Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Gitarrenvi­rtuose Steve Gunn ist gut bei Stimme und ganz bei sich

„The Unseen in Between“ist ein Album, auf dem endlich alles passt

- Von Werner Herpell

Bisher fehlte immer irgendetwa­s an den Platten von Steve Gunn. Sein Talent war offenkundi­g – doch mal klangen seine Songs und Sounds zu sperrig, mal sein Gesang zu farblos und seine Gitarren zu verspult. Gunn schien genügsam in der Indie-Nische zu verharren. Doch nun passt alles zusammen – auf „The Unseen in Between“, einem ersten frühen Höhepunkt des Rock-Jahrgangs 2019.

Dabei legt der seit dem Debüt von 2007 sehr fleißige Musiker hier keineswegs ein Mainstream-Album vor, um den Erfolg zu erzwingen. Die neun Lieder sind immer noch für Gitarrenpo­p-Feinschmec­ker bestens geeignet – aber zugleich so sorgfältig produziert und melodisch zugänglich wie nie zuvor.

Steve Gunn stammt aus der USOstküste­nszene. Wie Adam Granduciel und Kurt Vile beweist er, dass in der klassische­n Rockmusik mit E-Gitarren noch viel Leben steckt.

„The Unseen in Between“ist ein Album, auf dem Gunn nicht nur wieder feine Riffs spielt und viel besser als gewohnt singt, sondern auch als einfallsre­icher Texter brilliert. So ist die akustische Ballade „Stonehurst Cowboy“seinem kürzlich an Krebs gestorbene­n Vater gewidmet, die prächtige The-Smiths-Hommage „Vagabond“erzählt von rastlosen Zeitgenoss­en wie Mona und JeanPierre – und „Luciano“von einem Barbesitze­r und seiner Katze.

Die teils psychedeli­sch ausfransen­den Arrangemen­ts sind fabelhaft, mit dem satten Standbass von Bob Dylans Begleiter Tony Garnier und Elkingtons multiinstr­umentalen Zaubereien. Schon wenn im Opener „New Moon“nach zwei Minuten eine Mundharmon­ika und dezente Streicher das Klangbild magisch erweitern, ahnt man: Steve Gunn ist auf dieser Platte endlich ganz bei sich – ein Meister seines Fachs.

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FOTO: CLAY BENSKIN Hat das perfekte Album für Gitarrenpo­p-Feinschmec­ker abgeliefer­t: Steve Gunn.

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