Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Kirche steht ein Jahr des Umbruchs bevor
Nicht nur beim Personal stehen die Pfullendorfer Protestanten vor Herausforderungen
PFULLENDORF - Nicht nur, dass sie sich wieder einen neuen Pfarrer suchen muss: Auch darüber hinaus steht der evangelischen Kirchengemeinde in Pfullendorf mit dem Jahr 2019 ein Jahr des Umbruchs bevor – vom Religionsunterricht an den Schulen über die Vesperkirche bis hin zu den Wahlen zum Kirchengemeinderat. Wir geben einen Überblick darüber, womit sich die Verantwortlichen beschäftigen müssen:
Personal:
Pfarrer Daniel Burk hat im November angekündigt, bis zum Ende seines Probedienstes im August 2019 in Pfullendorf zu bleiben – aber nicht darüber hinaus. Damit muss sich die Kirchengemeinde nach dem Abschied von Hans Wirkner im August 2018 schon wieder auf die Suche nach einem neuen Pfarrer begeben. Verschärft wird die Situation dadurch, dass Gemeindediakonin Tina Klaiber Anfang Januar einen Sohn zur Welt gebracht und sich für zwei Jahre in Elternzeit verabschiedet hat. Hermann Billmann, Pfarrer im Ruhestand, hat zurzeit das Amt des Vakanzverwalters inne. „Die Ausschreibung der Pfarrstelle wird zurzeit vorbereitet“, sagt er. „Wenn wir großes Glück haben, finden wir schon zum 1. September einen Nachfolger für Daniel Burk.“Außerdem hoffe die Gemeinde auf eine Elternzeitvertretung für Tina Klaiber.
Angebote unter neuer Leitung:
Viele Aufgaben, die Tina Klaiber zuletzt übernommen hatte, wurden inzwischen auf andere Schultern verteilt. Drei Frauen aus der Kirchengemeinde übernehmen zum Beispiel die Betreuung der Mädchen und Jungen in den Kindergottesdiensten. Während Gundela Billmann das Krippenspiel zu Weihnachten in die Hand nahm, kümmern sich zwei junge Erwachsene inzwischen um die Jungschar. Den Religionsunterricht an der Grundschule am Härle und an der Sechslinden-Grundschule kann die Kirchengemeinde ohne Tina Klaiber nicht mehr stemmen. Deshalb müssen die Schulen eigene Lösungen finden. Das Angebot „Kinder entdecken Kirche“, für das Klaiber zuständig war, entfällt komplett.
Konfirmation:
Die Konfirmanden betreut Daniel Burk inzwischen selbst – zumindest bis zum Ende seines Probedienstes. So kann er die Jugendlichen bis zur Konfirmation im Frühjahr begleiten und dann auch die neuen Mädchen und Jungen willkommen heißen. Deren Konfirmation im Frühjahr 2020 wird Burk dann aber nicht mehr selbst miterleben. „Die Frage, wer sich dann um die Konfirmanden kümmert, beschäftigt uns sehr“, sagt Hermann Billmann. Schließlich handele es sich Jahr für Jahr um etwa 25 bis 30 Jugendliche.
Krankenhausbesuche:
Den Krankenhausbesuchsdienst haben sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche im November nahezu komplett eingestellt. „Ein entscheidender Grund dafür war, dass Patienten immer kürzer im Krankenhaus bleiben“, sagt Hermann Billmann. „Wenn wir erfahren, dass jemand einen Besuch wünscht, ist er oft schon wieder zu Hause oder steht kurz vor der Entlassung.“Neue Gesetze zum Datenschutz erschwerten die Organisation zusätzlich. Patienten und Angehörige haben aber immer noch die Möglichkeit, das Pfarramt selbst über einen Besuchswunsch zu informieren. „Dann geht auch gerne jemand hin“, sagt Billmann. Entsprechende Plakate an der Pforte und auf den Stationen sollen auf diese Möglichkeit hinweisen.
Posaunenchor:
Der Posaunenchor Meßkirch-Ostrach-Pfullendorf steht nach dem Abschied von Dirigent Sebastian Stoll wieder unter neuer Leitung. Nachdem Stoll die Region aus beruflichen Gründen verlassen hat, ist der Engelswieser Jan Öxle in seine Fußstapfen getreten.
Vesperkirche:
Wie es mit der Vesperkirche weitergehen könnte, wollen Vertreter der evangelischen und der katholischen Kirchengemeinde noch vor der Fasnet gemeinsam besprechen. „Dahinter, ob wir sie wieder in bewährter Form stemmen können, steht ein großes Fragezeichen“, sagt Hermann Billmann. Das Essen in Containern vor der Kirche vorzubereiten, habe sich jedenfalls nicht bewährt. „Das war zu aufwändig“, sagt Billmann. Die Vesperkirche werde sehr wahrscheinlich fortgeführt. Allerdings sei noch offen, in welcher Form. „Eine Neuauflage ist frühestens für Februar oder März 2020 realistisch.“
Kirchengemeinderat:
Weil sich Pfarrer Daniel Burk noch im Probedienst befindet, kann er nicht den Vorsitz des Kirchengemeinderats übernehmen. Dieses Amt hat deshalb der bisherige Stellvertreter Jörg Pathel inne. Neu gemischt werden die Karten am 1. Dezember dieses Jahres. Dann finden die nächsten Wahlen zum Kirchengemeinderat statt.