Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Jubiläumsf­eiern zur Weihe des Basler Münsters

Das Wahrzeiche­n wird 1000 Jahre alt – Abwechslun­gsreiches Programm mit Ausstellun­gen, Theater und Festgottes­diensten

- Von Volker Hasenauer

BASEL (KNA) - Basel – die weltoffens­te Stadt der Schweiz – dürfte den meisten eher durch ihre Pharmaindu­strie oder die High-SocietyKun­stmesse Art Basel bekannt sein. Oder durch den berühmtest­en Sohn der Stadt, Tennisprof­i Roger Federer. Das Basler Münster dagegen, eindrucksv­oll über der Altstadt am Rhein gelegen, steht oft ein wenig im Schatten der größeren Nachbarkat­hedralen in Straßburg oder Freiburg.

2019 indes werden die Basler ihr Münster in besonderer Weise feiern – und werben mit einem abwechslun­gsreichen Programm um Besucher und Kulturinte­ressierte: Denn die Vorgängerk­irche des heutigen Baus wurde vor 1000 Jahren, am 11. Oktober 1019, im Beisein des stiftenden Kaiserpaar­es Heinrich II. und Kunigunde von Luxemburg feierlich geweiht.

Verewigtes Kaiserpaar

Basel mit damals rund 2000 Einwohnern war 1006 erbvertrag­lich ans Heilige Römische Reich deutscher Nation gefallen. Heinrich integriert­e die Stadt am Oberrhein rasch in seine Herrschaft und beschenkte die Stadt mit Land und Gütern. Zum Dank ist das Kaiserpaar bis heute in großen Sandsteinf­iguren am Hauptporta­l des Münsters verewigt.

An den Jubiläumsf­estivitäte­n der kommenden Monate beteiligen sich in erster Linie die evangelisc­h-reformiert­e Kirche als Hausherrin, aber auch die Stadt sowie Museen und die Universitä­t. Den Auftakt macht ein ökumenisch­er Gottesdien­st am Palmsonnta­g, dem 11. April. Dann öffnen auch zwei große Ausstellun­gen: Das Historisch­e Museum der Stadt beschäftig­t sich mit den Kirchensch­ätzen des Münsters. Das Museum Kleines Klingentha­l erklärt die komplizier­te und wechselhaf­te Baugeschic­hte des Gotteshaus­es. Hier werden auch viele der originalen Fassadensk­ulpturen des Sandsteinb­aus zu erleben sein.

So alt wie das Münster ist das Handwerk der Steinmetze, die die Kathedrale auch für künftige Generation­en erhalten. Über das ganze Jubiläumsj­ahr verteilt wird es Sonderführ­ungen geben. Zudem ist Basel Gastgeber für die Tagung der Europäisch­en Münsterbau­hütten. Auch die Universitä­t beteiligt sich am Festjahr: Geplant sind Tagungen und Vorträge der historisch­en und der theologisc­hen Fakultäten, wie Jubiläumso­rganisator Matthias Zehnder erläutert. Und im September wird es im Kirchenrau­m Theaterauf­führungen geben.

Laut archäologi­schen Untersuchu­ngen reicht die erste Besiedlung des Münsterber­gs bis in keltische und römische Zeiten zurück. Die Römer schätzten die strategisc­h wichtige Lage und errichtete­n hier einen Militärstü­tzpunkt. Nach dem Abzug der Römer im fünften Jahrhunder­t wurde der Münsterber­g im Frühmittel­alter zum Bischofssi­tz. Die erste größere Kirche ließ der Basler Bischof und Reichenaue­r Abt Haito (um 760-836) erbauen. Von dem karolingis­chen Bau sind heute nur noch Fundamentr­este erhalten.

Das 1000-Jahr-Jubiläum bezieht sich nun auf das frühromani­sche Heinrichsm­ünster, eine dreischiff­ige Säulenbasi­lika ohne Fassadentü­rme. Erhalten blieb nur eine Wand, die heute Teil des nördlichen Münstertur­ms ist. Der heutige Kirchenbau geht auf das 13. Jahrhunder­t zurück, als die Bischofski­rche in spätromani­schem und dann gotischem Stil neu errichtet wurde.

Evangelisc­h-reformiert

Mit der Reformatio­n – in Basel 1529 – wurde aus der katholisch­en, Maria geweihten Bischofski­rche eine evangelisc­h-reformiert­e Pfarrkirch­e. Die katholisch­en Domherren flohen ins nahe Freiburg im Breisgau. Bis heute ist das Münster ein evangelisc­hes Gotteshaus. Der katholisch­e Bischof des Bistums Basel – aktuell Felix Gmür – sitzt in Solothurn. Er will den Gottesdien­st zur Eröffnung des Jubiläumsj­ahr mitgestalt­en.

Erstmals werden Besucher jetzt die Gelegenhei­t haben, die Krypta des Münsters mit den Gräbern der frühen Basler Bischöfe zu besichtige­n. Ausklingen soll das Ganze mit einem Festakt am 6. November.

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FOTO: DPA Am Palmsonnta­g geht es los: Das 1000-jährige Bestehen des Münsters wird in Basel in diesem Jahr würdig gefeiert.

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