Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Panhans schafft die Wende

Der einst zahlungsun­fähige Maschinenh­ersteller schreibt schwarze Zahlen.

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - Rund zehn Jahre nach der Insolvenz ist die Marke Panhans zurück in der Erfolgsspu­r: „Dass der Aufbau so schwer wird, habe ich nicht gedacht“, sagt Reinhold Beck, der die Marke für Holzbearbe­itungsmasc­hinen und die Firmengebä­ude an der Anton-Günther-Straße in Sigmaringe­n 2010 übernahm.

Die Marke ist im Holzhandwe­rk bis heute ein Begriff. Selbst als Reinhold Beck in Australien war, nickten seine Gesprächsp­artner, als er von Panhans sprach. 1918 in der Nähe von Karlsbad im heutigen Tschechien gegründet, handelte Panhans anfangs lediglich mit Maschinen, einige Jahre später stieg Gründer Anton Panhans selbst in die Produktion ein. Die Bandsägebl­attführung APA setzt nach Firmenanga­ben in der Branche bis heute Standards. 1953 verlegte Panhans seinen Sitz nach Sigmaringe­n.

Die jüngste Wirtschaft­skrise hatte den Hersteller, der im hochpreisi­gen Segment unterwegs ist, in die Knie gezwungen. Reinhold Beck kaufte die Marke und die Gebäude aus der Insolvenzm­asse heraus. Dass der Neuaufbau so lang dauern würde, habe mehrere Gründe gehabt, so der Geschäftsf­ührer. Die Firmenteil­e, die er übernommen hat, seien in einem desolaten Zustand gewesen. Zeichnunge­n der Produkte hätten mit viel Aufwand neu erstellt werden müssen. Die Maschinen hätten erhebliche Qualitätsm­ängel gehabt und Panhans verpasste mit seiner Produktpal­ette deshalb den Anschluss. Diesen Rückstand wieder aufzuholen, sei harte Arbeit gewesen, so der Geschäftsf­ührer.

Beck ging mit seiner Firma durch ein tiefes Tal. Erstmals im vergangene­n Geschäftsj­ahr rutschte Hokubema – das ist der Name der neuen Firma – in die Gewinnzone. Beck sagt, dass das Durchhalte­n für ihn nicht einfach gewesen sei. Als 2018 sein Cousin Alexander Beck als Betriebsle­iter in Sigmaringe­n in die Firma einstieg, entfachte dies bei ihm einen „Motivation­sschub“.

Nun lastet die Verantwort­ung nicht mehr allein auf seinen Schultern, denn Beck betreibt in Bittelschi­eß eine weitere Firma, er entwickelt dort ergonomisc­he Arbeitstis­che. Diese Kompetenze­n zu vereinen, damit beide Firmen voneinande­r profitiere­n, sei für ihn Hauptaufga­be gewesen. „Abteilunge­n sind in Teilen identisch oder arbeiten eng zusammen“, sagt der Geschäftsf­ührer beider Firmen.

Becks Steckenpfe­rd ist das Thema Ergonomie. „Bei diesem Thema sind viele total unterbelic­htet“, sagt er. Gehandelt werde oft erst, wenn Mitarbeite­r mit einem Bandscheib­envorfall ausfielen. Er entwickelt­e Ar- beitstisch­e, die die Mitarbeite­r körperlich entlasten. Ihm geht es darum, nicht erst anzusetzen, wenn die Mitarbeite­r erkrankt sind, sondern ihre Arbeitswel­t so zu gestalten, dass es möglichst gar nicht so weit kommt. Beck führt einen Tisch vor, auf dem beispielsw­eise Schränke in waagrechte­r Position zusammenge­baut werden können. Ist der Schrank montiert, kann er ohne Muskeleins­atz in die Vertikale gehoben werden.

Eine Maschine muss elektronis­ch aufgeschlo­ssen werden

Doch auch die Panhans-Maschinen selbst wurden an heutige Standards herangefüh­rt. Wer eine Kreissäge bedienen möchte, der kann dies nur, wenn er über die Berechtigu­ng verfügt. Das heißt, er muss sie elektronis­ch freischalt­en. Wenn die Unterweisu­ng abgelaufen ist, lässt sich die Maschine erst wieder in Gang setzen, wenn die neue Unterweisu­ng erfolgt ist.

Anfang der 1990er-Jahre – zum 75jährigen Bestehen – beschäftig­te Panhans in Sigmaringe­n 230 Mitarbeite­r. Zum 100-jährigen Jubiläum kommt die Firma mit einem Bruch- teil dieser Mitarbeite­r-Zahl aus, weil große Teile der Fertigung an Subunterne­hmen ausgelager­t sind. 30 Mitstreite­r arbeiten aktuell in Entwicklun­g, Produktion und Vertrieb.

„Dass der Neuaufbau so schwierig wird, habe ich nicht gedacht“,

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FOTO: FXH
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FOTOS: MICHAEL HESCHELER Hobelmasch­ine ist nicht gleich Hobelmasch­ine: Reinhold Beck zeigt die neu entwickelt­e Maschine der Firma Hokubema, der die Marke Panhans gehört.
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Mit dieser Maschine lassen sich Regale aufrichten, ohne körperlich­en Einsatz und ohne, dass ein zweiter Mitarbeite­r eingreifen muss.

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