Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Sockentag der Stadtwerke läuft aus dem Ruder
Verärgerte Kunden in Bad Saulgauer Modegeschäft – Vorrat reicht nur eine Stunde
BAD SAULGAU - Das hatten sich die Stadtwerke Bad Saulgau und das Modegeschäft Punkt Männersache sicherlich entspannter vorgestellt. Der Sockentag für Kunden der Stadtwerke ist am Dienstag etwas aus dem Ruder gelaufen. Kunden waren verärgert, weil der Vorrat an Sockenpaaren zu knapp war oder weil sie nur einen Gutschein einlösen durften, obwohl sie mehrere dabeihatten. „Mit diesem Ansturm war nicht zu rechnen“, sagt Stadtwerke-Chef Richard Striegel.
Baykal Ünal, Inhaber des Modegeschäfts Punkt Männersache in der Fußgängerzone, war quasi selbst von den Socken, als er am Dienstagmorgen um kurz vor 9 Uhr zahlreiche Menschen vor der Eingangstür sah, die sich als Treuebonus ein Paar Socken abholen wollten. Die Stadtwerke übernahmen den Kaufpreis für die Socken. Stadtwerkekunde Werner Weissmüller aus Bad Saulgau wollte zwei Gutscheine einlösen. „Meine Mutter ist 79 Jahre alt und nicht mehr gut zu Fuß unterwegs“, sagt Weissmüller, der seinen Gutschein und den seiner Mutter einlösen wollte. „Ich bekam aber nur ein Paar Socken. Da fühlte ich mich wirklich verschaukelt“, ergänzt Weissmüller. „Seit mehr als 20 Jahren bin ich Kunde bei den Stadtwerken. Das war überhaupt nicht in Ordnung.“
Über das ganze Jahr verteilt veranstalten die Stadtwerke als Marketingmittel der Kundenbindung etwa 25 im Gutscheinheft angekündigte Aktionen und haben dafür ein Budget von 30 000 Euro zur Verfügung. Sie schenken ihren etwa 3500 Treuekunden zum Beispiel einen Kinobesuch, eine Kugel Eis oder wie zuletzt freien Eintritt für das Hallenbad. „Da lösten 30 Kunden ihren Gutschein ein“, sagt Richard Striegel, der zum ersten Mal eine Kooperation mit einem Modegeschäft einging. „Wir haben ein gutes Verhältnis zu unseren Einzelhändlern, die wir auch einmal unterstützen wollten“, ergänzt Striegel. 100 Paar Socken wurden für den Sockentag bestellt. Striegel richtete sich dabei nach der Größenordnung von anderen Aktionen, bei denen diese Menge ausgereicht hatte. Doch beim Sockentag reichte der Vorrat gerade einmal eine Stunde aus. Gegen 10 Uhr betrat eine weitere Kundin das Modegeschäft – ebenfalls mit zwei Gutscheinen. „Als ich kam, waren alle Socken weg“, sagt die Kundin, die aber trotzdem das Geschäft nicht ohne Socken verlassen musste. Denn Baykal Ünal holte nach Absprache mit Striegel weitere Socken aus seinem Lager, um wenigstens allen Kunden ein Paar Socken auszuhändigen. Es blieb dabei, dass nur ein Gutschein pro Person eingelöst werden durfte.
„Wir wollten lieber jedem Kunden ein Paar Socken mitgeben als einem Kunden mehrere Sockenpaare“, ergänzt Striegel, der bis zum Mittag einige Telefonate führen musste, um die erhitzten Gemüter derjenigen zu beruhigen, die mit Unverständnis auf die Sockenaktion reagierten. „Ich habe die Gutscheine doch nicht gestohlen. Die Stadtwerke haben den Andrang ganz klar unterschätzt“, ergänzt die Kundin. „Von uns wird ja erwartet, dass wir pünktlich unser Geld für Strom und Gas bezahlen.“
Baykal Ünal musste beim Sockentag einige Diskussionen mit Kunden führen, erhielt aber auch Lob für die Aktion. „Sie fanden sie sehr gut“, so Ünal. Und Richard Striegel will den Sockentag nochmal aufarbeiten, um daraus Lehren für die Zukunft zu ziehen: „Das war wirklich kein böser Wille von uns. Wir sind überrannt worden.“
Bei den Veranstaltungen mit einem Gegenwert von umgerechnet 250 Euro müsste für jeden Kunden etwas Passendes dabei sein.