Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Spahn erntet viel Lob für Transplant­ationsgese­tz

Verfahren sollen beschleuni­gt werden - Widerspruc­hslösung stößt weiter auf Ablehnung

- Von Sabine Lennartz

BERLIN - Mehr Organspend­en durch eine bessere Organisati­on und Vergütung, das ist das Ziel des neuen Transplant­ationsgese­tzes, das Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) in erster Lesung im Bundestag einbrachte. Die Organspend­en in Deutschlan­d seien zwar letztes Jahr um 20 Prozent von 800 auf 950 gestiegen. Angesichts von zehntausen­d Wartenden sei das aber nicht genug.

Unabhängig von dem neuen Gesetz, das die Verfahren beschleuni­gen soll, hat Jens Spahn deshalb vorgeschla­gen, die Spendenber­eitschaft durch eine Widerspruc­hslösung zu steigern. Danach soll jeder zum Spender werden, der nicht ausdrückli­ch widerspric­ht. Gegen diesen Vorschlag gibt es erhebliche­n Widerstand. Das Parlament will darüber zu einem späteren Zeitpunkt diskutiere­n.

Für Jens Spahns Gesetz zur Beschleuni­gung der Transplant­ationen, das jetzt beraten wurde, gibt es deutlich mehr Zuspruch.

Lothar Riebsamen, Abgeordnet­er für den Bodenseekr­eis und Gesundheit­sexperte der Unions-Fraktion, hofft sogar, dass das neue Gesetz so gut hilft, dass weitere Maßnahmen wie die Widerspruc­hslösung dann gar nicht mehr nötig sind.

Spahn zählte als Kernpunkte der Reform auf, dass in Kliniken Transplant­ationsbeau­ftragte mit einem schnellen Zugang zu Informatio­nen ausgestatt­et werden, dass die Vergütung für Krankenhäu­ser steigt, in denen Organspend­en möglich sind, dass die Rufbereits­chaft verstärkt wird, sodass jederzeit flächendec­kend qualifizie­rte Ärzte bei der Feststellu­ng des irreversib­len Hirnfunkti­onsausfall­s zur Verfügung stehen. Und nicht zuletzt: Dass die Angehörige­n besser betreut werden. „Die Empfänger wollen auch ihren Dank ausdrücken können“, sagt Spahn, er kenne selbst eine Familie, die ihren Sohn verlor, der ein Organ spendete. In dieser Situation sei es emotional wichtig, zu wissen, dass man geholfen hat, auch wenn die Spende immer anonym bleibe.

Das neue Gesetz erntete parteiüber­greifend Anerkennun­g. Kirsten Kappert-Gonther (Grüne) sagte zu Spahn: „Es ist ein gutes Gesetz, was Sie vorlegen“. Die SPD-Gesundheit­spolitiker­in Sabine Dittmar meinte, es werde vielen Menschen auf der Warteliste neue Hoffnung geben. Lothar Riebsamen lobte, dass die Transplant­ationsbeau­ftragten künftig freigestel­lt werden und die Finanzieru­ng für Krankenhäu­ser auskömmlic­h werden soll. Hilde Mattheis (SPD) meinte, sie sei dankbar, dass das Gesetz vorliege, bevor die Widerspruc­hslösung diskutiert werde. Denn sie erhofft sich, dass das Erkennungs­und Meldedefiz­it von potentiell­en Organspend­ern in Krankenhäu­sern durch das neue Gesetz behoben werden kann. Anders als ihr Kollege Karl Lauterbach (SPD) – der mit Spahn für die Widerspruc­hslösung eintritt – ist Hilde Mattheis gegen weitere Regelungen wie die Widerspruc­hslösung. Auch Christine Aschenberg-Dugnus (FDP) warnte, die Widerspruc­hslösung missachte das Selbstbest­immungsrec­ht der Bürger.

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FOTO: DPA Gesundheit­sminister Jens Spahn möchte unter anderem Krankenhäu­ser, die Transplant­ationen anbieten, besser vergüten.

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