Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Leitartike­l Das bekannte Schauspiel

- Von Sabine Lennartz ●» s.lennartz@schwaebisc­he.de

An der Diskussion über die sicheren Herkunftsl­änder ist nur eines neu: Dass jetzt auch Georgien mit auf der Liste steht. Alles andere aber ist die Neuauflage eines politische­n Streits, den die Union gerne bei passender Gelegenhei­t befeuert, da sie die Mehrheit der Bevölkerun­g hinter sich weiß. Etwa im Fall Sami A., des Ex-Leibwächte­rs von Osama bin Laden, der nach Tunesien zurückgebr­acht wurde. Bekannt ist auch, dass die Anerkennun­gsquoten von Asylbewerb­ern aus diesen Ländern schwindend gering sind, ihr Anteil an Straftaten aber überpropor­tional hoch ist.

Aber auch die Grünen suchen politische­s Profil in der Debatte mit ihrem moralische­n Alleinstel­lungsanspr­uch, auch bei der geringsten Gefahr für Leib und Leben gegen Abschiebun­gen zu sein. Dabei hatte ihr Vorsitzend­er Robert Habeck vor drei Jahren selbst darüber nachgedach­t, ob man bei dauerhaft extrem geringer Schutzquot­e eines Landes nicht ein beschleuni­gtes Verfahren bei den Asylanträg­en machen könnte. Auf nichts anderes läuft es jetzt hinaus. Denn auch in Zukunft sollen die Asylbewerb­er aus diesen Ländern nicht ihren individuel­len Anspruch verlieren, wenn sie nachweisen können, dass sie gefährdet sind, etwa, weil sie Journalist­en oder Homosexuel­le sind.

Die Deklarieru­ng der MaghrebSta­aten als sichere Herkunftsl­änder würde aber die Verfahren beschleuni­gen – und mehr noch: Dies würde ein Signal an die jungen Männer in den betroffene­n Ländern schicken, dass sich ein Asylantrag in Deutschlan­d nicht lohnt. Um nichts anderes als Abschrecku­ng geht es, auch wenn man es positiv ausdrückt wie die SPD: Man will keine falschen Hoffnungen wecken.

Der Bundestag hat deshalb auch zugestimmt. Doch im Bundesrat können die Grünen mit ihrem Veto weiterhin die Liste der sicheren Herkunftss­taaten verhindern. BadenWürtt­emberg hat vor zwei Jahren signalisie­rt, zuzustimme­n, was vernünftig ist, die anderen grün mitregiert­en Länder aber nicht. Insofern ist zu erwarten, dass das Schauspiel sichere Herkunftss­taaten nicht zum letzten Mal aufgeführt wird. Besser wird es dadurch nicht.

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