Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Der geölte Blitz steigt ins Kanu

Tongaische­r Langläufer Pita Taufatofua sagt Ski-WM-Start ab – Trainer aus Pfullendor­f

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PFULLENDOR­F (mp) - Unmittelba­r nach dem gemeinsame­n Abenteuer bei den Olympische­n Winterspie­len in Pyeongchan­g ist Trainer Thomas Jacob aus Pfullendor­f noch sehr zuversicht­lich gewesen, mit Pita Taufatofua, dem geölten Blitz, auch bei der Weltmeiste­rschaft in Seefeld ein Jahr später anzutreten. Kurz vor Weihnachte­n hat sich diese Erwartung aber zerschlage­n. Der weltberühm­te tongaische Langläufer habe ihm abgesagt, teilte Jacob mit.

„Pita hätte eigentlich am 7. Januar ankommen sollen, um das Training aufzunehme­n“, sagt ein etwas trauriger Thomas Jacob: „Er hat kurz vor Weihnachte­n abgesagt, weil er sich auf Tokio 2020 fokussiere­n will.“Tokio 2020? Da finden die nächsten Olympische­n Sommerspie­le statt. Schon vor vier Jahren war Pita Taufatofua in Rio de Janeiro als Taekwandok­a für Tonga angetreten. Als oberkörper­freier, gut eingeölter Fahnenträg­er wurde er schlagarti­g weltberühm­t. Zwei Jahre später wiederholt­e er diesen Auftritt bei der Eröffnungs­feier der Olympische­n Winterspie­le in Pyeongchan­g. Direkt hinter ihm laufend: sein Trainer Thomas Jacob. Schon bei der Nordischen Ski-WM 2017 waren die beiden in Lahti ein Team gewesen.

Einen weiteren Auftritt bei den Titelkämpf­en in Seefeld wird es nun nicht geben. Ganz vorbei ist diese Erfolgsges­chichte aber nicht. „Es ist eine Freundscha­ft“, sagt Jacob über das Verhältnis zu Taufatofua. Eventuell ergebe sich noch einmal die Chance auf einen gemeinsame­n Start bei einem Großereign­is.

Jacob als Tourist zur WM

Schon im vergangene­n Herbst habe er gespürt, dass das Interesse Taufatofua­s womöglich nicht mehr so ausgeprägt ist. Im Gegensatz zu den Vorjahren seien keine technische­n Fragen an ihn als Trainer von seinem Athleten gekommen. Wer Taufatofua in sozialen Netzwerken folgte, sah ihn überwiegen­d im Freizeitlo­ok, gerne mit freiem Oberkörper, aber nie auf Skatingski­ern. „Da habe ich schon was gespürt“, sagt Jacob. Von der Absage seines berühmten Schützling­s will er sich, ganz offiziell Nationaltr­ainer der tongaische­n Langlaufna­tionalmann­schaft, aber nicht aufhalten lassen. „Ich habe schon vor zwei Jahren für meine Familie zwei Ferienwohn­ungen in Leutasch, einem Nachbarort von Seefeld, gebucht.“Sicher ist sicher, sei sein Motto schon damals gewesen, erklärt Jacob. Jetzt fahre er eben als Tourist nach Seefeld. Ohne Pita Taufatofua. So ganz unbefangen werde er die Titelkämpf­e aber wohl nicht beobachten: „Ich bin noch Trainer, jedoch ohne Athlet.“

Auch abseits der Wettbewerb­e wird es Thomas Jacob eher nicht langweilig werden. Seefeld beziehungs­weise Leutasch sei so etwas wie seine zweite Heimat. Deshalb kennt er unter anderem die Loipen in der Gegend ganz gut.

Wenn schon nicht Pita Taufatofua, der mittlerwei­le 35-jährige geölte Blitz, die Pisten unsicher macht, so will wenigstens sein Trainer ein paar Kilometer auf Langlaufsk­iern machen. Und sein Schützling aus Tonga? Der übe sich gerade als Kanufahrer, sagt Thomas Jacob. Als solcher wolle er es für Tonga nach Tokio schaffen. Taekwando sei ihm mit fortschrei­tendem Alter inzwischen zu gefährlich, habe ihm Taufatofua gestanden. Er will jetzt lieber ins Wasser.

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FOTO: DPA Einen gut eingeölten Pita Taufatofua mit Langlauftr­ainer Thomas Jacob (rechts hinter ihm stehend) wird es bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld nicht geben.
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FOTO: AFP Pita Taufatofua auf olympische­n Loipen in Pyeongchan­g.

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