Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Lehrergewerkschaft fordert deutlichen Stellenaufbau
Wegen steigender Schülerzahlen wünscht sich GEW-Chefin Doro Moritz mindestens 6200 neue Posten
STUTTGART (lsw) - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert einen massiven Aufbau von Lehrerstellen im Südwesten. Es gebe bis 2030 einen Bedarf von mindestens 6200 neuen Stellen an den weiterführenden Schulen und den Sonderpädagogischen Bildungsund Beratungszentren (früher: Sonderschulen).
Dieser Aufbau sei allein wegen der steigenden Schülerzahlen nötig, sagte Landeschefin Doro Moritz am Mittwoch.
Wenn man noch berücksichtige, dass etwa die Ganztagsangebote an den Schulen besser werden sollten und die Vertretungsreserven ausgebaut werden müssten, seien in den kommenden Jahren sogar 10 500 neue Stellen nötig. Das Kultusministerium verwies auf seine Anstrengungen, den Lehrermangel abzufedern. So hätten der Einsatz von Gymnasiallehrkräften an Grundschulen, die Einstellung von Pensionären und die freiwillig erhöhte Unterrichtsverpflichtung von Teilzeit-Lehrkräften mehr als 1000 zusätzliche Stellen eingebracht. Zudem sei die Zahl der Studienanfängerplätze für Grundschulen in den vergangenen Jahren deutlich erhöht worden.
Gewerkschafterin Moritz stützte sich auf eine von der GEW in Auftrag gegebene Studie des Essener Bildungswissenschaftlers Klaus Klemm. Um die schwierige Lage sofort zu entspannen, forderte sie unter anderem, dass die Reserve von Ver- tretungslehrern vor allem für Gymnasien aufgestockt wird.
Die Landtags-SPD schloss sich der Kritik der GEW an und forderte einen Stufenplan für eine bessere Lehrerausstattung der Schulen. Dabei nannte Bildungsexperte Stefan Fulst-Blei einen Versorgungsgrad der Schulen von 106 Prozent und das flächendeckende Zwei-PädagogenPrinzip in Klassen mit behinderten Kindern als Ziele.
Eisenmann weist Vorwurf zurück
Dem Ministerium warf Moritz vor, unzureichende Berechnungen und Bedarfsplanungen zu machen. Das Ressort gehe von einer sehr konservativen Entwicklung der Schülerzahlen aus. Sie habe in den jüngsten Gesprächen den Eindruck gewonnen, dass nicht einmal anstehende Pensionierungen angemessen berücksichtigt würden, sagte Moritz.
Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) wies den Vorwurf zurück: „Unsere Bedarfsplanungen beruhen auf soliden Zahlen und selbstverständlich werden die anstehenden Pensionierungen dabei angemessen berücksichtigt.“Derzeit lasse sie eine langfristige Prognose des Lehrkräftebedarfs erstellen. Dabei würden die Entwicklung der Schülerzahlen, aktuelle und künftige Vorhaben und die erhöhte Zahl der Studienanfängerplätze einbezogen.
Baden-Württemberg kämpft gegen einen Lehrermangel, der sich vor allem an Grundschulen im ländlichen Raum bemerkbar macht. Kultusministerin Eisenmann hatte die Probleme auf Planungsfehler aus der vergangenen Legislaturperiode zurückgeführt. Von 2011 bis 2016 hatte die SPD das Kultusressort inne.