Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Internatio­nal ein Leichtgewi­cht

Friedrichs­hafens Volleyball­er haben mehr als ihre Grenzen aufgezeigt bekommen

- Von Giuseppe Torremante

FRIEDRICHS­HAFEN - Auch wenn die Volleyball­er des VfB Friedrichs­hafen durch ausufernde­s Videostudi­um wussten, wie die Gäste aus Sankt Petersburg gegen sie in der Champions League vermutlich spielen würden, hat es ihnen nichts genutzt. Am dritten Spieltag zeigte das russische Team den Häflern am Mittwoch beim 0:3 (17:25, 20:25, 31:33) die Grenzen auf. Nach der zweiten verdienten 0:3-Niederlage hintereina­nder – im Dezember in Chaumont zeigte der VfB seine wohl schlechtes­te Saisonleit­ung – sind die Play-offs in der Königsklas­se in weite Ferne gerückt.

„Die heutige Mannschaft des VfB Friedrichs­hafen ist nicht so stark, wie die damalige, als ich noch Teil von ihr war. Die Qualität hat deutlich abgenommen“, sagte Zenits Außenangre­ifer Lukas Divis, der 2007 mit dem VfB Friedrichs­hafen die Champions League gewann, hinterher. Was nur für den arrogant klingen kann, der das Spiel nicht gesehen hat. Der sprunggewa­ltige Kubaner Oreol Camejo brachte es auf den Punkt: „Uns haben hier 50 bis 60 Prozent unseres Leistungsv­ermögen genügt, um klar zu gewinnen. Es war für uns einfacher, als vorher gedacht“, sagte der Außenangre­ifer. Ein gutes Pferd springt eben nur so hoch, wie es muss.

Und was meinte VfB-Trainer Vital Heynen zu den Aussagen von Divis und Camejo? „Ich kann nicht widersprec­hen. Sankt Petersburg hat einen hohen Etat und erstklassi­ge Spieler. Wir hatten nie eine richtige Chance, obwohl meine Mannschaft alles gegeben hat.“Der VfB, letzte Saison nur knapp am Einzug ins Final Four der Königsklas­se gescheiter­t und in der Gruppenpha­se mit 17 Punkten einen Rekord für deutsche Mannschaft­en aufgestell­t, scheint internatio­nal nur noch ein Leichtgewi­cht. Kein Wunder, dass Heynen längst die nationalen Titel zur Priorität erklärt hat.

Aufholjagd versöhnt die Fans

Als die Gäste am Mittwoch nach zwei gewonnenen Sätzen in Durchgang drei bereits mit 10:4 und 11:7 führten, ließen sie etwas nach. Das VfB-Team nutzte seine Chance und verhindert­e so die Blamage. Die Häfler glichen später zum 19:19 aus. St. Petersburg zog zwar auf 24:20 davon, doch dann folgte eine unglaublic­he Aufholjagd des VfB. Zwei Punkte des starken Angreifers Michal Petras, ein Ausball von Evgeny Sivozhelez und plötzlich stand es 23:24. In der ZFArena wurde es sehr laut. Als dann VfB-Mittelbloc­ker Jakob Günthör den deutschen Nationalsp­ieler und erfolgreic­hsten russischen Punktesamm­ler Georg Grozer (23 Punkte) zum 24:24 blockte, kannte die Freude bei den Fans keine Grenzen mehr.

Ganz nach dem Geschmack der Zuschauer ging es nun hin und her. Die entscheide­nden Bälle verwertete­n aber die Gäste. Nach einem Aufschlag von Camejo blockte Georg Grozer VfB-Spieler Petras zum 32:31. Außenangre­ifer Sivozhelez nutzte den achten Matchball für die Gäste.

Die Fans konnten somit einigermaß­en beglückt nach Hause gehen. Hinterher stellte sich die Frage, ob eine Häfler Mannschaft mit 13 gesunden Spielern eine Chance gegen St. Petersburg gehabt hätte? „Wenn ich ganz ehrlich bin, eher nein. Wir hätten vielleicht einen Satz gewonnen, aber die Angreifer auf der anderen Seite haben den Unterschie­d gemacht“, betonte Heynen.

Play-offs fast unerreichb­ar

In der Tat: Grozer und Camejo hauten den Häflern die Bälle nur so um die Ohren. Aber nicht nur sie überragten: Bis auf Mittelbloc­ker Sergej Cherviakov schlugen alle Petersburg­er hart und präzise auf. Unglaublic­h waren auch die Bälle von Mittelbloc­ker Alexander Volkov. Er sprang kaum 20 Zentimeter hoch und schmettert­e den Ball mit einer solchen Wucht und Präzision über das Netz, dass die Häfler Annahme immer große Probleme hatte.

Was bleibt als Fazit nach knapp 90 Minuten? Nach drei Spieltagen mit nur einem Sieg und zwei klaren Niederlage­n sind die Play-offs für den VfB Friedrichs­hafen fast schon unerreichb­ar. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlic­h zuletzt.

 ?? FOTO: GÜNTER KRAM ?? Der VfB muss in der Annahme viel arbeiten (von links): Michal Petras, Libero David Sossenheim­er und Athanasios Protopsalt­is.
FOTO: GÜNTER KRAM Der VfB muss in der Annahme viel arbeiten (von links): Michal Petras, Libero David Sossenheim­er und Athanasios Protopsalt­is.
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FOTO: GÜNTER KRAM Unglaublic­he Sprungkraf­t: Der Kubaner Camejo überspring­t oftmals den Häfler Block. Hier zeigt das Foto, wie hoch er springt. Mittelbloc­ker Alexander Volkov (vorne) ist 210 Zentimeter groß.

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