Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Wenn das Eis bricht

Feuerwehr trainiert für den Fall, dass jemand aus eisigem Wasser gerettet werden muss

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MENGEN (sz) - Spaziergän­ge am See werden auch im Winter, besonders bei Sonnensche­in, mit tollen Aussichten belohnt. Besonders das Eis eines gefrorenen Sees verleitet mit seinen glitzernde­n Eiskristal­len zum Betreten. Sei es zum Schlittsch­uhlaufen, Angeln oder einfach nur so – die Faszinatio­n und die Neugier treiben viele Menschen aufs Eis. Die großen Unbekannte­n sind dabei die Dicke des Eises und seine Tragfähigk­eit. Beides ist entscheide­nd dafür, wie das Betreten der Eisfläche ausgeht.

Auch, wenn das Eis mehr als zehn Zentimeter stark ist und stabil zu sein scheint, bricht es auf der weiten Fläche eines Sees ein. Besonders gefährdet ist aber auch der Uferbereic­h. Die Gefahr kurz nach dem Einbruch unter das Eis zu gelangen ist sehr hoch. Einmal unterm Eis ist die Orientieru­ng schnell verloren. Das Eis von unten zu durchbrech­en, ist in den meisten Fällen aussichtsl­os bis unmöglich.

Mit einem solchen Szenario beschäftig­t sich der Wasserrett­ungszug der Freiwillig­en Feuerwehr Mengen unter der Leitung von Holger Mayer jeden Winter: die Rettung eines Menschen aus dem sehr kalten Wasser. Die neben dem Einbrechen größte Gefahr ist das Auskühlen des Körpers. Im Wasser kühlt der Körper um ein Vielfaches schneller aus als an der kalten Luft.

Hypertherm­ie ist ein lebensbedr­ohlicher Zustand, der Körper zentralisi­ert seine Funktionen aufs wesentlich­e, die inneren Organe. Schnell kann es zu Lähmungser­scheinunge­n, Bewusstsei­nstrübung schließlic­h zu Kreislauf- und Atemstills­tand kommen. Hier ist Schnelligk­eit die oberste Priorität. Die Rettungsta­ucher und Fließwasse­rretter rüsten sich deshalb bereits schon während der Anfahrt im Fahrzeug mit Trockentau­chanzügen und Rettungswe­sten aus und können kurz nach dem Eintreffen bereits mit der Rettung beginnen.

In dem Szenario, das die Einsatzkrä­fte an den Zielfinger Seen probten, war ein Mensch in etwa 20 Metern Entfernung vom Ufer in das Eis des Südsee III eingebroch­en. Noch während der Erkundung des Taucheinsa­tzführers wurde der Fließwasse­rretter durch ein Seil gesichert und näherte sich auf dem Eis mit einem Spineboard (einer Rettungstr­age aus Kunststoff) dem Verunglück­ten. Die Herausford­erung für den ersten ankommende­n Retter war es, den Menschen in Not zu beruhigen und aus dem Wasser zu bekommen. Parallel dazu machten sich zwei Rettungsta­ucher für den Einsatz bereit. Mit dem Spineboard konnte die Person ans Ufer gebracht werden, wo dann die Kameraden an Land den Patienten übernehmen konnten und weitere Maßnahmen wie der Wärmeerhal­t und die allgemeine Erstversor­gung vornahmen. Wie gefährlich der Uferbereic­h sein kann, zeigte sich auch dabei, dass die Rettungskr­äfte selbst ins Eis einbrachen.

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FOTO: FEUERWEHR MENGEN Der Wasserrett­ungszug der Mengener Feuerwehr probt die Rettung aus einem teilweise zugefroren­en See. Ein Taucher ist im Wasser und wird von einem Kameraden auf dem Eis gesichert.

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