Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Kostspieli­ger Junior

Der VfB Stuttgart gibt zwölf Millionen Euro für Abwehrtale­nt Ozan Kabak (18) aus

- Von Jürgen Schattmann

STUTTGART - Er soll – auch dank der galoppiere­nden Ablösesumm­en – der teuerste Transfer der Vereinsges­chichte sein, zwölf Millionen Euro lässt sich der VfB Stuttgart angeblich Innenverte­idiger Ozan Kabak kosten. Ob der Türke auch der beste Transfer wird? Als 18-Jähriger hat er zumindest Zeit, zu beweisen, dass er langfristi­g in die Fußstapfen von Weltmeiste­r Benjamin Pavard treten kann.

Während der VfB am Mittwochab­end noch mauerte, bestätigte Galatasara­y Istanbul den Wehcsel auf seiner Homepage. „Ich wünsche Ozan alles Gute in seinem neuen Club und seiner neuen Karriere“, sagte Präsident Mustafa Cengiz, der sich über das viele Geld freuen dürfte. Angeblich hatte Kabak eine Klausel, nach der er auch für 7,5 Millionen Euro den Club hätte wechseln können. Um Mitstreite­r wie den AS Rom und FC Watford auszustech­en und Druck zu machen, überbot der VfB aber den Betrag um einige Milliönche­n und hat nun zumindest auf der Innenverte­idigerposi­tion ein Luxusprobl­em: In Kabak, Pavard, Timo Baumgartl, Marc-Oliver Kempf, Holger Badstuber und Antonis Aidonis kämpfen gleich sechs Zentralspi­eler um zwei bis drei Kaderplätz­e, und bei den Fans schossen die Spekulatio­nen am Abend ins Kraut: Verlässt Pavard, der am Samstag beim Rückrunden­start gegen den FSV Mainz (15.30 Uhr/Sky) wegen seines Muskelbünd­elrisses noch fehlen wird, den VfB nun doch bereits im Winter Richtung München? Wird Badstuber noch weichen? Bis zum Transfersc­hluss am 31. Januar werden die Gerüchte wohl weiterwabe­rn.

Fakt ist seit Mittwoch nur eins: Trainer Markus Weinzierl hat eine Option und einen neuen Mann mehr an Bord, der in der Türkei, in der Kader im Schnitt oft 30 Jahre und älter sind und wo man sich seinen Status über Jahre erarbeiten muss, eine erstaunlic­he Karriere hingelegt hat. Seit dem 5. Spieltag war der robuste, 1,86 Meter große Kabak in der Stammelf von Gala, auch in der Champions League durfte er ran, in den Duellen mit Schalke bekam er jeweils die KickerNote 4. Kann Kabak der mit 35 Gegentreff­ern zweitschle­chtesten Abwehr der Liga vielleicht sogar sofort helfen? Und könnte Weinzierl dann Pavard als Strategen auf die Sechs stellen, wie von Vorvorgäng­er Hannes Wolf bereits erfolgreic­h praktizier­t? Auch das sind Fragen, die sich in der Rückrunde noch stellen dürften angesichts der Nöte des VfB in der Defensivze­ntrale.

Und noch ist die VfB-Wintereink­aufstour nicht zwangsweis­e abgeschlos­sen – ein, zwei Pfeile habe man noch im Köcher, hatte Manager Michael Reschke am Montag gesagt. Vor Kabak hatte er in Alexander Esswein (Berlin/rechts) und dem Schweizer Steven Zuber (Hoffenheim/links) zwei schnelle, bullige Spieler für die Außenbahne­n verpflicht­et, die den VfB im Umschaltsp­iel stärken sollen.

Die Omas sind immer dabei

Zuber, der wegen lädiertem Sprunggele­nk das Trainingsl­ager in La Manga verpasst hatte, gab sich am Mittwoch bei seiner Präsentati­on zumindest optimistis­ch. „Natürlich bin ich nach Stuttgart geholt worden, um etwas zu liefern.“Dass sein neuer Club derzeit nur Drittletzt­er der Bundesliga ist, sei ihm völlig egal, meinte Zuber. „Stuttgart ist ein Verein, der nicht da hingehört, wo er momentan ist.“Der Ansatz, nur vom Klassenerh­alt als VfBZiel zu sprechen, sei ihm ohnehin „zu minimalist­isch – ich will immer gewinnen. In jedem Spiel, gegen jeden Gegner. Hinterher sehe ich, was dabei herauskomm­t.“

Wie Esswein trägt übrigens auch Zuber den Namen seiner Großmutter auf der tätowierte­n Haut: Esswein Oma Hildegard, Zuber Oma Rosemarie. Ob auch die Oma von Ozan Kabak künftig auf einem Arm in der Mercedes-Benz-Arena zu sehen ist, wurde noch nicht bekannt.

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FOTO: IMAGO 14 Spiele machte er in der türkischen Süper Lig, vier in der Champions League, nun wechselt Ozan Kabak zum VfB Stuttgart.

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