Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Zur Person Rückkehrer
Silvio Berlusconi, 82, kehrt auf Italiens politische Bühne zurück. Als, wie er sich selbst nennt, Retter der Nation vor den „gefährlichen Populisten“. Der Milliardär, Medienunternehmer und mehrfache italienische Regierungschef wollte zunächst nicht mehr in die Politik zurück. Er fühle sich schwach und alt, erklärte er noch vor wenigen Wochen. Doch gegen den Rat seiner Familie und enger Freunde und Wegbereiter aus seinem Medienkonzern Mediaset änderte er nun seine Meinung. Es waren vor allem politische Mitstreiter aus seiner Partei Forza Italia, allen voran Parteifreund Antonio Tajani, Präsident des EU-Parlaments, die ihn dazu drängten, endlich wieder politisch aktiv zu werden.
Berlusconi präsentiert sich nun offiziell als Streiter gegen die populistische 5-SterneBewegung M5S. In ihr sieht er eine Gefahr für Italiens Demokratie. Ganz bewusst positioniert er sich damit als Liberalkonservativer und sucht die Nähe zu ähnlich denkenden Politikern in Europa, die ebenfalls die populistische Gefahr bannen wollen, wie etwa zu Angela Merkel. Doch Berlusconi geht es auch darum, den wachsenden Einfluss der rechtsradikalen Partei Lega unter Innenminister Matteo Salvini einzudämmen. Offiziell sind Forza Italia und Lega immer noch durch ein Parteienbündnis miteinander verbunden. Doch Umfragen belegen, dass Forza Italia auch mit der Person Berlusconis nicht viel ausrichten wird. Vor allem nicht gegen Salvinis Lega, die inzwischen Umfragen zufolge zur stärksten Partei Italiens geworden ist.
Der Lack ist ab beim einstigen Machertypen Berlusconi. Heute gelingt es ihm nicht mehr, Massen von sich zu begeistern. Das gelingt aber Salvini. Und Salvini gelingt es auch, immer mehr Mitglieder von Forza Italia auf seine Seite zu ziehen. Auch hier will Berlusconi retten was zu retten ist. Ob ihm das gelingt, muss bezweifelt werden. Thomas Migge