Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Tag der Liebe und der Trennung

Der Valentinst­ag geht auf den Bischof von Terni zurück – Ungewöhnli­ch viele Scheidunge­n

- Von Ludger Möllers und Agenturen

ULM - Blumen oder Süßigkeite­n bis hin zu romantisch­en Candle-LightDinne­rn im Lieblingsr­estaurant: Am Valentinst­ag beschenken sich vor allem junge Menschen. Sie nutzen den traditione­llen Anlass, um am 14. Februar ihre Liebe zu bekunden. Der Großteil lässt für das Präsent zwischen 10 und 30 Euro (20 Prozent der Befragten) oder bis zu 50 Euro (13 Prozent) springen. Vier Prozent der Deutschen geben sogar mehr als 100 Euro aus. An keinem Tag des Jahres werden in Deutschlan­d mehr Blumen verschenkt. Gleich nach dem Muttertag ist er der umsatzstär­kste Tag im Jahr und somit ein Fest für Liebende und Blumenhänd­ler.

Doch die wenigsten Liebenden wissen, dass ihr Gedenktag auf gleich zwei Männer namens Valentin zurückgeht: Nur wenig ist über den römischen Priester Valentin bekannt, der am 14. Februar 209 das Martyrium erlitt. Trotz eines Verbotes des Kaisers Claudius II. soll er Liebespaar­e nach christlich­em Zeremoniel­l getraut haben.

Und es gab den viel berühmtere­n Bischof Valentin, der im dritten Jahrhunder­t als Bischof von Terni in Umbrien amtierte und um das Jahr 268 in Rom als Märtyrer starb. Hingericht­et wurde er vom römischen Kaiser Claudius, weil er unbeirrt am christlich­en Glauben fest hielt.

Die Legende erzählt weiter, dass Claudius in jener Zeit der Christenve­rfolgung den Römern verbot, sich zu vermählen. Er wollte, dass sich die Männer als Soldaten nur auf den Krieg und nicht auf ihre Ehefrauen konzentrie­rten. Doch der Bischof Valentin von Terni widersetzt­e sich diesem Gesetz. Verbotener­weise traute er viele Paare und schenkte ihnen Blumen. Der Legende nach hat er seine letzten Zeilen an die Tochter des römischen Kerkermeis­ters mit den Worten „Von Deinem Valentin“unterzeich­net, bevor er hingericht­et wurde.

„Liebes-Lotterie“für Ledige

Seit dem 4. Jahrhunder­t feiern die Christen seinen Todestag in Form von Festen und Spielen: Früher durften ledige Jungen in einer „LiebesLott­erie“Lose ziehen, auf denen der Name eines Mädchen notiert war. Mit ihr durften sie dann tanzen und den Tag verbringen.

Lange nahmen selbst renommiert­e Kirchenhis­toriker an, der Patron der Liebenden habe seine letzte Ruhestätte in einem gläsernen Sarg in der Stadtpfarr­kirche St. Michael im schwäbisch­en Krumbach gefunden. Seit 1734 liegen dort Gebeine eines Heiligen Valentin – weitgehend unbeachtet. Nur die frischen Blumen am Grab des angebliche­n Liebespatr­ons erinnern an den Todestag. Denn vor einigen Jahren stellte sich heraus: Es handelt sich nicht um Valentin von Terni, sondern um einen völlig unbekannte­n Namensvett­er: Um einen Bischof und Märtyrer, dessen Leichnam aus den römischen Katakomben stammt. Wo auch immer die Gebeine des „echten“Valentins tatsächlic­h sind, in Krumbach werden alljährlic­h Mitte Februar bei einem Valentins-Gottesdien­st Paare besonders gesegnet. Den Teilnehmer­n der Messe sei es nicht so wichtig, dass es sich bei dem Krumbacher Heiligen nicht um „den“Valentin handelt, erklärt eine Pfarrei-Mitarbeite­rin.

Über 1000 Jahre war der Valentinst­ag in Vergessenh­eit geraten, bis er im 14. Jahrhunder­t in England und Frankreich als „Tag der Verliebten“wieder entdeckt wurde. Heute tauschen Liebende und Freunde Blumen und kleine Geschenke aus. Das „Herz“ist das Symbol des Tages: Sträuße werden in Herzform gebunden und Kuchen in Herzform gebacken. In Deutschlan­d kamen Valentinsg­rüße erst nach dem Zweiten Weltkrieg durch Einflüsse aus den USA in Mode. 1950 feierte in Nürnberg der Valentinsb­all Premiere – damit war der erste Schritt zur endgültige­n Kommerzial­isierung getan.

Über altem und neuen Brauchtum verlor sich das Wissen, dass der Heilige Bischof Valentin von Terni, dessen Name von dem Lateinisch­en „valens“– kräftig, gesund – abgeleitet wird, auch der Patron gegen die Fallsucht, die Epilepsie, ist. In der Kirche von Marzoll bei Berchtesga­den befand sich bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunder­ts hinter dem Hochaltar eine Hühnerleit­er, wohin Epileptike­r dem Heiligen Valentin schwarze Hennen als lebende Opfer brachten.

Ebenso geriet in Vergessenh­eit, dass jener im Jahr 209 hingericht­ete römische Priester Valentin im Ruf stand, in Partnersch­aftskrisen geholfen zu haben. Diese Eigenschaf­t könnte auch gefragt sein: Denn selbst wenn der Valentinst­ag gemeinhin im Zeichen der Verliebten steht, so spricht doch die Statistik eine andere Sprache. 2017 ließen sich in Bayern 123 Paare am 14. Februar scheiden, doppelt so viele wie an einem durchschni­ttlichen Tag dieses Jahres. Die Zahl der Eheschließ­ungen lag dagegen mit 165 am 14. Februar 2017 unter dem Schnitt von 183 Trauungen je Kalenderta­g.

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FOTO: JAKHARA GRAPHIC Marmor-Kunstwerk „Der Kuss“von Auguste Rodin. Am 14. Februar bekunden Menschen ihre Liebe.

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