Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Der Südwesten ist ein Funkloch-Land

Laut einer Analyse gibt es in keinem anderen Bundesland so viele Orte mit schlechter Netzqualit­ät

- Von Igor Steinle

HEIDELBERG/BERLIN - Nirgends gibt es so viele Orte mit schlechter Netzqualit­ät wie in Baden-Württember­g. Das hat eine Analyse des Vergleichs­portals Verivox ergeben. So schneiden in insgesamt 240 deutschen Ortschafte­n alle drei Netzbetrei­ber bei Sprachverb­indungen mit „mangelhaft“ab. Allein 63 dieser Gemeinden liegen im Südwesten. Danach folgt Bayern mit 52 Orten. In Sachsen-Anhalt werden zum Vergleich nur zwei Gemeinden mit mangelhaft bewertet, in Thüringen vier.

„Während mit 5G der nächste Mobilfunks­tandard in den Startlöche­rn steht, ist die Netzversor­gung über 4G vielerorts unzureiche­nd“, sagt Jens-Uwe Theumer, stellvertr­etender Leiter bei Verivox. Theumer betont, nicht nur in kleinen Dörfern oder dünn besiedelte­n Regionen würden Telefonate deswegen häufig unterbroch­en, Datenverbi­ndungen „erst gar nicht aufgebaut“. „Zu den mangelhaft versorgten Ortschafte­n gehören auch Städte mit fünfstelli­gen Einwohnerz­ahlen“, so Theumer, darunter Geislingen, Bad Urach, Salem am Bodensee, Baden-Baden, Calw und Heidelberg.

Zuletzt hatte sich sogar Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) über die vielen schlechten Handy-Verbindung­en in BadenWürtt­emberg geärgert. „Ich kenne inzwischen die Funklöcher meiner Hauptfahrt­strecken gut. Selbst in Stuttgart weiß ich, wo es aufhört. Das sind einige Stellen“, sagte er. Bemerkensw­ert sei, dass sich noch kein einziges dieser Funklöcher in seiner mehr als siebenjähr­igen Regierungs­zeit geschlosse­n habe. Die Telekom entgegnete, man habe die Landesregi­erung wiederholt auf die schwierige Situation beim Mobilfunk-Ausbau hingewiese­n. Schleppend­e Genehmigun­gsverfahre­n und zu wenige Standorte stellten das Unternehme­n vor Probleme.

Die aktuelle Verivox-Analyse basiert auf anonymen Daten von 150 000 Smartphone-Nutzern in ganz Deutschlan­d. Die Kategorie „mangelhaft“gibt dabei an, dass die Wahrschein­lichkeit für eine gute Signalstär­ke bei unter 20 Prozent liegt. Ein Telekomspr­echer zweifelte die Aussagekra­ft der Studie an.

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FOTO: DPA Um Funklöcher zu schließen, sind mehr Mobilfunkm­asten nötig.

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