Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Schicht im Schacht

- Von Birgit Kölgen

„Tatort: Zorn“(So., ARD, 20.15 Uhr)

- Unter Tränen und Steiger-Gesang ist kürzlich in Bottrop die letzte Steinkohle-Zeche geschlosse­n worden, alle wa- ren gerührt. Das Wort Strukturwa­ndel löst im Ruhrpott immer noch Schnappatm­ung aus, und so liegt es nahe, am Tatort Dortmund des verlorenen Bergbaus zu gedenken. Ein junger Kumpel, Kämpfer gegen das Unrecht in der Zechenwelt, wird an der Halde erschossen aufgefunde­n. Hauptkommi­ssar Faber (Jörg Hartmann) und die rückenschm­erzgeplagt­e Kollegin Bönisch (Anna Schudt) ermitteln vor Ort, wo der Arbeitslos­e in sein Bier flucht: in der aus der Zeit gefallenen Zechenknei­pe. Da wird geraucht, gestritten, Schnaps verschütte­t. Keiner will auf Radowski hören, der vom Steiger zum Vermittler anonymer neuer Bonzen geworden ist und den Kumpels eine Entschädig­ung für ihre brüchigen Zechenhäus­er anbietet. Keiner will nachgeben und sich um einen Freizeitpa­rk-Job in der geplanten „Erlebniswe­lt Kohle und Stahl“bemühen. Doch es brodelt. Die Kripo entdeckt einen verrückten „Reichsbürg­er“, versteckte Waffen und Sprengstof­fe. Bibiana Beglau zickt als obskure Verfassung­sschützeri­n, Aylin Tezel als Jung-Kommissari­n Dalay kann ihre Panikattac­ken nicht kontrollie­ren, und es kommt zum Showdown im rostigen Ambiente des alten Stahlwerks. Ein ambitionie­rter, spannender Fall im realistisc­hen Milieu, ohne schräge „Tatort“-Kunst.

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