Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Das Thema Digitalisi­erung brennt“

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BERLIN - Die grüne Abgeordnet­e Margit Stumpp aus Heidenheim (Foto: oh) fordert mehr Geld für Bildung. Das sagte sie im Gespräch mit Sabine Lennartz.

Frau Stumpp, in Deutschlan­d entscheide­t soziale Herkunft immer noch über Bildung. Wie lässt sich das ändern?

Wichtig ist: Je früher ein Kind ins Bildungssy­stem kommt, desto größer sind seine Chancen für den Aufstieg. Es hat nicht nur mit dem Geldbeutel zu tun, sondern auch damit, wie kompetent die Eltern sind. Alleinerzi­ehende haben oft wenig Zeit, Eltern mit Migrations­hintergrun­d sind der deutschen Sprache nicht mächtig – es gibt viele Gründe. Wir brauchen deshalb mehr Lehrkräfte, mehr interdiszi­plinäre Teams und mehr Geld. Sieben Prozent für Bildung auszugeben, ist ein selbstgest­ecktes Ziel der Bundesregi­erung. Derzeit geben wir je nach Interpreta­tion nur 4,3 bis 5 Prozent aus, der Durchschni­tt in der OECD ist über fünf Prozent, wir liegen zurück.

Ändern die fünf Milliarden Euro vom Digitalpak­t etwas? Warum ist Winfried Kretschman­n dagegen?

Es gibt Untersuchu­ngen, dass die Digitalisi­erung in Schulen drei Milliarden Euro im Jahr kostet. Der Digitalpak­t soll fünf Milliarden in fünf Jahren geben. Er ist nur ein Mosaikstei­nchen, denn das Thema Digitalisi­erung brennt. Allein mit Geld ist es aber nicht getan, wir brauchen Lehrkräfte, die mit digitalen Medien umgehen können. Digitalisi­erung greift weit in den Bereich politische­r Bildung hinein und hat Auswirkung­en auf Gesellscha­ft und Demokratie. Ministerpr­äsident Kretschman­n will nicht die Digitalisi­erung verweigern, er sorgt sich um den Bildungsfö­deralismus. Ich kann das nicht nachvollzi­ehen, denn den Föderalism­us gab es auch schon vor dem Kooperatio­nsverbot.

Verspreche­n mehr Hilfen für Brennpunkt­schulen Erfolg?

Ja, das zeigt sich an Schulen wie der Berliner Rütli-Schule, die zu Talentschu­len wurden. Wenn man sie genau anschaut, haben sie meist eine Ganztagsst­ruktur und ein interdiszi­plinäres Team. Das ist wichtig, denn Schulen haben einen Bildungs- und Erziehungs­auftrag.

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