr im Boden hat. Er fällt dann irgendwann einfach um.
Die Annahmen zur Vegetationsphase, die früher beginne und später ende, was dazu führt, dass sich der Pilz länger ausbreiten kann und die Bäume dadurch marode werden, wird so nicht mehr aufrechterhalten. „Diese Annahme haben die Wissenschaftler wieder revidiert und inzwischen viele andere Erkenntnisse benannt“, sagt Kohler. Man könne aber das Eschentriebsterben daran erkennen, dass in der Krone der Bäume verstärkt trockenes Astwerk zu sehen ist, dass, wie auch der Stamm, brechen kann.
„Als das Gebiet in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts bebaut wurde, wurde ein Abstand von 30 Metern zur Bebauung festgelegt. Der besteht zurzeit nicht mehr“, sagt Kohler. Auch sei in den Jahren weitere Vegetation nachgewachsen. Durch den hohen Eschenanteil in diesem Gebiet und das Absterben der Wurzel entstehe hier eine massive Gefahr, der die Forstbehörde entgegentreten müsse.
Die Arbeiten beginnen wie angekündigt noch in dieser Woche mit Pflegearbeiten im hinteren Bereich, ausgehend vom Waldspielplatz. Dass für den Birkenweg neue Bauplätze geplant sind, gehen die Arbeiten dann in Richtung Birkenweg gleich weiter. Beim Übergang der Hohen Tannen in den Birkenweg steht ein Gruppe Buchen, die von den Förstern noch untersucht wird. Hier soll festgestellt werden, ob es in den Bäumen Fledermausquartiere gibt, sodass die Fällung zunächst aufgeschoben wird. Der Rest des Waldrandes fällt.
Wie lang die Arbeiten dauern, ist angesichts der Schnee- und der Personallage noch nicht ganz klar. Die Arbeiten sind teilweise schwierig und müssen mit Seilwinden ausgeführt werden, damit die Bäume nicht auf die Häuser stürzen. Insgesamt rechnet Kohler mit einer Dauer von zwei Wochen für die Arbeiten.