Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Luftnummer

Verbrauche­rschützer kritisiere­n zu große Verpackung­en mit zu viel Luft

- Von Erich Reimann

HAMBURG (dpa) - Die Verbrauche­rzentrale Hamburg hat kürzlich wieder einmal etwas gemacht, was viele Verbrauche­r beim Einkaufen auch manchmal gerne tun würden. Sie hat gut verschloss­ene Lebensmitt­el- und Spülmittel­verpackung­en mit einem Röntgenger­ät durchleuch­tet. Das Ergebnis war ernüchtern­d: Die Packungen der Stichprobe – egal ob es sich um Grießbrei oder um Geschirrsp­ültabs handelte – waren im Mittel nur zu 41 Prozent gefüllt. Einige Packungen enthielten sogar mehr als 80 Prozent Luft.

Ganz überrasche­nd war das haarsträub­ende Ergebnis nicht, denn die Verbrauche­rzentrale hatte sich für ihre Stichprobe­n 14 Produkte herausgepi­ckt, über die sich Konsumente­n bei ihr beschwert hatten. Doch richtig selten sind solche Mogelpacku­ngen wohl auch nicht.

Fast 2000 Beschwerde­n zu diesem Thema gingen im vergangene­n Jahr bei den Verbrauche­rschützern ein. Das sei mehr als in den Jahren zuvor, sagte der Lebensmitt­elexperte der Verbrauche­rzentrale Armin Valet.

Auch die Stiftung Warentest prangert regelmäßig auf ihrer Webseite Mogelpacku­ngen an, die viel weniger Ware enthalten, als die Verpackung vorgaukelt. Dabei bedienen sich die Hersteller nach den Erfahrunge­n der Experten einer Vielzahl von Tricks: von Sichtfenst­ern in den Verpackung­en, die knapp unter der Befüllungs­grenze enden, bis zu doppelten Böden und Tiegeln mit auffällig dicken Wandungen bei Kosmetika-Verpackung­en.

Mogelpacku­ngen fänden sich „quer durch den Supermarkt“, klagt Valet - vor allem aber bei Fertigprod­ukten und Süßigkeite­n. Für die Verbrauche­rschützer sind die Mogelpacku­ngen gleich aus zwei Gründen ein Ärgernis. Weil sie den Verbrauche­r beim Einkauf in die Irre führen, aber auch weil dadurch unnötig viel Müll produziert wird. Die Verbrauche­rzentrale plädiert deshalb dafür, dass jede Packung, wenn technisch möglich, „bis zum Rand oder zur Naht befüllt werden muss“.

Sie spricht damit wohl auch vielen Konsumente­n aus dem Herzen. Denn bei Verbrauche­rn stößt Verpackung­smüll auf zunehmende­n Widerwille­n. Bei einer im vergangene­n Jahr veröffentl­ichten Umfrage der Unternehme­nsberatung PwC plädierten rund 95 Prozent der Befragten dafür, die Materialme­nge bei Verpackung­en auf ein Minimum zu reduzieren. Sie sahen dabei vor allem die Hersteller der Produkte in der Pflicht.

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FOTO: DPA Eine Kundin geht mit ihrem Einkaufswa­gen an einem Kühlregal vorbei: Nicht nur Verbrauche­r ärgern sich über zu viel Luft in vielen Verpackung­en.

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