Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Karliczek setzt auf berufliche Bildung
Bundestag debattiert Brennpunktschulen, Digitalpakt und Weiterbildung
BERLIN - Bildungsministerin Anja Karliczek will das Jahr 2019 zum Jahr der Berufsbildung machen. Das kündigte sie in der Debatte des Bundestags über den Bildungsbericht 2018 an. Man solle alle Wege, ob Ausbildung oder Studium, wertschätzen. Angesichts von 50 000 unbesetzten Ausbildungsstellen will Karliczek eine Mindestausbildungsförderung einführen. Die soll sich am SchülerBafög orientieren, das derzeit 504 Euro beträgt. Das ist der SPDPolitikerin Yasmin Fahimi zu wenig, sie forderte eine Mindestausbildungsvergütung von 634 Euro.
Immer noch hängen in Deutschland Herkunft und Bildung eng zusammen. Das kritisierten Redner der Opposition scharf. Nicola Beer (FDP) sagte, man verzichte auf das Potenzial vieler Mädchen und Jungs. „Der soziale Aufstieg durch Bildung muss für jeden möglich sein“, so Beer. Frühkindliche Bildung sei der Schlüssel. Die FDP fordert in ihrem Antrag mehr Investitionen in Bildung. Die Linken wollen die soziale Ungleichheit abbauen. Birke Bull-Bischoff meinte, es fehle an Personal in den Schulen. Basisförderung und Lehrmittelfreiheit sei nötig, um auf kein Talent zu verzichten. Die Grünen fordern einen bildungspolitischen Aufbruch. Margit Stumpp (Grüne) sprach von Stillstand im Bildungsbereich.
Umstrittener Digitalpakt
Ministerin Karliczek wandte sich direkt an Stumpp: „Vielleicht sprechen Sie mal mit dem Ministerpräsident von Baden-Württemberg.“Winfried Kretschmann stellt sich gegen eine Grundgesetzänderung für den Digitalpakt. „Die fünf Milliarden für Digitalisierung dürfen nicht im Kompetenzgerangel untergehen“, so Karliczek. „Ich will moderne Schulen in Deutschland.“Auch Oliver Kaczmarek (SPD) machte sich für eine Grundgesetzänderung stark. Die brauche man nicht nur für den Digitalpakt, sondern überall in Deutschland müssten Schulen auf den neuesten Stand gebracht werden. Eine unverbindliche Weitergabe von Steuermitteln aber sei nicht zielführend.
Karliczek kündigte auch eine Stärkung der sogenannten Brennpunktschulen an. Maja Lisa Völkers (SPD) forderte, die Brennpunktschulen sollten „Chancenschulen“werden. Schulen in benachteiligten Lagen brauchen besonders Unterstützung, meinte auch Dietlind Tiemann (CDU). In Berlin sei derzeit an den Grundschulen nur jeder achte Lehrer eine studierte Lehrkraft. Die Länder müssten zügig unterstützt werden, um sozial benachteiligte Schulen zu fördern.
Die AfD will vor allem den Leistungsgedanken stärken. Götz Frömming (AfD) forderte Eingangstests an Unis. Die SPD sprach sich für weitere Investitionen in die Kitabildung sowie einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in Grundschulen aus. Ein Rechtsanspruch bis 2025 sei ein sinnvolles Ziel, sagte Oliver Kaczmarek (SPD) in der Debatte.