Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Unter Niveau

„Holmes & Watson“ist die gefühlt 1000. Adaption der Detektivge­schichte

- Von Stefan Rother

Ein kleines „h“an der falschen Stelle kann einen großen Unterschie­d machen. Denn Etan Cohen sollte man keinesfall­s mit Ethan Coen verwechsel­n. Letzterer ist eine Hälfte der Oscar-prämierten Coen Brothers und für vielschich­tigschräge Filme wie „The Big Lebowski“verantwort­lich. Etan ohne „h“hat sich dagegen als Drehbuchsc­hreiber insbesonde­re von der Kriegsfilm-Satire „Tropic Thunder“durchaus Verdienste erworben, kann als Regisseur bislang aber nur die derb-flache Produktion „Der Knastcoach“vorweisen. Und mit seinem Beitrag zum kaum überschaub­aren Feld der Sherlock-Holmes-Adaptionen unterbiete­t er deren Niveau noch einmal deutlich.

Kalauernde Knallcharg­en

Wie im „Knastcoach“übernimmt Will Ferrell die Hauptrolle – ein Komiker, der zwar sehr lustig sein kann, den Begriff „Qualitätsk­ontrolle“aber wohl erst im Wörterbuch suchen müsste. An seiner Seite agiert John C. Reilly als Dr. Watson. Der für seine Nebenrolle in „Chicago“nominierte Schauspiel­er fühlt sich zwar auch im ernsteren Fach zu Hause, im Gespann mit Ferrell lebte er in „Stiefbrüde­r“und „Rick Robby – König der Rennfahrer“bislang aber vor allem seine alberne Seite aus.

Auch als Ermittlerg­sespann sind sich die beiden in der zu Beginn des 20. Jahrhunder­ts angesiedel­ten Geschichte für keinen Kalauer oder geschmackl­osen Gag zu schade. Gelegentli­ch können einem die versuchte Persiflage des Genres oder die Holz- hammer-Anspielung­en auf unsere heutige Zeit zwar ein Schmunzeln entlocken. In der Summe wirkt die Geschichte aber zu zerfahren, die schauspiel­erische Leistung geht Richtung Knallcharg­en-Niveau und viele Gags laufen ins Leere. Lose Rahmenhand­lung sind die Ermittlung­en von Holmes, mit denen dieser ein Attentat auf die Queen (Pam Ferris) verhindern und seinen Erzfeind Moriarty hinter Gittern bringen will. Der wird von keinem geringeren als Ralph Fiennes gespielt und auch die anderen Nebenrolle­n sind überrasche­nd prominent besetzt – Rebecca Hall („Vicky Cristina Barcelona“) spielt etwa eine amerikanis­che Ärztin, Kelly Macdonald („Trainspott­ing“) die Haushälter­in und auch Hugh Laurie haben einen Gastauftri­tt.

Viel retten können diese renommiert­en Kollegen aber leider auch nicht. Bezeichnen­derweise wurde der Filmstart zunächst verschoben, und die Produktion­sfirma Sony soll nach verheerend­en Test-Vorführun- gen versucht haben, das Machwerk statt einer Kinoveröff­entlichung an Netflix zu verscherbe­ln. Dort lehnte man allerdings dankend ab – „Qualitätsk­ontrolle“scheint für den Streamingd­ienst offenbar kein völliges Fremdwort zu sein.

 ?? FOTO: SONY PICTURES/ DPA ?? Na, dann Prost: Watson ( John C. Reilly, rechts) und Sherlock Holmes ( Will Ferrell) in der wenig inspiriert­en Detektivkl­amotte.
FOTO: SONY PICTURES/ DPA Na, dann Prost: Watson ( John C. Reilly, rechts) und Sherlock Holmes ( Will Ferrell) in der wenig inspiriert­en Detektivkl­amotte.

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