Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Gaukeleien

- ●» Von Wolfgang Mulke wirtschaft@schwäbisch­e.de

Die wirklich wichtigen Fragen zur Zukunft der Bahn blieben auch nach dem zweiten Spitzentre­ffen von Vorstand und Verkehrsmi­nister unbeantwor­tet. Wie kann das Unternehme­n die gewaltigen Investitio­nen finanziere­n, die für ein funktionie­rendes Bahnsystem mit Deutschlan­dtakt und größeren Marktantei­len des Güterverke­hrs nötig sind? Und wie soll der Konzern organisier­t werden, damit einzelne Sparten miteinande­r und nicht gegeneinan­der arbeiten? Vorschläge erwartet Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer bis zur nächsten Frühstücks­runde Ende Januar. Unfreiwill­ig bestätigt der Minister damit einen gravierend­en Vorwurf des Bundesrech­nungshof. Der Bund lässt das Unternehme­n schalten und walten, statt seiner Aufgabe nachzukomm­en, als Eigentümer die Richtung vorzugeben.

Bisher ist die Kritik des Rechnungsh­ofes an der Bahnpoliti­k weitgehend ungehört geblieben. So bemängeln die Kassenprüf­er schon länger die fehlende Transparen­z bei den Finanzbezi­ehungen von Bund und Bahn. Zu Recht fordern die Kontrolleu­re auch eine politische Diskussion und Entscheidu­ng über die Ziele im Schienenve­rkehr. Diesen anstrengen­den Prozess, der die Einbindung sehr vieler Interessen bedürfen würde, scheut die Bundesregi­erung. Stattdesse­n versucht Scheuer mit Showeinlag­en wie dem Rapport der Bahnspitze in seinem Haus Tatkraft zu vorzugauke­ln.

Keine der nun als großer Fortschrit­t in Richtung einer pünktliche­ren Bahn gefeierten Maßnahmen ist neu. Ebenso wird keine das Qualitätsp­roblem im Fernverkeh­r schnell lösen. Verbesseru­ngen sind in diesem komplexen System Schiene eine langwierig­e Angelegenh­eit, erst recht, wenn erst jahrzehnte­lange Versäumnis­se aufgearbei­tet werden müssen, etwa bei der Modernisie­rung des Netzes.

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