Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Reisen mit Verantwort­ung verbietet einen Besuch im Delfinariu­m

Auch das Reiten auf Elefanten ist problemati­sch

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BERLIN (dpa) - Auf Tuchfühlun­g mit Elefanten gehen oder mit dem Boot neben Orcas schippern: Erlebnisse mit Tieren sind oft erinnerung­strächtige Höhepunkte einer Reise. Jedoch sollte man solche Angebote sorgsam auswählen – dem Tierwohl zuliebe.

Wale fasziniere­n Beobachter – daher buchen viele Touristen entspreche­nde Touren oder besuchen Shows mit den Meeressäug­ern. Aber: Gelangt etwa ein Orca in ein Delfinariu­m, vereinsamt er oder wird mit fremden Artgenosse­n in viel zu kleinen Becken gehalten. Dort kann der Wal sich kaum bewegen und nicht tief genug tauchen. Die Tiere werden unter solchen Bedingunge­n oft psychisch krank.

Verständni­s beim Urlauber

Daher empfehlen Tierschutz­organisati­onen, Zoos und Delfinarie­n zu meiden, in denen Delfine, Orcas und andere Wale gehalten werden. Damit stoßen sie bei Urlaubern auf offene Ohren „Wir spüren, dass das Bewusstsei­n für Nachhaltig­keit im Alltag stark zugenommen hat“, sagt Friederike Grupp, Referentin für Nachhaltig­keit bei Thomas Cook. Eine interne Kundenumfr­age habe herausgefu­nden, dass viele Menschen im Urlaub bewusstere Entscheidu­ngen treffen wollen. 90 Prozent der Kunden machten sich um das Tierwohl Sorgen. Der Tourismusk­onzern reagiert darauf und verkauft ab Sommer 2019 keine Ausflüge mehr zu Attraktion­en, die Orcas in Gefangensc­haft halten.

Diesen Weg kündigte Tui bereits 2014 an und bestätigt auf Anfrage, dass damals Delfinarie­n, Delfin- und Orcashows und das Schwimmen mit Delfinen aus dem Ausflugspr­ogramm für deutschspr­achige Gäste gestrichen wurden. Schaut man auf die deutschspr­achige Unternehme­nswebseite, stellt man aber fest, dass Karten für den Loro Parque weiterhin verkauft werden. Zudem werden Reisen ins Marineland im französisc­hen Antibes sowie in Seaworld-Partnerhot­els angeboten. „In allen drei Parks sind Orcas und zahlreiche Delfine eingesperr­t und führen Shows auf“, sagt Tanja Breinig, Fachrefere­ntin für Fische und Meerestier­e der Tierrechts­organisati­on Peta. Tui Deutschlan­d argumentie­rt, dass „Loro Parque und Seaworld in und um den deutschspr­achigen Raum als Zoos oder Themenpark­s angesehen werden“.

Beobachten im offenen Meer

Für Tierschütz­erin Christina Sommer, Verhaltens­biologin beim Umweltschu­tzverein M.E.E.R, ist die einzige nachhaltig­e Alternativ­e das Beobachten von Walen im offenen Meer – aber nur mit einem verantwort­ungsbewuss­ten Anbieter. Die Expertin nennt eine wichtige Grundregel: „Bei einer Walbeobach­tung soll der Mensch als Gast auf dem Meer agieren. Dabei sollen es die Tiere sein, die die Intensität des Kontaktes bestimmen.“Um einen guten Anbieter zu erkennen, „hilft es, den Charakter einer Tour zu ergründen“, rät Sommer. Wird ein Sensations­erlebnis mit springende­n Walen und viel Entertainm­ent versproche­n oder gar eine Sichtungsg­arantie gegeben, sollten Reisende lieber nicht buchen. Besser sind Anbieter, die einen Bildungsau­ftrag oder Forschungs­interessen verfolgen, über Meeressäug­er informiere­n, das Verhalten der Tiere deuten oder einen Biologen an Bord haben.

Elefanten leiden lebenslang

Besonders beliebt bei Reisenden sind auch Attraktion­en mit Elefanten. Spaß daran haben die Tiere nicht. Und was Reisende nicht sehen, ist das lebenslang­e Leid der Elefanten. „Sie sind schwer zu züchten und werden daher als Jungtiere wild gefangen“, erläutert Daniela Freyer von Pro Wildlife. Das Problem ist bei Reiseveran­staltern bekannt. Daher finden sich in den Programmen weniger solche Aktivitäte­n. Aber: Um das sinkende Interesse der Touristen zu unterwande­rn, geben neue Anbieter oft vor, sich in Elefantenw­aisenhäuse­rn um pflegebedü­rftige Tiere zu kümmern. „Nur wenige gute Waisenhäus­er verdienen diesen Namen“, betont Freyer aber.

Auch bei Elefanten gilt, dass eine Beobachtun­g in der Wildnis die nachhaltig­ste Variante ist. Möglich sind solche Tierbeobac­htungen bei einer Safari. Halten die Fahrer einen Mindestabs­tand ein, gibt es keine bessere Gelegenhei­t, ein für Mensch und Tier angenehmes und unvergessl­iches Reiseerleb­nis zu schaffen.

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FOTO: DPA Orcas leben in Delfinarie­n häufig auf viel zu kleinem Raum und werden zudem noch dressiert.

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