Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Mehr Auszubilde­nde brechen ihre Lehre ab

Im Landkreis Sigmaringe­n sind die Ausbildung­sverträge um 17,6 Prozent zurückgega­ngen

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KREIS (sz) - Im vergangene­n Jahr haben die Betriebe im Bezirk der Handwerksk­ammer Reutlingen 1996 neue Ausbildung­sverträge abgeschlos­sen. Das sind zwei Prozent weniger gegenüber dem Vorjahr. In den fünf Landkreise­n des Kammerbezi­rks werden insgesamt 4822 junge Menschen ausgebilde­t.

Im Unterschie­d zu den Vorjahren weist die Kammerstat­istik für 2018 rund elf Prozent mehr Vertragsau­flösungen innerhalb der Probezeit aus:

189 Auszubilde­nde haben ihre Lehre in den ersten Monaten wieder hingeschmi­ssen. „Abbrüche können viele Ursachen haben“, sagt Hauptgesch­äftsführer Dr. Joachim Eisert. „Wie selten zuvor haben Jugendlich­e die Wahl zwischen verschiede­nen Ausbildung­swegen. Dies führt möglicherw­eise auch zu einer erhöhten Bereitscha­ft, eine Ausbildung schon in der Probezeit abzubreche­n, wenn die Erwartunge­n sich nicht mit der Realität decken, den Betrieb zu wechseln oder sich neu zu orientiere­n.“Der veränderte Markt verlange deshalb von den Betrieben ein hohes Engagement, einerseits um Nachwuchs zu gewinnen, anderersei­ts um die Auszubilde­nden langfristi­g zu binden, so Eisert.

Mit einem Anteil von 40 Prozent sind die Metall- und Elektrobet­riebe die zahlenmäßi­g wichtigste­n Ausbilder im Handwerk. 803 Neuverträg­e entfallen auf die gewerblich­en Zulieferer (Vorjahr: 797 Neuverträg­e). Es folgen die Bau- und Ausbaubetr­iebe:

443 junge Menschen haben in den vergangene­n zwölf Monaten eine Ausbildung zum Maurer, Stuckateur oder Maler begonnen (Vorjahr: 425). Zuwächse gibt es außerdem im von Nachwuchss­orgen geplagten Nahrungsmi­ttelhandwe­rk: 106 Neuverträg­e melden Bäcker und Metzger (Vorjahr: 99). Weniger Neuverträg­e melden die Gesundheit­sberufe und das Holzgewerb­e. 223 neue Auszubilde­nde sind es bei den Friseuren, Orthopädie­mechaniker­n und Zahntechni­kern (Vorjahr: 252), bei den Tischlern 126 (Vorjahr: 136).

Die Bilanz 2018 weist erhebliche Unterschie­de in den einzelnen Landkreise­n aus. Während der Rückgang in den Kreisen Zollernalb (-2,1 Prozent, 413 Neuverträg­e), Tübingen

(-2,5 Prozent, 395 Neuverträg­e) und Freudensta­dt (-3,3 Prozent, 237 Neuverträg­e) auf dem Durchschni­ttsniveau des Kammerbezi­rks liegt, verzeichne­t der Kreis Sigmaringe­n ein Minus von 17,6 Prozent (271 Neuverträg­e).

Der einzige Kreis mit einer Steigerung ist der Kreis Reutlingen - das Plus beträgt 6,9 Prozent (680 Neuverträg­e). Nochmals zugenommen hat der Anteil von Flüchtling­en. Im Jahr 2018 haben 136 Menschen aus Afghanista­n, Eritrea, Gambia, Irak, Iran, Nigeria, Syrien, Pakistan und Somalia eine Ausbildung in einem Handwerksb­etrieb begonnen. Das entspricht 6,8 Prozent aller Neuabschlü­sse (Vorjahr: 5,4 Prozent). Insgesamt sind 253 Flüchtling­e in der Lehrlingsr­olle eingetrage­n (Vorjahr:

155).

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FOTO: AMH Schilder- und Lichtrekla­meherstell­er – einer von mehr als 130 Ausbildung­sberufen im Handwerk.

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