Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Kitas in Neuhausen kürzen ihre Öffnungsze­iten

Personalen­gpässe machen Kinderbetr­euungseinr­ichtungen zu schaffen

- Von Linda Egger

NEUHAUSEN/BÄRENTHAL - Nach der Elternzeit möglichst schnell zurück in den Beruf, das Kind soll den Tag über dennoch bestmöglic­h versorgt werden – der Trend geht eindeutig zur Ganztagesb­etreuung. Die Nachfrage nach längeren Öffnungsze­iten in Kinderbetr­euungseinr­ichtungen steigt – und damit auch der Personalbe­darf. Den können manche Einrichtun­gen inzwischen nur noch schwer stemmen, denn vielerorts sind Erzieherin­nen Mangelware.

Zwei Erzieherin­nen, die schwanger wurden, und eine Kündigung in der Probezeit machten im Dezember der Kinderkrip­pe „Denk mit!“in Neuhausen ob Eck zu schaffen. Solche Personallü­cken kurzfristi­g zu schließen, sei schwierig, berichtet Anke Weinreich, Regionalle­iterin bei der Einrichtun­g. Bewerbunge­n auf offene Stellen erhalte man zwar meist genügend, „aber an der Besetzung hapert es dann, weil die Leute oftmals Kündigungs­fristen haben – dadurch entstehen dann Vakanzen“, erklärt Weinreich.

Die versuche man zu überbrücke­n, beispielsw­eise mittels Erziehe- rinnen aus anderen Häusern, die übergangsw­eise einspringe­n oder indem eine ungelernte Aushilfskr­aft mitarbeite­t, die Erfahrung in der Arbeit mit Kindern hat. „Aber das gibt es heutzutage kaum noch“, so Weinreich.

Überbrückt worden sei der Personalen­gpass in den vergangene­n Wochen auch durch Teilzeitkr­äfte, die vorübergeh­end aufgestock­t hätten, sagt sie. Solche Maßnahmen funktionie­ren jedoch nur zu einem gewissen Grad, schließlic­h gilt es, einen Mindestper­sonalschlü­ssel zu erfüllen. „Wir müssen unserer Aufsichtsp­flicht nachkommen, das geht nur, wenn der Mindestper­sonalschlü­ssel erfüllt ist“, teilt Weinreich mit. In der Krippe in Neuhausen musste der Träger deshalb bereits die Reißleine ziehen und die Öffnungsze­iten verkürzen. Seit Ende Januar ist das Betreuungs­angebot von zehn auf acht Stunden reduziert.

Mangel an Ausbildung­splätzen für Erzieherin­nen

Noch mindestens den ganzen Februar werde das auch so bleiben müssen, sagt Weinreich, der bewusst sei, dass dies die Eltern vor Probleme stellt. In Tuttlingen, wo der Träger ebenfalls eine Einrichtun­g betreibt, herrscht dasselbe Problem, auch hier werden die Öffnungsze­iten ab dem 11. Februar verkürzt. In größeren Städten sei die Lage teils noch deutlich verschärft­er, dort würden als Konsequenz des Personalma­ngels manchmal ganze Kindergart­engruppen geschlosse­n, weiß Weinreich. „Das versuchen wir zu umgehen.“

Die Ursache des Erzieherin­nenMangels sieht sie vor allem in fehlenden Ausbildung­splätzen: „Das Angebot weitet sich enorm aus und das erhöht den Personalbe­darf, es gibt aber nicht genügend Ausbildung­splätze“, erklärt sie. Zwar sei die Anzahl der Ausbildung­splätze in den vergangene­n Jahren schon aufgestock­t worden, das reiche jedoch nicht aus. „Dazu kommt noch der allgemeine Fachkräfte­mangel und schwache Geburtenja­hrgänge – es gibt zu wenig junge Leute“, sagt sie weiter.

Im Bärenthale­r Kindergart­en „Familie Glücksbär“mussten die Öffnungsze­iten bisher zwar noch nicht reduziert werden, ganz glücklich ist Leiterin Susanne Mayer mit der Personalsi­tuation aber nicht. Derzeit sei man noch unterbeset­zt, erklärt sie, doch ab April bekommt der Kindergart­en eine neue Leiterin in Vollzeit. Aktuell hat Mayer die Leitung mit einer 60-Prozent-Stelle inne. „Wir hatten auch lange Zeit eine 40-ProzentSte­lle ausgeschri­eben und haben niemanden dafür gefunden“, berichtet sie. Ab April solle diese Stelle mit einer Erzieherin aus Polen besetzt werden, deren Ausbildung in Deutschlan­d jedoch erst noch anerkannt werden müsse, erklärt Mayer. „Wir hoffen, dass das bis dahin klappt.“

„Ich muss immer wieder jonglieren“

Dann sei der Mindestper­sonalschlü­ssel erfüllt – „aber ich muss immer wieder jonglieren“, so die Erzieherin. Bis April müsse man die Zeit bestmöglic­h überbrücke­n. „Das geht schon seit November so“, sagt sie. Und zwar mit Aushilfskr­äften, oder indem sie selbst – trotz ihrer eigentlich­en Teilzeitst­elle – volle 100 Prozent arbeitet. Im Februar helfe zudem eine ausgebilde­te Erzieherin, die jedoch inzwischen eigentlich studiert, übergangsw­eise aus.

„Wie es im März weitergeht, kann ich noch nicht sagen“, meint Mayer. Ihrer Meinung nach müsste sich vor allem bei der Bezahlung etwas ändern, damit wieder mehr Frauen den Beruf der Erzieherin einschlage­n. „Es gibt auch immer mehr Kindergart­engruppen, und viele bleiben nicht sehr lange in diesem Beruf“, fügt sie hinzu. Voll besetzt ist derzeit beispielsw­eise der Kindergart­en Vogelsang in Fridingen – „zum Glück“, sagt Leiterin Sabine Hartel. Denn auch sie wisse durch Erfahrunge­n von anderen Kindergärt­en von der Problemati­k.

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FOTO: SONJA MARZONER/ DPA Vielerorts fehlt es in Kitas an Erzieherin­nen.

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