Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Höcke-Fans treffen sich in Burladingen
Harry Ebert überlässt die Stadthalle der AfD-Splittergruppe „Stuttgarter Aufruf“
BURLADINGEN - Der Stadt Burladingen steht möglicherweise eine Großveranstaltung des ganz rechten AfDFlügels, des „Stuttgarter Aufruf“, bevor. Die Gefolgsleute des Thüringer Rechtsauslegers Björn Höcke, planen, sich am Samstag, 9. Februar, in Burladingen zu treffen, nachdem die Stadt Ulm ihnen Veranstaltungsräume im dortigen Bürgerzentrum Eselsberg verwehrt hat.
Der Burladinger Bürgermeister Harry Ebert bestätigte auf Anfrage: Die Stadtverwaltung habe der Gruppierung die Stadthalle überlassen, und die Miete sei bereits bezahlt worden. Ebert ist bekanntlich selbst AfD-Mitglied, gehört aber nicht zu den Unterzeichnern des „Stuttgarter Aufrufs“und wird nach eigener Aussage „am Samstag wohl nicht dabei sein“.
Nicht dabei sein wird auch Björn Höcke selbst, der prominenteste Rechtsaußen der AfD. Als Redner angekündigt sind aber mehrere andere prominente Vertreter des rechten Rands der Partei (unter anderem Doris von Sayn-Wittgenstein aus Schleswig-Holstein, Jessica Bießmann aus Berlin und Christiane Christen aus Rheinland-Pfalz), die vom Parteivorstand der AfD wegen ihrer allzu extremen Haltungen ausgeschlossen werden sollen. Möglicherweise wird auch Stefan Räpple erwartet, der schon von der Polizei aus dem Stuttgarter Landtag geschmissen werden musste, weil er randaliert hatte.
Eigentlich wollten sich die Unterzeichner des „Stuttgarter Aufrufs“in Ulm gegen „Denk- und Sprechverbote innerhalb der Partei“in Stellung bringen. In der Donaustadt stießen die AfD-Radikalen auf eine Widerstandsbewegung.
Zahlreiche Gruppierungen, darunter das Ulmer „Bündnis gegen Rechts“, hatten zu einer Gegendemonstration unter dem Motto „Nazis raus aus der Stadt der Geschwister Scholl“aufgerufen. Auch die Ulmer Stadtverwaltung wollte die Veranstaltung der AfDRadikalen nicht dulden und verwehrte ihnen das Bürgerzentrum.
Die Veranstalter riefen daraufhin das Verwaltungsgericht Sigmaringen an und wollten die Stadt Ulm per einstweiliger Anordnung verpflich- ten, ihnen die städtischen Räume zur Verfügung zu stellen. Das haben die Sigmaringer Richter aber abgelehnt. Daraufhin erkoren die Höcke-Jünger Burladingen als Ausweichort für ihr Treffen. Bekannt wurde dies im Laufe des Dienstags, weil etliche AfDler von der Zollernalb auf „Facebook“darüber plauderten.
Joachim Wald, der stellvertretende AfD-Kreissprecher, schrieb mit AugenzwinkerSmiley garniert: „Endlich wieder eine namhafte Veranstaltung der AfD im Zollernalbkreis. Ich freue mich auf die ganz besonders bösen Mädchen und Buben des Flügels am Samstag in Burladingen. Eine Flügelveranstaltung, zu der ich nicht Hunderte von Kilometern fahren muss, ein ganz neues Gefühl.“Allen Ernstes versichert er dann, „dass der Kreisvorstand Zollernalb über keinerlei Informationen verfügte bis zur gestrigen Bekanntgabe der Verschiebung nach Burladingen auf Facebook.“Das betonte am Dienstagnachmittag auch der AfD-Kreisvorsitzende Stefan Herre.
Der Kreisvorstand habe mit der „geschlossenen Veranstaltung“des
Bürgermeister Harry Ebert
„Stuttgarter Aufrufs“nichts zu tun und er persönlich schon gar nicht. „Ich stehe für einen bürgerlich-konservativen Kurs der AfD“, betont Herre. Die „Richtungsentscheidung“seiner Partei stehe auf dem Landesparteitag am Samstag, 23. Februar, und Sonntag, 24. Februar, an. Da, so hofft er, würden die Weichen gestellt, „und da müssen sich dann manche eben fügen“.
Im Facebook-Dialog mit seinen Parteifreunden verwahrt sich auch Harry Ebert gegen den Eindruck, er oder die Burladinger Stadtverwaltung habe mit der Organisation des Treffens etwas zu tun: „Wir haben keinerlei Informationen über die Veranstaltung. Weder davon, dass Eintritt verlangt werden soll, noch dazu, ob die Presse geladen ist oder es sich um eine rein interne Veranstaltung handelt.“Von den Veranstaltern sei das „einfach rücksichtslos“. Die „internen Querelen“, so Ebert, schadeten nur. Die Burladinger AfD habe deswegen „schon einige Absagen bezüglich der Kommunalwahl bekommen“.
Am Samstag werden die AfD-internen Querelen nun in städtischen Burladinger Räumen ausgetragen. Angekündigt ist eine „Dialogveranstaltung über die Zukunft Deutschlands und unserer Partei.“