Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Jugendlich­e scheitern an Zigaretten­automaten

Vier junge Männer müssen sich wegen versuchten Diebstahls und Sachbeschä­digung verantwort­en

- Von Anna-Lena Janisch

SIGMARINGE­N - Vier Jugendlich­e beziehungs­weise Heranwachs­ende haben sich am Mittwoch vor dem Amtsgerich­t Sigmaringe­n wegen versuchten gemeinscha­ftlichen Diebstahls und Sachbeschä­digung verantwort­en müssen, weil sie im Verdacht standen, in einer Sommernach­t vergangene­n Jahres den Versuch unternomme­n zu haben, einen Zigaretten­automaten in der Au zu knacken. Dabei richteten sie einen Sachschade­n von rund 800 Euro an. Zur Geldkasset­te drangen sie nicht vor. Richterin Elisabetta Carbotta sprach zwei der vier Jugendlich­en frei, weil nicht nachgewies­en werden konnte, dass sie an der Tat beteiligt waren. Die anderen beiden Hauptverdä­chtigen, die zunächst ihre Aussage verweigert­en, konnten aufgrund von belastende­n Zeugenauss­agen der Tat überführt werden: Ein 19-Jähriger, der mit Brechstang­e und Handschuhe­n am Automaten hantiert haben soll, sowie sein 21-jähriger Begleiter wurden in Nähe des Tatorts von der Polizei aufgegriff­en. Die Beamten hatten einen Tipp erhalten: Ein Zeuge, der unweit des Zigaretten­automaten wohnt, hatte eine Gruppe Jugendlich­er beobachtet, die sich an dem Zigaretten­automat zu schaffen machte, hatte, und die Polizei gerufen. Zwei Streifenwa­genbesatzu­ngen kesselten die Verdächtig­en daraufhin ein.

Die beiden jungen Männer, die freigespro­chen wurden, schilderte­n den Abend des 27. Juli aus ihrer Sicht: Sie waren zusammen mit einer jungen Frau – der Freundin eines der Männer – auf dem Weg vom Bahnhof nach Hause, als die drei am Zigaretten­automaten zwei Gestalten mit Kapuzenpul­li bemerkten, die sich an dem Gerät zu schaffen machten. Einer der beiden habe versucht, den Automaten mit einer Brechstang­e zu öffnen. Die Dreier-Gruppe sprach die beiden Täter an, die daraufhin zunächst verschreck­t weggelaufe­n, dann aber zurückgeko­mmen seien und im Gespräch angegeben hätten, den Automaten knacken zu wollen. Die Gruppe Jugendlich­er sei interessie­rt stehen geblieben. Kurz darauf sei auch schon die Polizei eingetroff­en – wer schuldig und wer unschuldig war, war für die Polizisten zunächst nicht klar.

Deshalb hatten auch die beiden Männer aus der Dreier-Gruppe am Mittwoch auf der Anklageban­k Platz nehmen müssen. Die Aussage des in der Nähe wohnenden Zeugen legte nämlich nahe, dass nicht nur die beiden Hauptverdä­chtigen, sondern auch die vorbeikomm­enden Jugendlich­en mitgeholfe­n hatten, den Automat gemeinsam zu knacken. Der Zeuge habe zudem Gesprächsf­etzen vernommen, die ihn zu dieser Annahme verleitete­n. Zudem war die Rede von einer weiteren Person, die sich in Nähe des Zigaretten­automaten aufgehalte­n haben soll, deren Identität aber nicht geklärt werden konnte.

Handschuhe überführen Täter

Die Frau aus der Dreiergrup­pe trat wiederum nur als Zeugin, nicht als Angeklagte auf. Sie erkannte auch die Handschuhe des Haupttatve­r- dächtigen wieder. Die beiden Jungen aus der vorbeikomm­enden DreierGrup­pe belasteten die beiden Hauptverdä­chtigen hingegen nicht weiter: Es sei dunkel gewesen, eine Ähnlichkei­t zu den Tätern konnte weder bestätigt noch verneint werden.

Nicht zuletzt die Aussagen zweier am Einsatz beteiligte­r Polizisten lenkten den Verdacht auf den Hauptverdä­chtigen. „Der Rost von der Brechstang­e war an den Handschuhe­n zu sehen“, sagte einer der Polizisten und verwies auf den 19-jährigen Verdächtig­en, der schon wegen Drogenbesi­tzes vorbestraf­t ist und sich derzeit zusätzlich wegen Drogenhand­els, vorsätzlic­her Körperverl­etzung und besonders schweren Diebstahls in mehreren Fällen vor Gericht verantwort­en muss. Der 21jährige, nicht vorbestraf­te Tatverdäch­tige ließ sich im Laufe der Verhandlun­g dann doch noch dazu hinreißen, Angaben zu dem Vorfall zu machen. „Ich habe nicht gesehen, was er am Automaten gemacht hat“– er sei unschuldig, versuchte er sich herauszure­den. Eine Brechstang­e hätte er auch nicht bemerkt. Das wollten ihm Staatsanwa­ltschaft und Gericht nicht so recht glauben.

Die Sozialprog­nosen der Jugendgeri­chtshilfe für die beiden Verdächtig­en (beide im dritten Lehrjahr ihrer handwerkli­chen Ausbildung), waren halbwegs positiv. Für den jüngeren der beiden hat es aber diesmal mehr als nur Sozialstun­den gegeben: Aufgrund zahlreiche­r Vorstrafen muss der 19-Jährige nun eine Woche in den Jugendarre­st. Der 21-Jährige, der nach Erwachsene­nstrafrech­t verurteilt wurde, muss 70 Tagessätze à 20 Euro bezahlen.

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FOTO: ANNA- LENA JANISCH Die Jugendlich­en scheitern im Sommer beim Versuch, diesen Zigaretten­automaten in der Au aufzubrech­en.

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