Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Rat stimmt jetzt doch gegen Windräder
Freudenweiler Bürger und der Gemeinderat Neufra sprechen sich gegen das Projekt aus
NEUFRA-FREUDENWEILER - Bis Ende Januar kann der Gemeinderat Neufra eine Stellungnahme zum Bauvorhaben des Energiekonzerns Eon am Standort der Winterlinger Bürgerenergie abgeben. Bisher stellte sich das Gremium in einer ersten und einer zweiten Abstimmung hinter das Bauvorhaben. Nach der Bürgerfragestunde mit 34 Zuhörern und einer nachfolgenden Beratung sprachen sich die Gemeinderäte am Dienstag dann aber doch gegen den Bau der Windkraftanlagen aus.
Unmittelbar nach einer Teilbaugenehmigung für vier der ursprünglich sieben geplanten Windräder hatte die Winterlinger Bürgerenergie das Projekt an einen Investor aus Minden in Nordrhein-Westfalen verkauft. Später wurde die Teilbaugenehmigung von der Firma Vortex in Kassel und erst vor Kurzem vom Energiekonzern Eon übernommen.
„Wie stehen Sie zu den Windkraftanlagen?“, fragte Bürgermeister Reinhard Traub in der Gemeinderatssitzung, die im Teilort Freudenweiler stattfand. Der Gemeinderat selbst hatte bei der ersten Stellungnahme einstimmig zugestimmt und war auch bei der zweiten Abstimmung mit fünf zu vier Stimmen für den Bau der Windkraftanlagen. Bis dahin waren bei der Gemeindeverwaltung und dem Gemeinderat keine gegenteiligen Meinungen eingegangen. Allerdings erfolgte auch keine Befragung der Bürger aus Freudenweiler.
Kritiker nennen ihre Gründe
In einer spontanen Umfrage am Dienstag sprach sich keiner der Zuhörer für die Windkraftanlagen aus. Vielmehr wurden detaillierte Gründe für eine Ablehnung angegeben. Jochen Lottermoser und Günter Beck von der Bitzer Bürgerinitiative informierten insbesondere über die Punkte Grund- und Trinkwasserschutz, Zerstörung des Landschaftsbildes und der Natur, Gefährdung in der Erdbebenzone, Infraschall, Lärm durch Rotorschlag, Schlagschatten, Artenschutz und nicht zu erwartende Wirtschaftlichkeit.
Die Freudenweiler begründeten ihre Ablehnung auch mit einer zu erwartenden Wertminderung ihrer Immobilien. Außerdem befürchten sie Probleme mit dem Trinkwasserschutz. „Kein einziger Punkt rechtfertigt den Bau der Windkraftanlagen vor unseren Haustüren“, argumentierte ein Zuhörer und verwies auf die Gesamthöhe der Windräder von 238,5 Metern und eine Entfernung von 1900 bis 2500 Meter von Freudenweiler.
Eine Bürgerin aus Freudenweiler forderte eine Informationsveranstaltung, bei der von verschiedenen Seiten umfangreiche Auskünfte über Mindestforderungen, Gesundheitsgefahren und die Veränderungen des Landschaftsbildes vorgetragen werden. Reinhard Traub sicherte zu, sich für eine Informationsveranstaltung einzusetzen.
Bei der nachfolgenden Beratung waren sich die Gemeinderäte einig und sprachen sich in einer scharfen Stellungnahme einstimmig gegen den Bau der Windkraftanlagen aus. Als maßgebliche Gründe dafür nannten auch die Gemeinderäte den Grund- und Trinkwasserschutz (Gallusund Lichtensteinquelle), die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes, den Gesundheitsschutz und die befürchtete Wertminderung.