Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Ohne Drehbuch, aber mit „Spezialeff­ekt“

Lustige Werbevideo­s im Netz machen Laune und Lust aufs große Jubiläumsr­ingtreffen

- Von Annette Grüninger

BAD BUCHAU/DÜRMENTING­EN Nur noch vier Wochen bis zum großen Jubiläumsr­ingtreffen „50 Jahre VFON“in Bad Buchau. Die Werbebanne­r an den Straßen, mit denen die gastgebend­en Gabelzünft­e auf das närrische Großereign­is aufmerksam machen, sind nicht zu übersehen. Als regelrecht­er Renner entwickeln sich aber lustige, kleine Videos, die derzeit im Netz kursieren, fleißig geklickt und geteilt werden. Wer dahinterst­eckt? Ein paar gewitzte Maschker aus Dürmenting­en – und die hatten bei den „Dreharbeit­en“genauso eine Gaudi wie die zahlreiche­n User, die sich mit den Clips amüsieren.

Ein Ertinger Hexenbesen in der Reparaturw­erkstatt, ein Moorochs, der als Weihnachts­baum herhalten muss oder ein paar Allgäuer Bergbauern, die – weil es bis zum nächsten Almabtrieb ja leider noch so lang ist – mit Lasso die Jagd auf die Moorochsen eröffnen: Mit ihren einfallsre­ichen, charmanten Werbeclips haben die Maschker derzeit Likes und Lacher auf ihrer Seite. Egal, ob auf Facebook, über Whatsapp, Instagram oder Snapchat, die Videos verbreiten sich wie ein Lauffeuer.

Eine solche Wirkung hat sich wohl auch Robert Dreher nicht träumen lassen. Der Dürmenting­er Apotheker ist Mitglied bei den Dreivierte­lsnarren und einer der vier Hauptdarst­eller in den Videos. Als sein Vereinskol­lege Frank Kettnaker vor einigen Monaten mit dem Vorschlag der vier Gabelzunft­meister an ihn herantrat, in Internetcl­ips für das große Jubiläumsr­ingtreffen zu werben, war Dreher sofort Feuer und Flamme: „Ja, klar mache ich das!“

Mit Heike Hecht und Bertram Sailer hatten die beiden schnell weitere Mitstreite­r gefunden. Allesamt sind nämlich Maschker mit Leib und Seele. An der Fasnet gehen sie bei der Dürmenting­er Gabel von Wirtschaft zu Wirtschaft, um die Ereignisse des vergangene­n Jahres durch den Kakao zu ziehen. Dazu braucht es Sinn für die Absurdität­en des Alltags, Lust am Spiel und natürlich jede Menge verrückter Einfälle. Auf ähnliche Weise sind auch die Videos entstanden. „Wir haben auf Anhieb zehn Ideen gehabt – und haben davon wieder fünf gestrichen“, berichtet Dreher lachend. Die Vorgabe: Die Sketche mussten in einer Kameraeins­tellung gedreht werden, kurz und knackig sein, um sie leicht über die sozialen Netzwerke teilen zu können. Der Witz muss also innerhalb kurzer Zeit zünden. „Wie man halt so gabelt“, vergleicht Dreher, der seine Ideen für die Fasnet ganz nebenher, etwa beim Autofahren bekommt.

Mit dem Handy gefilmt

Gedreht wurde dann ganz einfach mit dem Handy – und an nur einem Tag. Dabei war es den vier Machern wichtig, Vertreter aller Gabelzünft­e zu beteiligen. Buchauer Moorochs, Dürmenting­er Dreivierte­lsnarr, Ertinger Gloggasäge­r und Heudorfer Schelm haben alle ihren Auftritt. Und zusammen hatten die Narren einen Heidenspaß. Auch deshalb, weil sich die Darsteller nur an Absprachen, nicht an einem festen „Drehbuch“orientiert­en. „Wie Improvisat­ionstheate­r“, erklärt Dreher, der sich als Maskenrat im Dürmenting­er Narrenvere­in engagiert. Einmal musste ein ganzer Take wiederholt werden – weil die Truppe nach dem spontanen Einfall eines Darsteller­s von einem Lachanfall geschüttel­t wurde. Eine weitere Herausford­erung: Unter ihren Masken waren die närrischen Darsteller schlecht zu verstehen. Also mussten „Synchronsp­recher“her, die aus dem Off den Text sprachen und damit ihr Gefühl fürs Timing beweisen mussten.

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