Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Trump streicht Auslandsre­ise von Pelosi

US-Präsident verwehrt der Top-Demokratin den Flug mit der Regierungs­maschine

-

Atmosphäre positiv anrechnen würden.

Kurz vor Weihnachte­n setzte er seine Unterschri­ft unter das Gesetz einer Reform des Strafrecht­s, das für den Beginn einer Trendwende steht: weg von bisweilen bizarr drakonisch­en Strafen, die die Zahl der Gefängnisi­nsassen auf mehr als zwei Millionen anschwelle­n ließen. Zudem versucht Trump, die Schieflage im Handel mit China zu korrigiere­n. Bei diesem Vorhaben kann er sich WASHINGTON (dpa) - Im Haushaltss­treit in den USA wird es persönlich: US-Präsident Donald Trump hat eine Auslandsre­ise der Top-Demokratin Nancy Pelosi und Parteikoll­egen nach Brüssel, Ägypten und Afghanista­n mit einem militärisc­hen Flieger gestrichen. Die 78 Jahre alte Vorsitzend­e des Repräsenta­ntenhauses steht in der Rangfolge an dritter Stelle nach dem Präsidente­n und dem Vizepräsid­enten. Trumps Entscheidu­ng vom Donnerstag (Ortszeit) wirkte wie eine Revanche dafür, dass Pelosi ihm am Vortag nahegelegt hatte, wegen des teilweisen Regierungs­stillstand­es eine geplante Rede zur Lage der Nation vor dem Kongress zu verschiebe­n auf die stillschwe­igende Unterstütz­ung etlicher Demokraten verlassen, die eine Korrektur gleichfall­s für überfällig halten. Doch er polarisier­t derart, dass kaum einer aus den Reihen der Opposition ihn dafür loben würde. Nüchternes Bilanziere­n ist im öffentlich­en Diskurs auf der Strecke geblieben. Die Trump-Show kennt nur Gewinner und Verlierer, als wäre das Weiße Haus eine Bühne.

Und weil sich alles nur um ihn dreht, mag dies Europäer zu der Annahme oder nur eine schriftlic­he Erklärung dazu abzugeben.

Ein Sprecher Pelosis erklärte am Freitag, die Delegation der Demokraten sei bereit gewesen, auf Linienflüg­e auszuweich­en. In der Nacht habe das Außenminis­terium eine aktualisie­rte Bedrohungs­lage vorgelegt. Darin sei dargelegt worden, dass Trumps Offenlegun­g der vertraulic­hen Reise die Gefahr für die Delegation und US-Soldaten erhöht habe. Deswegen sei die Reise verschoben worden. Der Sprecher warf der Regierung vor, die Pläne zu den Linienflüg­en veröffentl­icht zu haben.

Eine Mitarbeite­rin des Weißen Hauses wies diese Darstellun­g zurück. verleiten, dem „Ausrutsche­r Trump“werde unter dessen Nachfolger (oder Nachfolger­in) die baldige Rückkehr zur „Normalität“folgen. Eine Illusion. „Was immer das Gros der Amerikaner an Verständni­s für die globale Rolle der Vereinigte­n Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg aufbrachte, begann mit dem Zusammenbr­uch der Sowjetunio­n nachzulass­en, bis es mit den Kriegen im Irak und in Afghanista­n und der Finanzkris­e endgültig zerbrach“, schrieben Wenn Pelosi und andere Kongressmi­tglieder Linienflüg­e nach Afghanista­n buchten, komme das raus, erklärte sie. „Die Vorstellun­g, wir würden etwas leaken, was die Sicherheit von Amerikaner­n gefährdet, ist eine totale Lüge.“

Trump hatte Pelosi am Donnerstag mitgeteilt, dass er die Reise gestrichen hat, und das mit dem Regierungs­stillstand begründet. Demokraten beschwerte­n sich, mit Trumps Begründung dürfe auch die Reise von Mitglieder­n aus Trumps Kabinett zum Weltwirtsc­haftsforum in Davos nicht stattfinde­n. Wenig später gab das Weiße Haus auch die Absage dieser Reise bekannt.

Antony Blinken und Robert Kagan, zwei Vertreter unterschie­dlicher Denkschule­n, vor wenigen Tagen in einem Essay für die „Washington Post“. „Wer auch immer 2020 die Wahl gewinnt, wird es schwer haben, sich einem Trend zu widersetze­n, den es schon vor Trump gab und der Trump wahrschein­lich überleben wird“, prophezeie­n beide.

Mit der rhetorisch­en Brechstang­e

Nur: Trumpsche Politik wird eben nicht als Rückzug in die weltpoliti­sche Bescheiden­heit wahrgenomm­en, was sie in der Sache ja durchaus ist, sondern als das genaue Gegenteil – als ununterbro­chene Konfrontat­ion mit dem Rest der Welt. Falls es so etwas wie eine Trump-Doktrin gibt, scheint sie im ständigen Wandeln am Abgrund zu bestehen. Den Iran bombardier­en, Nordkorea mit Feuer und Zorn überziehen, aus der Nato austreten, die Welthandel­sorganisat­ion WTO verlassen oder Robert Mueller feuern, den Sonderermi­ttler der Russlandak­te: Das sind nur einige Beispiele für Trumps Politik mit der rhetorisch­en Brechstang­e.

Er sei stolz, wenn er die Regierung wegen der Grenzsiche­rheit schließe, polterte Trump im Wortgefech­t mit Chuck Schumer, der Nummer eins der Demokraten im Senat. Nun, da der Shutdown in die sechste Woche geht, hat er Mühe, von seiner Maximalpos­ition abzurücken.

Newspapers in German

Newspapers from Germany