Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Gasaustritt am Auto ist eine neue Aufgabe
Umweltschonenende Antriebe stellen Rettungskräfte vor neue Herausforderungen
BAD SAULGAU - Nach dem Großeinsatz der Feuerwehr im Wohngebiet Wuhrweg in Bad Saulgau ist die Gefahrenquelle nun vollends beseitigt. Aus dem aus dem auf eine Freifläche abgeschleppten Auto mit einem Antrieb für Autogas (LPG) strömt inzwischen kein Gas mehr. Das teilt Stadtbrandmeister Karl-Heinz Dumbeck auf Anfrage mit. Ein Vorfall wie am Dienstagabend zeigt, welche neuen Herausforderungen auf die Rettungskräfte in Zeiten neuer umweltschonender Fahrzeugtechniken und -antriebe noch zukommen können.
„Nach dem Abschleppen ist nur noch eine geringe Menge Gas ausgetreten, vermutlich aus Resten in den Leitungen des Fahrzeugs“, sagt Stadtbrandmeister Karl-Heinz Dumbeck nach Rücksprache mit dem beauftragten Abschleppunternehmen. Noch einmal blickt der Feuerwehrmann zurück auf die kritische Situation am Dienstag. Bis zu 55 Liter flüssiges Autogas, das in der Fachsprache LPG genannt wird, hätten sich in dem Fahrzeug befunden. Das Gas in dieser komprimierten Form entwickelt nach dem Entweichen ein sehr viel größeres Volumen. Von vielen Tausend Litern Gas mussten die Rettungskräfte ausgehen.
Jetzt wird am Fahrzeug nach der Ursache für das Leck gesucht. „Das kann ein kleiner technischer Defekt wie eine schadhafte Dichtung sein“, so der Stadtbrandmeister. Wie schnell bei Gas ein kleiner Fehler im ungünstigsten Fall zu einem großen Unglück führen kann, habe sich nicht zuletzt bei der Gasexplosion in Paris gezeigt, so Dumbeck. Auch hier habe ein kleines Leck in der Hausinstallation zu einer Explosion mit mehreren Toten geführt.
Im Notfall 112 wählen
In Bad Saulgau dagegen endete der Einsatz für Einsatzkräfte und Anwohner glimpflich. „Die Mannschaft hat gut reagiert und professionell gearbeitet“, lobt der Stadtbrandmeister seine Mannschaft. Auch der Autobesitzer habe im Wesentlichen gut reagiert. Er habe den Garagenbereich um das Auto verlassen und einem Nachbarn zugerufen, er solle die Fenstern zumachen.
Anschließend informierte er die Polizei in der Hauptwache. „Da sollte er nächstes Mal besser die Notrufnummer 112 anrufen, um damit die Leitstelle zu alarmieren.“Die Daten wurden so von der Polizei an die Leitstelle gegeben worden, die wiederum die Feuerwehr alarmierte. Als die Feuerwehr anrückte, machte er sich bemerkbar. Auch das, so der Stadtbrandmeister, war richtig. Bei Gas besteht die Gefahr, dass die Feuerwehr selbst in den Gefahrenbereichhineinfährt und die Kettenreaktion auslösen könnte.
Mit einem solchen Fall war die Feuerwehr Bad Saulgau bisher noch nicht konfrontiert. Allerdings gab es bereits Unfälle mit Wohnmobilen, die Gasflaschen mit sich führten. „Die neuen Formen der Mobilität werden ganz neue Anforderungen bringen“, ist sich Karl-Heinz Dumbeck sicher. So würden Motoren bei Elektroautos mit Hochspannungsstrom angetrieben. Ganz besondere Vorsicht sei da geboten, wenn die Feuerwehrleute das Dach abnehmen müssten, um Verletzte zu bergen. Die Landesfeuerwehrschule in Bruchsal bilde in Zusammenarbeit mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) die Führungskräfte in diesen Bereich ständig fort.
Die Ausstattung der Einsatzgeräte und die Taktik vor Ort müssten immer wieder an diese Anforderungen angepasst werden. „Mit dem vom Bund finanzierten und mit Finanzmitteln der Stadt mit Zusatzausrüstung versehenen Gerätewagen Messtechnik sind wir hier ganz gut aufgestellt“, so Dumbeck.