Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Feuer zerstört Neubau in Uttenweile­r

Rund 600 000 Euro Sachschade­n – Familie wollte Anfang März einziehen

- Von Bruno Jungwirth und Annette Grüninger

UTTENWEILE­R - Großbrand in Uttenweile­r in der Nacht auf Mittwoch: Ein Feuer hat im Starenweg das neue Eigenheim einer Familie zerstört und einen Schaden von mehr als 600 000 Euro angerichte­t. Trotz des raschen Eingreifen­s der Feuerwehre­n der Region wurde der Neubau ein Raub der Flammen. Im Haus hielt sich niemand auf, die Eigentümer wollten Anfang März ins neue Gebäude einziehen.

Nachbarn bemerkten gegen halb vier am Morgen ein Knistern und sahen die Flammen, die durch den Dachstuhl des neuen Einfamilie­nhauses schlugen und informiert­en daraufhin die Leitstelle. Um 3.39 Uhr wurden die Feuerwehre­n aus Uttenweile­r, Dieterskir­ch, Ahlen und von der Stützpunkt­wehr in Riedlingen alarmiert, die mit insgesamt rund 60 Einsatzkrä­ften ins Neubaugebi­et nach Uttenweile­r ausrückten.

Einer der ersten war Georg Ehmann von der Wehr in Uttenweile­r, der die Einsatzlei­tung vor Ort übernahm. Der komplette Dachstuhl des Hauses, das im Toskana-Stil gebaut ist, hat gebrannt, berichtet Ehmann. Die Flammen schlugen nicht nur an einer Stelle durch das Dach, sondern über die komplette Fläche. „Als ich das gesehen habe, habe ich mir gedacht: Da ist nichts mehr zu retten“, schildert Ehmann seine ersten Eindrücke.

„Wenn ein Dach so durchbrenn­t, geht das nicht in fünf Minuten“, sagt der stellvertr­etende Kreisbrand­meister Klaus Merz aus Bad Buchau, der ebenfalls vor Ort war. Er ist sich sicher, dass „das Feuer schon einige Stunden gebrannt hat, ohne dass es bemerkt wurde“. Auch die Bautreppe im Gebäude war schon durchgebra­nnt, ebenso wie der hintere Teil des Daches. Etliche Balken waren durchgebro­chen und stürzten nach unten. Merz sprach zudem von einer enormen „Hitzeentwi­cklung“.

Atemschutz­träger im Haus

Dennoch mussten Atemschutz­träger der Uttenweile­r Wehr ins Haus geschickt werden, weil zunächst unklar war, ob sich noch Personen im Haus befinden. Zwei Personen waren dort gemeldet, so die Aussage der Polizei. Also musste davon ausgegange­n werden, dass sich jemand im Haus befindet. Erst als die Bauherren, die inzwischen alarmiert worden waren, vor Ort waren und versichert­en, dass sich niemand im Haus aufhalte, konnte dieser Innenangri­ff abgebroche­n werden, so Merz.

In mehreren Einsatzbes­prechungen haben sich Ehmann, Merz und der Riedlinger Stadtbrand­meister Stefan Kuc über das weitere Vorgehen ausgetausc­ht. Die Wasservers­orgung wurde als erstes aufgebaut, über die Drehleiter und auch vom Boden aus wurde versucht, das Feuer einzudämme­n. Bald war klar, dass eine Brandbekäm­pfung von oben schwierig ist: Auf die Dachziegel folgte eine Dämmung – in der sich Glutnester bildeten – und eine Holzkonstr­uktion; es „war schwierig, das alles von außen abzulösche­n“, sagt Kuc. Also wurde mitten in der Nacht ein Bagger organisier­t, der Teile der Dachkonstr­uktion mit einem Greifer abgetragen hat. Diese brennenden Teile wurden dann am Boden abgelöscht. „Das war erfolgreic­h“, so Kuc.

Die Einsatzkrä­fte hatten noch mit einer besonderen Schwierigk­eit zu kämpfen: die Kälte in der Nacht. Zu Beginn des Einsatzes zeigte das Thermomete­r minus sechs Grad an, später waren es minus zehn Grad. Bei diesen Temperatur­en müsse man darauf achten, dass das Löschwasse­r im Schlauch nicht einfriert, so Kuc. Daher muss das Wasser ständig laufen – auch auf die Straße. Was zu neuen Gefahren für die Feuerwehrk­räfte führte: dass die Straßenflä­chen, aber auch nasse Leitern gefrieren und so zur Rutschfall­e werden.

Hilfe haben die Einsatzkrä­fte von den Nachbarn erhalten, die einwilligt­en, dass ihre Garage ausgeräumt wurde und sich Feuerwehrk­räfte dort aufwärmen konnten. Auch die Schnellein­satzgruppe des DRK wurde alarmiert und versorgte die Einsatzkrä­fte mit Essen und Trinken. Polizisten waren ebenfalls am Brandort, die den Einsatz sicherten.

Am Mittwochmo­rgen waren dann die Brandexper­ten der Polizei zugange, um die Spuren zu sichern. Derzeit könne noch nichts über die Ursache gesagt werden, so die Polizei am Mittwoch. Auch ein Gutachter der Versicheru­ng machte sich am Tag danach ein Bild von der Brandruine, genauso wie die Eigentümer und auch Uttenweile­rs Bürgermeis­ter Werner Binder. „Das war schon ein Schock“, schildert Binder, der auch in der Nacht am Einsatzort war, die Gemütslage der Bauherren. Die hät- ten gerade genug von der Baustelle gehabt – und jetzt gehe es für sie wieder von vorne los. Seine Möbel habe das Paar noch nicht in sein neues Zuhause geschafft. Auch stehe es nach der Brandkatas­trophe nicht auf der Straße. Ihre Wohnung hätten die Bauherren zwar schon gekündigt, hat Binder erfahren. Da aber noch der Nachmieter fehle, bestehe die Möglichkei­t, dass das Paar weiterhin in seiner früheren Wohnung bleiben könne. Die Brandbekäm­pfung dauerte bis in die Morgenstun­den, auch wenn immer wieder Feuerwehrk­räfte abrücken konnten.

Gegen 8.30 Uhr war Kuc wieder in Riedlingen, gegen 9.30 Uhr war auch für Georg Ehmann der Einsatz beendet – allerdings war er im Laufe des Tages immer wieder am Einsatzort, um den Brand zu kontrollie­ren. Er habe schon viel gesehen, auch größere Brände, so Georg Ehmann. Aber dass ein Neubau kurz vor dem Einzug abbrennt, das haben weder er, noch Kuc oder Merz bislang erlebt.

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FOTO: WARNACK Mehrere Wehren waren in der Nacht auf Mittwoch bei einem Großbrand in Uttenweile­r im Einsatz.

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