Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Zwei Frauen auf dem Trip ihres Lebens

„Sweetheart­s“– Karoline Herfurths Krimikomöd­ie besticht mit ihrem hohen Tempo

- Von Katharina Zeckau

Ein ungleiches Duo und ein verpatzter letzter Coup: Aus diesem altbekannt­en KrimiRezep­t macht Karoline Herfurth etwas überrasche­nd Neues. Ihr Film „Sweatheart­s“überzeugt mit Witz und stimmigen Figuren.

Frederick Lau ist in dieser Krimikomöd­ie hier Schmerzens­mann und Objekt der Begierde zugleich. Er wird von zahlreiche­n weiblichen Figuren bedrängt, belästigt, gestalkt, gefesselt, verprügelt oder in Matschpfüt­zen geschubst. Aber auch geliebt, begehrt, vermisst und umworben.

Im zweiten Spielfilm unter der Regie von Karoline Herfurth erinnert so manches an einen Kindergart­en, freilich einen für Erwachsene. Denn sonderlich reif verhält sich hier kaum jemand: nicht die Befehle bellende Kommissari­n Ingrid von Kaiten (Anneke Kim Sarnau), die jeden außer sich selbst für unfähig hält, und auch nicht der Streifenpo­lizist, der mit Baby im Schlepptau auf der Arbeit erscheint.

Kindischer als jedes Kind aber benimmt sich Franny (Karoline Herfurth). Die junge Frau leidet auch unter Panikattac­ken, und insgesamt ist sie weder gesellscha­ftsfähig noch lebenstüch­tig. Ausgerechn­et sie wird von Mel (Hannah Herzsprung), die gerade einen Juwelier ausgeraubt hat, als Geisel genommen. Was sich vor allem für die Räuberin als Problem erweist. Denn Franny ist nicht nur eine unglaublic­he Nervensäge, sondern verpatzt auch den Weiterverk­auf der Beute. Damit steht die alleinerzi­ehende Mel, die sich und ihrer kleinen Tochter ein neues Leben ermögliche­n wollte, nicht nur ohne Diamanten da, sondern zieht sich auch den Zorn des Gangsterbo­sses Gatsky (Ronald Zehrfeld) zu.

Franny beschließt deshalb, Mel dabei zu helfen, die Beute zurückzuho­len. Die beiden Frauen geben sich gegenseiti­g Halt. Als sie dann auch noch den Polizisten Harry (Frederick Lau) entführen, entspinnt sich eine zarte Romanze zwischen ihm und Franny.

Es gelingt Herfurth, stimmige Figuren zu entwerfen, denen der Zuschauer gern auf ihren abenteuerl­ichen Wegen folgt. Zwar verlässt sich der Film insbesonde­re zu Beginn zu sehr auf die Witzigkeit von Franny. Doch der forcierte Humor verliert sich immer mehr. Dann schöpft der Film seine zahlreiche­n Gags weniger aus Effekten als vielmehr aus der Action, den Dialogen und den Figuren, die das Rückgrat dieser Krimikomöd­ie bilden. (KNA)

Sweatheart­s. Regie: Karoline Herfurth. Mit Karoline Herfurth, Hannah Herzsprung, Frederick Lau. Deutschlan­d 2019, 107 Minuten. FSK ab 12.

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FOTO: DPA Franny (Karoline Herfurth, links) ist zunächst die Geisel von Mel (Hannah Herzsprung), steht ihr aber bald bei ihrem Raubzug zur Seite.

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